Vor wenigen Jahren mussten sich die Mittelständler noch richtig Mühe geben, um von der Bank einen Kredit zu bekommen. Heute sieht es anders aus: Mittelständler bekommen nun, sofern sie eine gute Bonität haben, jederzeit eine Finanzierung.
Warum die Banken um die Mittelständler kämpfen
Die europäischen Kreditinstitute stehen, aufgrund der Niedrigzinspolitik der Notenbanken, noch immer vor großen Herausforderungen. Wann und ob die Zinsen steigen, kann auf CMC Markets beobachtet werden. Die Gewinnspanne zwischen Einlagen- und Kreditzinsen ist – so die Studie der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) – so stark geschrumpft, dass die Jahresrendite, basierend auf den Vermögenswerten der Jahre 1995 bis 2012, halbiert wurde. Ein Umstand, auf den die Banken reagieren mussten. Heute sind es vorwiegend provisionsträchtige Produkte, die Mittelständler überzeugen sollen, eine Finanzierung aufzunehmen. Vergeben die Banken mehr Kredite, können sie die schmale Gewinnspanne wettmachen.
Die Frage nach der Bonität
Bernd Papenstein, Experte und Partner für Mittelstandsfinanzierung bei der PwC, einer Beratungsgesellschaft, weiß, dass der Mittelstand wohl alles von den Banken haben kann. Jedoch nur, wenn die Unternehmen eine gute Bonität haben. Riskantere Bonitäten werden nur akzeptiert, wenn auch das Potential für provisionsträchtige Produkte, die mitunter zur Absicherung aufrechter Auslandsgeschäfte dienen, gegeben ist. Auch wenn die Banken den Mittelständler umschwärmen, haben Unternehmen, die nur mit einer bedingt guten Bonität ausgestattet sind, keine großartigen Vorteile. Doch welche Möglichkeiten haben Firmen, die nur eine mittelmäßige Bonität aufweisen können, jedoch einen größeren Finanzierungsbedarf haben? Unternehmen, die einen Jahresumsatz zwischen 100 und 500 Millionen Euro erwirtschafteten, konnten immer wieder Mittelstandsanleihen erwerben. Ein Markt, der heute zum Erliegen gekommen ist. Die alternative Unternehmensfinanzierung ist heutzutage keine Option mehr. Familienunternehmen, die Milliardenumsätze machen, sind natürlich nicht betroffen. „Heute können Emissionen ab rund 100 Millionen am Anleihemarkt platziert werden. Dabei stößt man dann immer wieder auf Nachfragen von institutionellen Investoren“, so Papenstein. Firmen, die nur einen geringen Finanzierungsbedarf haben, stehen mit sogenannten Schuldscheindarlehen, die bei den institutionellen Investoren platziert werden, eine Alternative zur Verfügung. Das Unternehmen muss weder ein externes Rating einholen, noch Zeit und Kosten für Dokumentations- und Publizitätspflichten einplanen.
Das Problem mit der Digitalisierung
Mittelständler investieren vorsichtiger. Das Jahr 2008 hat gezeigt, dass unvorhergesehen Ereignisse jederzeit eintreten können. Während die Eigenkapitalquoten vor zehn Jahren noch zwischen 25 Prozent und 30 Prozent ausmachten, liegen sie sich heute zwischen 30 Prozent und 35 Prozent. Ein Zeichen, dass Mittelständler nur noch Schritt für Schritt planen. Die Digitalisierung gewinnt zudem auch immer mehr an Bedeutung. 75 Prozent aller Unternehmen sind überzeugt, mit der Digitalisierung den entscheidenden Erfolgsfaktor im Wettbewerb zu haben. Jedoch haben zwei Drittel aller Unternehmer nur wenige Kenntnisse; sie haben sich bislang kaum oder gar nicht für die Digitalisierung interessiert. Fakt ist: Die Digitalisierung kostet Geld und wird hohe Investitionen erfordern, die demnächst auf Unternehmen zukommen werden, wenn sie sich für die Neuerungen entscheiden. Personal, Know-How und IT werden nicht von der Hausbank finanziert. Würde das Unternehmen eine Finanzierung für eine Maschine benötigen, sei dies gleichzeitig die Sicherheit für die Bank. Es gibt aber keine Sicherheiten, wenn man Geld für die Digitalisierung benötigt.