Die US-Zinserhöhungen wirkten sich negativ auf die Performance des Nasdaq-Index im vergangenen Jahr aus. Könnte das aktuelle Niveau der US-Zinsen die Wachstumsaussichten der am höchsten verschuldeten Technologieunternehmen negativ beeinträchtigen? Welche anderen Variablen außer der Zinsdynamik könnten die Entwicklung des Index im Jahr 2023 beeinflussen? Jonathan Curtis, Portfoliomanager bei Franklin Templeton, kommentiert:
„Der Technologiesektor reagiert aufgrund seines überdurchschnittlichen Wachstumsprofils und der längeren Dauer der Zahlungsströme empfindlich auf Zinsbewegungen. Um die Inflation zu bekämpfen, haben neben der FED weitere Zentralbanken im vergangenen Jahr aggressive Zinserhöhungen vorgenommen, die unserer Meinung nach der Hauptgrund für den Rückgang des Nasdaq um 35 % vom Höchststand im November 2021 bis Ende 2022 waren. Die Inflation ist seit ihrem Höchststand im September zurückgegangen, und wir glauben, dass eine sich abschwächende Wirtschaft einen weiteren Rückgang der Inflation unterstützen könnte. Folglich haben sich die Bewertungen des Technologiesektors in den letzten Wochen stabilisiert. Wir können zwar nicht vorhersagen, wie die Zentralbanken in den kommenden Monaten reagieren werden, halten es aber für wahrscheinlich, dass wir uns dem Ende der Zinserhöhungen nähern, was für wachstumsstarke Technologieaktien positiv wäre.
Mit den Aussichten auf eine Beruhigung der Zinssätze verlagert sich der Fokus der Anleger auf ein mögliche Rezession in diesem Jahr. Als Technologieanleger würden wir eine Rezession positiv sehen, da sie die Zentralbanken wahrscheinlich dazu zwingen würde, die Zinsen zumindest nicht mehr zu erhöhen oder möglicherweise sogar zu senken. Auch wenn wir nicht von diesem Ergebnis ausgehen, schätzen wir, dass ein Rückgang des risikofreien Zinssatzes um 100 Basispunkte den Endwert des Technologieindex um +20 % erhöhen würde. Darüber hinaus würde ein rezessives Umfeld die relativen Stärken des Technologiesektors hervorheben. Erstens verfügen die weltweit größten Technologieunternehmen über starke Bilanzen mit Nettobargeldpositionen. Im Gegensatz zu Unternehmen mit Nettoverschuldung in anderen Sektoren müssen gut kapitalisierte Technologieunternehmen keine teuren Kredite aufnehmen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Dies versetzt Technologieführer auch in die Lage, Anteile von kleineren, unterkapitalisierten Konkurrenten zu gewinnen oder diese zu attraktiven Bewertungen zu übernehmen, was ihre Position weiter stärkt. Zweitens investieren Unternehmen in Technologie, vor allem in Software, um die Produktivität zu steigern, was in einem Abschwung noch wichtiger ist. Natürlich gibt es innerhalb der Technologie zyklischere Bereiche, die bei sinkenden Verbraucherausgaben Probleme bekommen könnten, wie z. B. PCs/Handys, eCommerce und digitale Werbung. Viele Aktien in diesen Teilsektoren haben bereits begonnen, Schwächen einzupreisen, was zu attraktiven Bewertungen für Anleger mit einem längeren Zeithorizont führt. Abgesehen von den Risiken einer kurzfristigen Rezession glauben wir, dass die digitale Transformation noch viele Jahre lang ein starker säkularer Wachstumstreiber für den Sektor sein wird. In Verbindung mit verbesserten Bewertungen und der Möglichkeit eines günstigeren Zinsumfelds bietet dies unserer Meinung nach Chancen für Anleger im Jahr 2023 und darüber hinaus.“
Quelle: Franklin Templeton / TE Communications