Lebensversicherungen waren über eine lange Zeit hinweg das bei Kunden beliebteste Produkt von Finanzdienstleistern. Insgesamt 87 Unternehmen bieten derzeit die Lebensversicherung an – ein Produkt, mit dem sich die Kundschaft in Deutschland bisher rundum versorgt gefühlt hat. Sie war nicht nur als Vorsorge für die Familie nützlich, sondern auch als eigene Geldanlage galt der Abschluss einer Lebensversicherung bisher als sichere Entscheidung. Für 2016 sieht die Situation jedoch anders aus.
Niedrige Zinsen
Die Allianz Leben, die größte Lebensversicherung in Deutschland, senkt die Überschussbeteiligung so weit, dass die Gesamtverzinsung in diesem Jahr erstmals unter die kritische Vier-Prozent-Marke fällt. Lebensversicherungen, die zwischen 1994 und 2000 abgeschlossen wurden, sind davon nicht betroffen, da ihr Garantiezins bei 4 Prozent liegt. Dieser ist seitdem bei Neuabschlüssen auf mickrige 1,25 Prozent gesunken. Für den Kunden ergibt sich im Jahr 2016 aus der laufenden Verzinsung, den Anteilen an Bewertungsreserven und Sockelbeteiligungen am Ende eine Verzinsung von 3,7 Prozent. Bei der AXA wird laut Handelsblatt die Gesamtverzinsung von 3,9 Prozent auf 3,6 Prozent absinken. Grund für die aktuelle Entwicklung seien die niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten.
Möglichkeiten für den Kunden?
Ob der Kunde dennoch eine klassische Lebensversicherung abschließt oder eine bereits bestehende Lebensversicherung kündigt, ist natürlich ihm überlassen. Allerdings bekommt er nur die volle Summe ausgezahlt, wenn er bis zum Ende der festgelegten Laufzeit in die Lebensversicherung einzahlt. Wer aber einem finanziellen Engpass entgegen sieht oder gerade zu bewältigen hat, könnte in Erwägung ziehen, seinen Vertrag vorzeitig zu kündigen. Es lohnt sich dabei garantiert, sich im Vorfeld über eine Kündigung und die Ausschüttung des Betrags (Rückkaufswert) bei Ratgebern, wie volders, zu informieren. Die Ausschüttung kann bis zu 50 Prozent unter dem Betrag liegen, der bei Vollendung ausgezahlt würde und der Versicherungsanspruch entfällt unmittelbar.
Neue Alternativen
Wer aktuell eine Lebensversicherung abschließen will, dem wird vom Marktführer zwar noch das Versicherungsprodukt „Klassik“ angeboten, allerdings mittlerweile nicht mehr empfohlen. Zu niedrig sei die Rendite, so Allianz Leben-Chef Markus Faulhaber gegenüber der „Welt“. Das neue Modell „Perspektive“ bietet stattdessen eine alternative Lebensversicherung ohne den Garantiezins: Eine Chance auf höhere Rendite, aber auch ein erhöhtes Risiko für den Kunden.
Es profitiert vor allem der Versicherer von der Abkehr der Kunden von der klassischen Lebensversicherung. Denn ohne Garantiezins kann er besser auf Marktschwankungen reagieren und die Versicherungsbeträge des Kunden flexibler anlegen.
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