Die Euphorie der gewerblichen Immobilienfinanzierer ist verflogen
Berlin – Nach dem Rekordwert des 1. Quartals flaut die Stimmung der gewerblichen Immobilienfinanzierer wieder etwas ab. Das FAP-Barometer zeigt für das 2. Quartal 2015 mit +2,04 Punkten ein Minus von 0,83 Barometerpunkten (Vorquartal: +2,87 Punkte). Gründe sind sinkende Margen sowie ein abnehmendes Neugeschäft.
Die Euphorie bezüglich des Neugeschäfts aus dem 1. Quartal des Jahres – knapp 58 Prozent der Kapitalgeber hatten ein ansteigendes Neugeschäft zu Protokoll gegeben – ist abgeklungen. Nur noch 45 Prozent der Befragten sehen ein ansteigendes Neugeschäft bei der Kreditvergabe im 2. Quartal 2015.
Curth-C. Flatow, geschäftsführender Gesellschafter von FAP, sagt: „Offenbar kehrt der Alltag wieder ein. Die hohen Erwartungen an das Immobilienjahr 2015 bestimmen nicht mehr die allgemeine Stimmung, man konzentriert sich aufs Tagesgeschäft.“
Margen setzen ihren Sinkflug fort
Die Margen bei der Finanzierung von Immobilienbeständen reichen von 65 bis über 525 Basispunkte, im Mittel liegt der Wert bei 147 Basispunkten (Vorquartal: 158). Die LTV-Werte streuen zwischen 50 und 100 Prozent, der Schwerpunkt liegt über alle Finanzierungs- und Immobilientypen weiterhin bei 71 Prozent.
Bei der Finanzierung von Projektentwicklungen reichen die Margen bis zu 300 Basispunkten, im Mittel liegen sie bei 192 Basispunkten (Vorquartal: 201). Die LTC-Werte streuen zwischen 50 und 100 Prozent, der Schwerpunkt liegt wie im Vorquartal bei 72 Prozent.
Allein seit Anfang 2014 sind die Margen für Investments somit um über 27 Prozent, für Development-Finanzierungen um über 14 Prozent gefallen.
Kreditsummen liegen größtenteils zwischen 10 und 50 Mio. Euro
Die ausgegebenen Kreditsummen bewegen sich in der Mehrheit von 54 Prozent (Vorquartal: 51 Prozent) weiterhin zwischen 10 und 50 Millionen Euro. Das Geschäft mit sehr großen (mehr als 100 Mio. Euro) oder sehr kleinen (unter 10 Mio. Euro) Krediten schrumpft hingegen leicht.
Bei den finanzierten Immobilientypen bleiben die Klassiker Büroimmobilien und Wohnungsbestände an der Spitze. Die Nischensegmente Tiefgaragen und Mikroapartments können ihre Verluste aus dem Vorquartal wieder wett machen.
66 Prozent der Befragten beurteilen die Finanzierungsbedingungen insgesamt als „progressiver“ im Vergleich zum Vorquartal. Gleichbleibende Bedingungen machen 34 Prozent aus, restriktivere Finanzierungsbedingungen sieht weiterhin keiner der befragten Kreditgeber.
Die Nachfrage nach alternativen Kreditgebern nimmt aktuell wieder zu und steigt von 41 auf nunmehr knapp 52 Prozent. Dabei spielen eigenkapitalähnliche Formen mit 31 Prozent die wichtigste Rolle, gefolgt von den fremdkapitalähnlichen Formen mit einem Anteil von 29 Prozent.
Flatow berichtet abschließend: „Wir haben die Panel-Teilnehmer diesmal auch gefragt, was denn passieren muss, damit sich die ausgetrocknete Zinslandschaft wieder in die richtige Richtung bewegt. Unser Panel ist hier der Meinung, dass vor einer Zinsanhebung die Stabilisierung der südlichen Krisenländer inklusive Spanien, Italien und Frankreich notwendig ist, um das Vertrauen auf den Finanzmärkten wieder herzustellen. Immerhin halten 50 Prozent einen Anstieg der Zinsen um 50 Basispunkte innerhalb der nächsten 24 Monate für möglich. Ein knappes Drittel ist sogar der Meinung, dass dies schon in einem Jahr der Fall sein könnte.“