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Mehr Wettbewerbsfähigkeit erfordert mehr Investitionsbereitschaft

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München – Der deutsche Maschinenbau befindet sich auf Erfolgskurs. Wiedererstarkt aus der Krise 2008/2009 hervorgegangen verzeichnen viele Unternehmen nicht nur signifikante Steigerungen bei Umsatz und Profitabilität, sie sind auch ausgesprochen liquide. Dennoch haben sich deutsche Maschinenbauer mit Investitionen vor allem in Maschinen, in Forschung und Entwicklung und in Unternehmenszukäufe zuletzt zurückgehalten. Diese aber sind nötig, wenn vor allem den chinesischen Wettbewerbern Paroli geboten werden soll, die in den kommenden Jahren mit Macht auf die Exportmärkte drängen werden. Für deutsche Maschinenbauer ist der Schlüssel zum Erfolg, ihre Finanzkraft gezielt zur Verteidigung ihres Kerngeschäfts, aber auch für Innovation und Wachstum zu nutzen. Ein wichtiger Ansatz ist dabei das Zusammenwachsen von Produktion und digitaler Welt. Dies sind Ergebnisse der Oliver Wyman-Analyse „Deutscher Maschinenbau: Kein Wachstum ohne Investitionen“.

 Quellenangabe: "obs/Oliver Wyman"
Quellenangabe: „obs/Oliver Wyman“

In glänzender Verfassung präsentiert sich derzeit die Paradedisziplin der deutschen Wirtschaft. Seit 2010 konnten börsennotierte Maschinenbauer beim Umsatz um durchschnittlich 13 Prozent, beim operativen Ergebnis sogar um 40 Prozent zulegen. Auch sind sie besser als je zuvor mit Eigenkapital ausgestattet. Die Eigenkapitalquote stieg bei den börsennotierten Maschinenbauern von 33 Prozent im Vorkrisenjahr 2007 auf 37 Prozent im Jahr 2012. Im gleichen Zeitraum konnten diese Unternehmen zudem ihren Verschuldungsgrad halbieren. Dieser beläuft sich jetzt im Schnitt auf 0,1, ein historischer Tiefstwert. Nicht zuletzt haben das starke Ergebniswachstum und niedrige Zinsen die Liquidität der deutschen Maschinenbauer deutlich erhöht. Insgesamt verfügen sie derzeit über circa 25 Milliarden Euro liquide Mittel. Hinzu kommen nicht genutzte Banklinien. „Die Finanzkraft des deutschen Maschinenbaus ist so stark wie nie zuvor“, sagt Thomas Kautzsch, Partner bei Oliver Wyman.

Entschuldung im Fokus, Investitionen vernachlässigt

Die finanzielle Fitness der deutschen Maschinenbauer hat indes nicht zu einer gesteigerten Investitionsfreudigkeit geführt. Im Gegenteil: Angesichts zahlreicher Unsicherheiten und Risiken, die sich auf Branchen- und Konjunkturentwicklung auswirken können, haben viele Unternehmen ihre Finanzkraft zuletzt vor allem zur Entschuldung genutzt. Diese Vorsichtsmaßnahme aber, so zeigt die aktuelle Oliver Wyman-Analyse, ging zulasten von Investitionen sowie von Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Die Bruttoanlageninvestitionen der deutschen Maschinenbauer sanken von 2,9 Prozent vom Umsatz im Jahr 2007 auf 2,5 Prozent im Jahr 2012, die F&E-Aufwendungen im gleichen Zeitraum von 3,9 auf 3,6 Prozent vom Umsatz.

Stark rückläufig sind zudem die M&A-Aktivitäten im globalen Maschinenbau. Insbesondere 2013 war in diesem Industriesegment ein schwaches Jahr für Unternehmenskäufe und Übernahmen. Ohne Aktivitäten von Finanzinvestoren führten westeuropäische Käufer aus dem Maschinenbau in Summe nur 23 Transaktionen durch. 2012 waren es immerhin noch 50 gewesen. Dabei traten die westeuropäischen Käufer vor allem in Asien mit lediglich elf Transaktionen über die vergangenen drei Jahre kaum in Erscheinung.

Exportoffensive aus China

Insbesondere chinesische Wettbewerber werden für die deutschen Maschinenbauer zur strategischen Herausforderung. Mit zuletzt 678 Milliarden Euro Umsatz ist die Volksrepublik der mit Abstand größte Maschinenproduzent der Welt. Zwar produzieren Chinas Maschinenbauer noch überwiegend für den Inlandsbedarf. Auf internationalen Märkten ist die Volksrepublik dennoch schon heute einer der Top-Player. So nimmt China seit 2012 mit einem Exportvolumen des Maschinenbaus von knapp 104 Milliarden Euro bereits den dritten Platz ein – nach Deutschland mit 150 Milliarden Euro und den USA mit etwa 113 Milliarden Euro.

In den nächsten Jahren werden die chinesischen Maschinenbauer ihre Exportbemühungen voraussichtlich noch verstärken. Zum einen schwächen sich Chinas Wachstumsaussichten weiter ab, zum anderen legt der laufende Fünfjahresplan den Fokus vor allem auf Konsumgüter und Dienstleistungen. Erhöht sich die Exportquote bis 2020 nur auf rund 20 Prozent – 2011 bewegte sie sich noch bei 16 Prozent -, würde sich das Exportvolumen der chinesischen Maschinenbauer dann auf 220 Milliarden Euro belaufen. Damit lägen sie deutlich vor ihren deutschen Wettbewerbern. Bleibt deren Exportanteil konstant bei den 58 Prozent aus dem Jahr 2011, kämen diese 2020 lediglich auf ein Exportvolumen von rund 180 Milliarden Euro. „Ähnlich wie die japanischen Maschinenbauer in den 1980er-Jahren könnten auch die chinesischen Unternehmen in kurzer Zeit den Weltmarkt aufrollen“, ist Markus Mentz, Principal bei Oliver Wyman, überzeugt. „Diese Gefahr müssen deutsche Maschinenbauer hoch einschätzen.“ Seinerzeit stieg der japanische Maschinenexport von drei Milliarden Euro im Jahr 1970 auf 32 Milliarden Euro 1990.

Kerngeschäft verteidigen

Gebot der Stunde für den deutschen Maschinenbau ist deshalb, die vorherrschende Finanzkraft für gezielte Investitionen zu nutzen. Hierbei sind zwei parallele Stoßrichtungen von Bedeutung. Zum einen gilt es, das Kerngeschäft zu verteidigen, zum anderen Innovation und Wachstum voranzutreiben. Bei der Verteidigungsstrategie sind laut Oliver Wyman-Analyse drei Wege einzuschlagen. Ein Schlüssel zum Erfolg ist, im Kerngeschäft dominante Marktpositionen zu erreichen. Dies ist unter anderem durch Zusammenschlüsse oder Unternehmenszukäufe möglich. So ist die Schuler-Gruppe beispielsweise nach der Übernahme von Müller Weingarten im Jahr 2007 heute in der Triade mit einem dominierenden Marktanteil als Anbieter von Großpressen für die Metallverarbeitung vertreten. Die Gildemeister AG, die seit September 2013 als DMG Mori Seiki firmiert, gibt durch die jahrelange enge Kooperation mit der japanischen Mori Seiki bei CNC-gesteuerten Dreh- und Fräsmaschinen den Ton an.

Eine entscheidende Rolle spielt auch der Aufbau eines Mid-Market-Angebots, um in den Schwellenländern, vor allem aber in China den Kundenbedürfnissen nach leistungsfähigen, preisgünstigen Maschinen Rechnung tragen zu können. Nur so lässt sich dort eine Vorrangstellung im Markt erobern. „Ohne eine starke Position in China ist die Weltmarktführerschaft nicht zu verteidigen“, so Maschinenbauexperte Kautzsch. Dies kann auch die Akquisition eines chinesischen Wettbewerbers erfordern, wie die jüngsten Beispiele von Trumpf mit dem Erwerb des chinesischen Maschinenherstellers Jiangsu Jinfangyuan und Claas mit der mehrheitlichen Übernahme des chinesischen Landtechnikproduzenten Jinyee zeigen. Schließlich gilt es, die strukturellen Kosten zu senken. Dies machen Maßnahmen wie Globalisierung des Einkaufs oder auch die Lokalisierung von Engineering, Beschaffung und Produktion möglich. Voraussetzung ist allerdings eine globale Prozess- und IT-Infrastruktur.

Innovation und Wachstum vorantreiben

Zur Beschleunigung von Innovation und Wachstum hat Oliver Wyman drei Investitions-schwerpunkte identifiziert: Big Data und neue Servicegeschäftsmodelle, Vorstoß in neue Geschäftsfelder sowie „Industrie 4.0“. So erlauben die Nutzung von Maschinen- und Prozessdaten sowie der Remote-Zugriff auf diese, völlig neue Servicegeschäftsmodelle zu entwickeln. Dazu gehören unter anderem nutzungsabhängiges Leasing oder entsprechende Verfügbarkeitsgarantien, Remote-Kalibrierung und Zertifizierung sowie Prozess-Benchmarking und -optimierung.

Zudem tun sich neue Geschäftsfelder auf, die angegangen werden müssen. Weite Teile der Abnehmerbranchen stehen vor einem Umbruch. Innovative Materialien und Produktionsverfahren, Stichwort Leichtbau, neue Antriebskonzepte in der Automobilindustrie durch E-Mobility sowie 3-D-Printing werden in den nächsten Jahren Produktions- und andere Kernprozesse massiv verändern und für den Maschinenbau dadurch neue Wachstumsmöglichkeiten schaffen.

Dies gilt auch für das Zukunftsprojekt „Industrie 4.0“. Der Fokus liegt dabei auf der Effizienzsteigerung auf Fabrikebene durch Digitalisierung. Konzepte der digitalen Welt wie Internet of Things, Big Data und Cloud Computing werden zusammengefasst, was zu neuen Fertigungsprozessen führt. Ziel ist eine „Smart Factory“, in der intelligente, hoch vernetzte und hoch automatisierte Produktionssysteme die Flexibilität und Effizienz der Produktion steigern und bei hoher Qualität und Zuverlässigkeit eine starke Individualisierung von Produkten ermöglichen. „Industrie 4.0“ wird für einen Paradigmenwechsel in der Produktionsorganisation sorgen. Um diesen an vorderster Front mitzugestalten, benötigen die Maschinenbauer ausreichend Kompetenz in puncto Hardware, Software und Kommunikationstechnik. „Die deutschen Maschinenbauer schwimmen im Geld“, betont Kautzsch. „Jetzt müssen sie investieren. Nur so können sie die Chancen nutzen, die sich aus globaler Marktentwicklung, aber auch der nächsten industriellen Revolution ergeben. Und nur so können sie ihre Wettbewerbsfähigkeit auf Sicht erhalten und ausbauen.“

Im Überblick: Stoßrichtungen zur Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit Gezielte Innovationen der deutschen Maschinenbauer sind nötig, um das Kerngeschäft zu verteidigen sowie Innovation und Wachstum voranzutreiben. Oliver Wyman hat folgende Investitionsschwerpunkte identifiziert:

Verteidigung des Kerngeschäfts:

  1. Dominante Marktpositionen im Kerngeschäft erreichen
  2. Mid-Market-Angebot aufbauen, um in China und den Schwellenländern die Marktführerschaft zu erobern
  3. Strukturelle Kosten senken mithilfe einer globalen Prozess- und IT-Infrastruktur

Beschleunigung von Innovation und Wachstum:

  1. Big Data nutzen und neue Servicegeschäftsmodelle entwickeln
  2. In neue Geschäftsfelder vorstoßen
  3. Innovationspotenziale von Industrie 4.0 verstehen und nutzen

Quelle: ots

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