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„Das Umsatz- und Gewinnpotential ist enorm“

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Singlepoint-Geschäftsführer Sven Krahn im Interview zur Industrie 4.0

Kaum ein Thema wird aktuell heißer diskutiert als die Digitalisierung. Was vor zehn Jahren in der Medien- und Unterhaltungsbranche begann, hat inzwischen längst den Handel erfasst und stellt zunehmend auch Unternehmen des Mittelstands vor die Herausforderung, geeignete Strategien zu entwickeln. Wie lassen sich digitale Technologien im Sinne der Industrie 4.0 nutzen und welche Hürden müssen mittelständische Unternehmen nehmen, wenn sie sich digitaler aufstellen möchten? Diese und weitere Fragen haben wir Sven Krahn gestellt, dem Gründer und Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Singlepoint.

Herr Sven Krahn
Herr Sven Krahn

1. Hallo Herr Krahn, bitte stellen Sie sich kurz vor.

Hallo und vielen Dank für die Einladung zum Interview. Mein Name ist Sven Krahn, ich bin 45 Jahre alt und Geschäftsführer der Berliner Singlepoint GmbH, die ich im August 2014 gegründet habe. Vor Singlepoint war ich über 20 Jahre lang in leitenden IT-Positionen für verschiedene Unternehmen tätig – für 1&1 und AOL genauso wie beispielsweise für Lycos und zuletzt die Unister-Holding, bei der ich als CIO den gesamten Entwicklungsbereich mit 500 Mitarbeitern geleitet habe.

2. Mit Singlepoint haben Sie sich im August 2014 selbständig gemacht. Was gab den Anreiz für Sie, Ihre Position als CIO bei Unister zu verlassen?

Die Gründung von Singlepoint war ein logischer Schritt, der sich aus meiner Karriere als Manager ergeben hat: Ich habe schon früh erste Erfahrungen mit outgesourcten Software-Projekten gesammelt. 2002 habe ich die „Core-Billing-Plattform“ von Lycos in Armenien entwickeln lassen. Über diese Abrechnungssoftware konnte Lycos alle Premium-Dienste im Wert von fast 100 Millionen Euro pro Jahr in zwölf Währungen und über 16 verschiedene Zahlungswege abrechnen.
Auch in meinen weiteren Positionen war ich immer wieder damit konfrontiert, Entwicklungskapazität schnell skalieren zu müssen – und zwar schneller, als wir eigene Mitarbeiter einstellen konnten. Meine langjährigen Erfahrungen mit osteuropäischen Partnern und das dabei aufgebaute Vertrauen helfen mir, auch komplexe Software-Projekte zum Erfolg zu führen. Mit Singlepoint gebe ich die Erfahrung, die ich seitdem gesammelt habe, nun gezielt weiter. Singlepoint unterstützt Unternehmen bei der Digitalisierung.

3. Software-Agenturen gibt es zahlreiche. Bitte erklären Sie uns, wie sich Singlepoint vom Wettbewerb unterscheidet.

Singlepoint ist keine klassische Software-Agentur. Wir positionieren uns als IT-Dienstleister und folgen dabei unserem Leitspruch „Nearshore-Softwareentwicklung ,made in Germany‘“.

In erster Linie stellen wir kurzfristig Entwicklerkapazitäten zur Verfügung, sowohl für einzelne Projekte als auch für den längerfristigen Bedarf. Dabei stellen wir dem Auftraggeber sehr erfahrene Projektleiter zur Seite, die die Schnittstelle zum Entwicklerteam bilden. Vom Teamaufbau über das Anforderungsmanagement und die Entwicklung bis hin zur Qualitätssicherung erhalten Unternehmen bei uns alle Leistungen aus einer Hand.

Für unsere Kunden ist es daher in der Regel nicht relevant, ob das Team in der Ukraine, in Weißrussland, in Armenien oder zukünftig vielleicht in Vietnam sitzt – solange Singlepoint für die Qualität einsteht und das Management des Teams übernimmt. Sie können bei der Nearshore-Softwareentwicklung auf die Zuverlässigkeit eines deutschen Vertragspartners vertrauen – wir sitzen in Berlin, sprechen deutsch und sind bei Bedarf schnell vor Ort beim Kunden. Das sind alles Vorteile, die gerade von unseren mittelständischen Kunden sehr geschätzt werden.

4. Wie genau gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und den auftraggebenden Unternehmen?

Ein typisches Projekt sieht so aus, dass wir im persönlichen Gespräch mit dem Unternehmen die Anforderung besprechen – es ist also nicht erforderlich, dass wir ein umfassendes Lasten- und Pflichtenheft bekommen. Diese Anforderung dokumentieren wir und bewerten sie mit einer für den Auftraggeber transparenten und nachvollziehbaren Aufwandsschätzung. In der Regel erfolgt dies in zwei bis drei Iterationen, bis ein gemeinsames Verständnis erzielt ist und wir die Anforderungen genau verstanden haben.

Während dieses Abstimmungsprozesses machen wir auch einen Vorschlag, wie das Entwicklerteam zusammengesetzt sein sollte. Neben den eigentlichen Kenntnissen der Programmierer werden hier insbesondere auch Anforderungen an das Qualitätsmanagement oder beispielsweise hinsichtlich der IT-Sicherheit berücksichtigt. Außerdem wird die Art der Zusammenarbeit festgelegt: Können wir auf den Systemen des Kunden arbeiten? Wie erfolgen Übergaben und Abnahmen? Welche Meetings sollen stattfinden? All dies geschieht für unsere Kunden selbstverständlich kostenfrei.

Da wir agil entwickeln, hat der Auftraggeber in der Umsetzungsphase nicht nur jederzeit Einblick in den Stand der Entwicklung, sondern bekommt auch in kurzen Intervallen – in der Regel zweiwöchentlich – ein konkretes, „sichtbares“ Ergebnis geliefert. Durch unsere räumliche Nähe zum Unternehmen sind wir dabei jederzeit erreichbar und können auch auf Änderungen flexibel reagieren.

5. Sie wenden sich mit Singlepoint an den Mittelstand. Wieso adressieren Sie diese Zielgruppe?

Wir richten uns nicht ausschließlich an den Mittelstand. Das Modell von Singlepoint ist prinzipiell für unterschiedlich große Unternehmen aus verschiedenen Branchen geeignet. Die größte Nachfrage erfahren wir aktuell aber tatsächlich von mittelständischen Unternehmen – aus mehreren Gründen:

Zum einen fehlt es in Deutschland an IT-Fachkräften und die wenigen Entwickler und Produkt-Manager konzentrieren sich in großen, „trendigen“ Städten wie Berlin, Hamburg oder München. Mittelständische Unternehmen, die aus logistischen Gründen ja oft eher außerhalb dieser Zentren angesiedelt sind, haben es entsprechend schwer, kompetente Mitarbeiter für die IT zu finden.

Zum anderen sind mittelständischen Unternehmen es seit jeher gewöhnt, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren und bestimmte Tätigkeiten auszulagern. So werden beispielsweise Komponenten für Computer oder für die Automobilherstellung in Fernost produziert und erst dann in Deutschland qualitätsgesichert und zusammengesetzt.

Nichts anderes machen wir mit der Softwareproduktion – das Konzept der „verlängerten Werkbank“ ist für mittelständische Unternehmen kein neues Konzept und es ist nur konsequent, es auch für Softwareentwicklung anzuwenden.
Nicht zuletzt schätzen es gerade Mittelständler, einen zuverlässigen Partner zu haben, der ihre Sprache spricht, den sie unkompliziert anrufen können und der auch spontan persönlich vorbeikommen kann.

6. Man hört und liest viel von der „Industrie 4.0“. Bitte definieren Sie diesen Begriff einmal.

Der Begriff geht zurück auf den Koalitionsvertrag der Bundesregierung und bezeichnet dort ein Zukunftsprojekt im Rahmen der Digitalstrategie. Er hat sich inzwischen aber längst verselbstständigt. Hinter „Industrie 4.0“ verbirgt sich ein neuer Idealzustand, den Industrieunternehmen im Sinne der Effektivitäts- und vor allem auch Effizienzsteigerung anstreben sollten.

Nachdem die Industrie in den ersten drei Entwicklungsphasen erst mechanisiert, dann elektrifiziert und schließlich – mit dem Einzug von Computern – digitalisiert wurde, soll sie nun in der vierten Stufe als „Industrie 4.0“ richtig „intelligent“ werden.

Die Grundlage der Industrie 4.0-Idee bildet das „Internet of Things“: Maschinen, Werkstücke, Transportmittel und Produkte sollen mit winzigen Rechnern, Sensoren und Aktoren versehen werden, die über verschlüsselte Verbindungen untereinander und mit Menschen kommunizieren.

Die Vorteile, die sich hieraus ergeben, sind enorm und reichen von sich selbst reparierenden Maschinen bis hin zur rentablen Produktion von Einzelstücken der Losgröße 1. Die letzten Jahre haben aber gezeigt, dass der Weg zur Industrie 4.0 doch recht lang ist.

7. Denken Sie, dass der deutsche Mittelstand die Digitalisierung verschläft?

Nein, keinesfalls. Das wäre auch schwer möglich: Digitale Technologien wie das Internet sind ja schließlich längst kein Neuland mehr. Sie sind in unserem Alltag angekommen und dort omnipräsent. Die Digitalisierung ist ein soziokultureller Megatrend, der unsere Lebensweise fundamental verändert und vieles vereinfacht.

Die Herausforderung für Unternehmer besteht nun darin, nicht nur Konsument digitaler Medien zu sein, sondern diese Technologien aktiv zu nutzen, um beispielsweise Prozesse in Produktion und Logistik effizienter zu gestalten. Hierfür brauchen Unternehmen vor allem eines: Spezialisten, die geeignete Technologien entwickeln und implementieren können.

An IT-Fachkräften fehlt es aber in Deutschland. Der Hightech-Branchenverband Bitkom bezifferte die Zahl der offenen Stellen zuletzt auf 41.000. Und die Schere zwischen Angebot und Nachfrage wird künftig noch weiter auseinandergehen. Insofern dürfen Unternehmen heute nicht darauf warten, den einen oder anderen IT-Spezialisten einzustellen, sondern müssen sich bereits jetzt nach einer flexiblen und skalierbaren Lösung umsehen.

8. Ist der Fachkräftemangel denn ein rein deutsches Phänomen oder zeichnen sich ähnliche Probleme in vielen Ländern der Welt ab?

Entwickler und andere Spezialisten fehlen europaweit. Noch in diesem Jahr wird es, Studien zufolge, in der EU erstmals über eine halbe Million unbesetzte Stellen in IT-Abteilungen geben. Aber verbessert das die Situation für deutsche Unternehmen? Wer heute Erfolg haben möchte, denkt global – und, was den Arbeitsmarkt betrifft, haben Unternehmen aus China, Indien und den USA klare Wettbewerbsvorteile. Deutsche Unternehmen stehen unter Zugzwang, um ihre auf dem Weltmarkt führende Position zu bewahren. Outsourcing hilft dabei, flexibel und skalierbar zu bleiben, sich benötigte Ressourcen bedarfsgerecht zu beschaffen und Kosten variabel zu gestalten.

9. Worauf sollten Unternehmen bei der digitalen Transformation achten?

Unternehmen, die ihre Prozesse digitalisieren möchten, stehen im Kern vor zwei Herausforderungen: Es gilt nicht nur, Digitalisierungspotentiale zu identifizieren und die benötigten Technologien zu entwickeln, sondern auch die Anwender nicht aus dem Blick zu verlieren.

Zum einen wirken sich technologische Innovationen auch auf die Kultur eines Unternehmens aus: Ein Unternehmen der Industrie 4.0 zeichnet sich nicht bloß durch intelligente Prozesse in Produktion und Logistik aus, sondern auch durch Mitarbeiter, die diese neuen Technologien akzeptieren und nutzen können. Gutes Change-Management ist deshalb genauso wichtig wie technische Innovation.

Zum anderen muss der Kundennutzen immer im Blick behalten werden. Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern folgt alten Mustern: Kunden nutzen nur, was ihnen einen konkreten Mehrwert bringt. Die Heimautomatisierung zum Beispiel kommt auch deshalb nur so schleppend voran, weil sich durch sie zwar auf den ersten Blick Energieeinsparungen realisieren lassen, die Kosten für den Kauf der erforderlichen Elektronik, der Konfigurationsaufwand und das hohe Fehlerpotential aber bei weitem überwiegen.

Der Weg zur Industrie 4.0 ist also lang und steinig. Es lohnt sich aber, ihn zu gehen, denn das Umsatz- und Gewinnpotential ist enorm.

Über Sven Krahn

Sven Krahn ist geschäftsführender Gesellschafter der Singlepoint GmbH. Mit über zehn Jahren Erfahrung mit Nearshore-Projekten, vor allem auch auf der Auftraggeberseite, ist er in Europa einer der Pioniere im Bereich Nearshore-Softwareentwicklung und kennt Vor- und Nachteile aller Near- und Offshore-Regionen. Mit dem Qualitätsversprechen „Singlepoint – Nearshoring made in Germany“ ist Sven Krahn vor allem für den Mittelstand ein gefragter Gesprächspartner.

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