Die EZB übertraf die Erwartungen der Investoren ganz klar. Auf eine Senkung des Einlagenzinssatzes hatten sich die Märkte bereits eingestellt, und dann kam dazu, dass das Programm zur quantitativen Lockerung (Quantitative Easing; QE) erweitert wird.
Der Euro reagierte stark. Anfangs mit einem starken Abstieg, aber als EZB-Präsident Mario Draghi auf der Pressekonferenz am Donnerstag betonte, dass es keine weiteren Zinssenkungen geben würde, stieg der Euro sofort wieder an.
Zum QE-Programm gehören nun auch Unternehmensanleihen. Damit sich die negativen Raten nicht nachteilig auf die Existenzfähigkeit der Banken auswirken, hat die EZB eine äußerst großzügige Erneuerung des langfristigen TLTRO-Finanzierungsprogramms angekündigt, mit Zinssätzen, die so niedrig sind wie der Einlagenzinssatz selbst.
Nach der EZB-Sitzung sind die Vermögenswerte weltweit gestiegen, angeführt von Finanztiteln. Besonders die Währungen in Schwellenländern waren gefragt. Der brasilianische Real stieg beispielsweise in der letzten Woche um mehr als 5% – die Währung hat bereits das Wertsteigerungsziel des ersten Quartals 2016 erreicht, das Ebury prognostiziert hatte.
Viele Unternehmen sind über die Belastbarkeit des Euros erstaunt. Viele US-Dollar-Käufer haben von der Erholung des Euros profitiert und sich abgesichert für den Fall, dass die abweichende Geldpolitik zu einer Euro-Senkung führt.
Die Industrieproduktion in Deutschland ist positiv. Zudem überrascht die Wirtschaft in der Schweiz mit ihrer Belastbarkeit trotz des starken Schweizer Franken. Die Arbeitslosenquote blieb bei nur 3,4% und die Deflation bewegte sich auf -0,8% von -1,3%. Wir erwarten, dass die Schweizerische Nationalbank die Zinssätze in dieser Woche bei -0,75% belassen wird und dass sich der Schweizer Franken zwischen 1,06-1,10 für die nächste Zeit bewegen wird.
DIE WICHTIGSTEN WÄHRUNGEN IM ÜBERBLICK:
EUR
Am vergangenen Donnerstag hat der EZB-Rat eine Senkung des Einlagenzinssatzes in den noch negativeren Bereich auf -0,4% verkündet.
Das vor 12 Monaten eingeführte QE-Programm wurde um zusätzliche 20 Mrd. Euro pro Monat auf 80 Mrd. Euro erweitert. Außerdem beinhaltet das neue Programm auch Unternehmensanleihen.
Besonders interessant ist, dass die EZB vier neue Runden von längerfristigen Refinanzierungsgeschäften mit einer vierjährigen Laufzeit einführen wird. Die Zinssätze sind dabei so niedrig wie der Einlagenzinssatz. Das bedeutet, dass die Kosten der Sonderrücklagen der Banken effektiv durch geringere Finanzierungskosten gezahlt werden. Daher sind weitere Senkungen des Einlagenzinssatzes sicherlich möglich.
Außerdem wiederholte Draghi, dass die Zinssätze auch nach dem Ablauf von Asset-Käufen für eine lange Zeit sehr gering bleiben werden. Nachdem Draghi klar ankündigte, dass keine weiteren Zinssenkungen erwartet werden, erholte sich der komplette Euro-Verlust. Allerdings denken wir, dass diese Steigerung des Euros eine Überreaktion des Marktes darstellt.
USD
Auch in den USA lag das Hauptaugenmerk auf den Neuigkeiten der EZB, da es sonst keine weiteren erheblichen Verkündungen gab.
Durch die Wertsteigerung des Euros und der Emerging Markets-Währungen, was gleichzeitig selten vorkommt, verlor der US-Dollar gegen jede andere Hauptwährung außer gegen den Neuseeland-Dollar, der am Mittwoch-Abend durch die unerwartete Entscheidung einer Zinssenkung durch die Reserve Bank of New Zealand beeinflusst wurde.
GBP
Unternehmen in Großbritannien fokussieren sich in dieser Woche darauf wie die Sitzung der Bank of England das britische Pfund beeinflussen könnte. Wir erwarten keine Veränderungen der Zinssätze und Einkaufsziele.
Allerdings würden weniger gemäßigte Kommentare des Monetary Policy Committee das britische Pfund unterstützen und dazu beitragen, dass sich die Währung gegen den Euro und den US Dollar erholt.
In der letzten Woche gab es wenige Wirtschaftsdaten aus Großbritannien. Die Industrieproduktion im Januar war sehr gemäßigt, obwohl sie trotzdem noch die Erwartungen übertraf. Die volatilen Sektoren Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden drücken auf diese Zahlen. Bisher gehen die Werte aber noch mit dem 2%-BIP-Wachstum im ersten Quartal einher, trotz instabiler Finanzmärkte und Marktabschwächungen.
Quelle: Ebury