Hält die Chemie- und Pharmaindustrie dem Kostendruck stand?
München – Steigende Kosten und neue Wettbewerber aus den Wachstumsmärkten machen der Industrie zu schaffen. Die Folgen sind Zwang zur Effizienzsteigerung und ein zunehmender Verlagerungs- und Konzentrationsprozess. Doch was ist der Maßstab für Spitzenleistung in der Herstellung chemischer und pharmazeutischer Produkte? Die neueste ConMoto Projektstudie bestätigt: Ein wertorientiertes Instandhaltungs- und Asset Management ist der Schlüssel zur nachhaltigen Steigerung der Produktionseffizienz in der Chemie- und Pharmaindustrie.
Die immense Bedeutung sowohl der Chemie- als auch der Pharmabranche für die Wirtschaft steht außer Frage. Mögen die Produkte der beiden Branchen noch so unterschiedlich sein, gibt es dennoch zahlreiche Gemeinsamkeiten: Hohe Anlagenintensität und Automatisierung, aufwendige Verfahrenstechnik, komplexe Wertschöpfungsprozesse und umfangreiche regulatorische Anforderungen. In kaum einer Branche kommt den Produktionsanlagen und Maschinen eine derart große Bedeutung zu wie in der chemischen und pharmazeutischen Industrie. Dennoch stehen in vielen Betrieben die Anlagen zu häufig still. Ursache ist oftmals eine unzureichende Instandhaltung – damit verschwenden die Unternehmen Milliarden. Genau hier gilt es jetzt anzusetzen und die machbaren Effizienzpotentiale zu heben. So können bei den Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie bis zu 60 Prozent der gesamten Produktionskosten direkt und indirekt durch die Effizienz des Instandhaltungs- und Asset Managements beeinflusst werden. „Dies liegt vor allem an den kapitalintensiven Produktionsanlagen und einem in der Regel geringeren Personalkostenanteil an den Herstellungskosten“, unterstreicht Nils Blechschmidt, Geschäftsführender Gesellschafter der ConMoto Consulting Group. Darüber hinaus stellen oftmals „maßgeschneiderte“ und gefahrgeneigte Prozesse sowie Produktionsequipment mit gering ausgeprägter technischer Standardisierung sehr hohe Anforderungen an die Instandhalter.
Die ConMoto Consulting Group hat in den vergangenen Jahren die Maintenance und Asset Performance von insgesamt 158 Unternehmen und Produktionsstätten auf vier Kontinenten bis ins Detail durchleuchtet. Dies erfolgte nicht fragebogenbasiert, sondern auf der Grundlage von jeweils mehrwöchigen Projekten bei ConMoto Kunden vor Ort. In der neuesten Projektstudie Chemie und Pharma untersuchten und optimierten Blechschmidt und sein Team die Leistungsfähigkeit von 67 unterschiedlichen Betrieben in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, USA, Brasilien und Indien. Darunter befinden sich sowohl Großkonzerne als auch führende mittelständische Unternehmen aus den Segmenten anorganische Grundchemikalien, Petrochemikalien, Polymere, Silikone, Fein- und Spezialchemikalien, Wasch- und Körperpflegemittel sowie pharmazeutische Grundstoffe und Spezialitäten. Das von ConMoto entwickelte fünftägige Analyseverfahren durchleuchtete die Prozesse, Strukturen und Kennzahlen der Instandhaltung. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Unternehmen noch erhebliche Verbesserungspotentiale im Instandhaltungs- und Asset Management aufweisen.
Es stellt sich die Frage, was zu tun ist, um diese Potentiale systematisch auszuschöpfen. Als langfristig wirksamstes Handlungsfeld stellten sich dabei gezielte Maßnahmen zur Erhöhung der Anlagenverfügbarkeit und -zuverlässigkeit heraus. So summieren sich in den europäischen Produktionsstätten für chemische und pharmazeutische Produkte allein die indirekten Instandhaltungskosten durch Anlagenstillstände (Zeit-, Leistungs- und Qualitätsverluste) jährlich auf 40,5 Milliarden Euro.
„In unseren bisherigen Projekten in der Chemie- und Pharmabranche konnte die Gesamtanlageneffektivität (Overall Equipment Effectiveness) im Durchschnitt um 8 Prozentpunkte gesteigert und damit eine zusätzliche Wertschöpfung erzielt werden“, rechnet Blechschmidt vor. Das bedeutet für den Produktionsstandort „Europa (EU 27)“: Hochgerechnet auf die Gesamtbranche ließen sich allein die technisch beeinflussbaren Produktionsausfallkosten um 12,1 Milliarden Euro senken. Darüber hinaus wurden in der Folge die direkten Instandhaltungskosten für Material, Personal und Fremdleistungen durchschnittlich um 18 Prozent verringert. Über alle Unternehmen hinweg werden demnach in Europa jedes Jahr zusätzlich über 2,4 Milliarden Euro zu viel für Instandhaltungsleistungen ausgegeben. Die Gesamtsumme der vermeidbaren Verschwendung bzw. der Verluste steigt damit auf derzeit 14,5 Milliarden Euro.
Die ConMoto Projektstudie verdeutlicht: Die optimierten Chemie- und Pharmabetriebe konnten eine deutlich höhere Anlagenverfügbarkeit mit einem geringeren Ressourcenaufwand erreichen. Diese Fortschritte bei der betrieblichen Leistungsfähigkeit wirkten sich auch nachhaltig positiv auf das Geschäftsergebnis aus: Unternehmen, die sich durch die Kombination von hoher Effektivität und Effizienz auszeichnen, gehören zu den wirtschaftlich Erfolgreichen ihrer Branche.
„Damit ist das Fundament für die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit in der Herstellung chemischer und pharmazeutischer Produkte gelegt“, resümiert Blechschmidt.
Quelle: ots