München – Während die Corona-Krise die weltweiten Aktienmärkte auf Talfahrt geschickt hat, reagieren Immobilienbesitzer mit bestehenden Krediten und Immobilienkäufer besonnen. „Bei der Finanzierung von Wohneigentum führt die Corona-Krise zu neuen Fragen und Bedürfnissen auf Kundenseite und in der Branche zu einem Digitalisierungsschub. Shutdown und Social Distancing erfordern innovative Wege für die Beratung sowie den Kauf- und Finanzierungsprozess. Banken und Vermittler stellen Angebote und Prozesse um“, sagt Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe. Nach wie vor gelte es, für die Kunden individuell und langfristig tragbare Lösungen zu finden. Die Digitalisierung stelle sich an vielen Stellen als wertvoll heraus. Interhyp gibt Antworten auf fünf aktuell wichtige Fragen, die Baufinanzierungskunden in der Corona-Krise bewegen.
1. Ist es während der Corona-Pandemie möglich, einen Kredit zu erhalten?
„Die Branche hat schnell reagiert und digitale Prozesse vorangetrieben, sodass Immobilieninteressenten und Anschlussfinanzierer auch während der Corona-Krise eine private Baufinanzierung abschließen und dabei auf ein breites Angebot zugreifen können“, sagt Jörg Utecht. Viele Kreditinstitute haben auf Home-Office und digitale Prozesse umgestellt. Kundentermine werden per Telefon, zum Teil per Video angeboten. Zum Teil werden Video-Legitimationen genutzt. Einige Kreditinstitute verzichten auf Innenbesichtigungen oder nutzen Videobesichtigungen. Bei der Immobiliensuche habe die Corona-Krise zu Einschränkungen bei Besichtigungen geführt, aber auch hier die Digitalisierung beschleunigt. Besichtigungen finden zum Beispiel online oder per Video-Besichtigung statt. Mitunter gibt es unter Einhaltung der Bestimmungen und Abstandsregeln auch Einzelbesichtigungen mit Maklern. Notartermine sind unter Einhaltung der geltenden Regeln möglich.
2. Was ist, wenn Kreditnehmer wegen der Corona-Krise in Zahlungsschwierigkeiten geraten?
„Wir sehen, dass etliche Banken derzeit kulant und flexibel reagieren. Einige bieten zum Beispiel die Möglichkeit, fest vereinbarte Sondertilgungen zu verschieben und die Tilgung über mehrere Monate herabzusetzen oder ganz auszusetzen“, berichtet Jörg Utecht. Bei Zahlungsschwierigkeiten von Privatleuten in der Corona-Krise ist eine dreimonatige Stundung der Zins- und Tilgungsleistung seit kurzem gesetzlich geregelt. Interhyp rät, sich dazu gut zu informieren und bei Zahlungsschwierigkeiten auf das Kreditinstitut zuzugehen. Oft seien individuelle Lösungen möglich und sinnvoll. Tilgungsaussetzungen seien zum Beispiel zum Teil länger als gesetzlich geregelt möglich.
3. Was gilt für die Finanzierung?
„Die Finanzierung muss jetzt und auch in Zukunft für den Kreditnehmer tragfähig sein. Wir raten immer und besonders in der derzeitigen Situation zur Besonnenheit und einer wohl überlegten Finanzierung“; erklärt Mirjam Mohr. Die Expertin empfiehlt Darlehen mit langen Zinsbindungen von mehr als 10 Jahren, hohen Anfangstilgungen von über drei Prozent und Möglichkeiten, flexibel auf Situationen reagieren zu können. Mirjam Mohr: „Kostenlose Tilgungssatzwechsel oder kostenlosen Optionen zur Sondertilgung machen die Finanzierung flexibler.“ In Sachen Eigenkapitaleinsatz gelte weiterhin die Regel, nach der viel Eigenkapital die Zinskondition verbessert. Mindestens die Kaufnebenkosten sollten durch Eigenkapital gedeckt sein, empfehlenswert seien in vielen Fällen zusätzlich zwanzig Prozent vom Kaufpreis.
4. Welche Auswirkungen hat die Krise auf die Bauzinsen?
Laut Interhyp sind die Bauzinsen seit einigen Wochen volatiler als üblich. Mirjam Mohr: „Trotz des leichten Konditionsanstiegs in den letzten Wochen finden Immobilieninteressenten noch immer günstige Zinsen auf vergleichsweise niedrigem Niveau vor – was zu leistbaren Finanzierungen führt.“ Auch die aktuelle Umfrage für den Zinsbericht zeigt, dass die Mehrheit der zehn befragten Kreditinstitute auf Jahressicht von gleichbleibenden Zinsen ausgeht, einige erwarten leicht steigende Zinsen.
5. Welche Auswirkungen wird die Corona-Krise auf die Nachfrage von Immobilien und Finanzierungen haben?
„Ob die Corona-Krise die Nachfrage nach Immobilien erhöht oder dämpft, lässt sich aktuell schwer abschätzen. Klar sagen lässt sich indes, dass Interessenten auf Kauf- und Verkaufsseite durch die Krise anders über das Investment nachdenken, es neu bewerten“, erläutert Jörg Utecht. In den vergangenen Jahren war die Immobilie als Sachwert in Krisenzeiten gefragt. Auch heute fehlt es vielen Anlegern an attraktiven Anlagealternativen. „Besonders für Eigennutzer zählt die Immobilie neben einer möglichen Aussicht auf Wertentwicklung vor allem als Zuhause, das Sicherheit, aber auch Unabhängigkeit verspricht. Die Immobilie bleibt eine der wenigen Anlageformen, die sich nutzen lässt und die einen Einfluss auf die Lebensqualität hat. Solange Menschen nach dem eigenen Zuhause streben, werden sie dafür Finanzierungen benötigen.“ Leichte Preisrückgänge könnten bei einer sich stabilisierenden Wirtschaftslage und weiterhin niedrigen Zinsen dazu führen, dass der Erwerb von Wohneigentum attraktiver wird.
Quelle: Interhyp AG