Hannover – Die TÜV NORD GROUP hat im vergangenen Jahr ihre gute Marktposition im In- und Ausland behauptet und solide Geschäftszahlen vorgelegt. Als wirtschaftlich besonders erfolgreich erwiesen sich inländische Prüfungen und Zertifizierungen im Geschäftsbereich Industrie Service. Die leicht gesunkenen Konzernumsätze und der Rückgang beim Betriebsergebnis sind im Wesentlichen auf die Geschäftsbereiche Bildung und Rohstoffe zurückzuführen. Trotz umfangreicher Neueinstellungen (568) ist die Zahl der Vollzeitbeschäftigten im In- und Ausland leicht auf 9.925 (2012: 10.001) gesunken. Für den Geschäftsverlauf 2014 zeigte sich der Vorsitzende des Vorstands, Guido Rettig, vorsichtig optimistisch.
Anlässlich der Bilanz-Pressekonferenz in Hannover sagte Rettig: „Auch wenn wir diesmal nicht ganz an die herausragenden Ergebnisse vergangener Jahre anknüpfen, so können wir mit der Entwicklung des Konzerns insgesamt zufrieden sein. Das inländische Industriegeschäft mit unseren Kernkompetenzen Testing, Inspection und Certification hat im vergangenen Jahr hervorragend abgeschnitten. Die Kennzahlen der ersten Monate deuten außerdem auf einen guten Geschäftsverlauf 2014 hin.“
Den leichten Umsatzrückgang begründete Rettig vor allem mit der Restrukturierung des Bildungsbereichs. Die insgesamt verhaltene Weltwirtschaft, die konjunkturelle Schwäche in Südeuropa, das volatile Rohstoffgeschäft sowie negative Währungseffekte trugen ebenfalls zu diesem Ergebnis bei. Rettig: „Unsere Märkte haben sich 2013 weltweit sehr unterschiedlich entwickelt. Dennoch haben wir es geschafft, den Anteil der außerhalb Deutschlands erbrachten Leistungen bei 25 Prozent stabil zu halten. Wir werden den strategischen Kurs, in dessen Mittelpunkt Wachstum, Internationalisierung und Innovationen stehen, aktiv fortsetzen. In unserer Branche wandeln sich die Rahmenbedingungen besonders schnell. Deswegen bauen wir in den kommenden Jahren verstärkt auf neue Produkte und Innovationen.“
Trotz Umsatz- und Ergebnisrückgang: Substanz des Konzerns weiter gestärkt
Der Finanzvorstand des TÜV NORD Konzerns, Elmar Legge, sagte, der Umsatzrückgang sei in erster Linie auf Konsolidierungsmaßnahmen im Geschäftsbereich Bildung zurückzuführen. Dies allein habe zu einem Umsatzentfall von 20 Mio. Euro geführt. Den Rückgang des Betriebsergebnisses begründete Legge mit hohen Verlusten des sonst ertragsstarken Geschäftsbereichs Rohstoffe. Als Folge weltweit schwacher Rohstoffmärkte seien Projekte im Bereich Geosurvey und Exploration verschoben worden. Legge betonte, ohne Währungskurs- und Portfolioeffekte lägen die Umsatzerlöse durchaus im Rahmen der Erwartungen. Legge: „Der Konzern hat seine solide Finanzpolitik 2013 erfolgreich fortgeführt. In der Substanz haben wir den Konzern weiter gestärkt. Das Eigenkapital ist auf 120,5 Mio. Euro angestiegen. Die Eigenkapitalquote betrug 16,2 Prozent nach 15,7 Prozent im Vorjahr.“
Eine besondere Herausforderung bleibt die Vorsorge für die Pensionsverpflichtungen. Die Rückdeckung der Pensionsrückstellungen wurde erneut um 11,7 Mio. Euro auf nunmehr 718,1 Mio. Euro erhöht. Legge betonte, dass auch die Investitionen in das operative Geschäft nochmals gesteigert werden konnten. Sie betrugen 36,1 Mio. Euro (2012: 35,7 Mio. Euro).
Neues Rechenzentrum „am Netz“
Insgesamt wurden 8 Mio. Euro in den Bau des neuen Rechenzentrums investiert. Das Gebäude zählt zu den bundesweit modernsten seiner Art und verfügt über sehr hohe Sicherheitsstandards für Bau und Technologie (Trusted IT Site Level 3). Die Verfügbarkeit erreicht den Spitzenwert von 99,99 Prozent. Am Standort Hannover werden zur Zeit alle inländischen IT-Systeme zusammengefasst, in der zweiten Jahreshälfte 2014 beginnt die Migration internationaler TÜV NORD-Gesellschaften. Durch die Zentralisierung werden künftig pro Jahr mehr als 300 Tonnen CO2 eingespart. Das Rechenzentrum ist durch Eigennutzung und die Vermietung von IT-Kapazitäten an ein Versicherungsunternehmen bereits weitgehend ausgelastet. Die TÜV NORD GROUP will ihre Aktivitäten in diesem Bereich in den kommenden Jahren kontinuierlich ausbauen.
Eigene Innovationskraft mit Kooperationen weiter stärken
Durch internationale Partnerschaften mit Universitäten und Organisationen will die TÜV NORD GROUP ihren Wissensvorsprung zum Nutzen ihrer Kunden sichern und auf diese Weise neue Tätigkeitsfelder erschließen. So wurde mit der Shanghai Maritime University die gemeinsame Nutzung von Laboratorien zur Zertifizierung von Kranen und Offshore-Anlagen vereinbart. 40.000 Handelsschiffe wickeln derzeit bereits 90 Prozent des weltweiten Warenverkehrs ab, und die Bedeutung großer Häfen in Logistikketten wird weiter steigen. Damit kommt dieser Kooperation nachhaltige Bedeutung zu.
Das Jahr 2013 war geprägt von Enthüllungen über umfangreiche Späh- und Spionagetätigkeiten in der digitalen Medien- und Kommunikationstechnik. Die TÜV NORD-Tochter TÜViT gehört seit Jahren zu den Spezialisten für die Abwehr von Cyberattacken auf Unternehmen. Die Kooperation mit der hannoverschen mediaTest digital stößt die Tür für eine neue Dimension auf. Im gemeinsamen Portal „Application Security Center“ (ASC) finden Unternehmen sämtliche Lösungen für die Sicherheit ihrer mobilen Endgeräte und der gesamten Enterprise Mobility. Das bisher in Europa einzigartige Angebot richtet sich zunächst an Unternehmen und App-Entwickler.
Maßvolle M&A-Aktivitäten
Die TÜV NORD GROUP hat auch 2013 maßvoll in Mergers und Acquisitions investiert. Diese müssen zur strategischen Ausrichtung des Konzerns passen und das Dienstleitungsportfolio sinnvoll ergänzen.
Mit einer Beteiligung von 25,1 Prozent an dem niederländischen Windenergie-Spezialisten Outsmart bietet TÜV NORD jetzt ein komplettes Servicepaket für Windparks von der Entwicklung über den Betrieb bis zur Instandhaltung an. Dies gilt für Anlagen an Land, insbesondere aber auch auf dem Meer.
Mit der Akquisition des Frankfurter Unternehmens INSTA Ingenieurtechnik erweitert TÜV NORD sein Dienstleistungsangebot für die chemische Industrie um den Bereich Planung und Instrumentierung in der Elektro-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (EMSR). Damit können Kunden alle Serviceleistungen in der verfahrenstechnischen Anlagenplanung angeboten werden. Darüber hinaus hat INSTA Prozessleitsysteme programmiert und Software dafür entwickelt.
Guido Rettig: „Organisches Wachstum bleibt unsere Basis. Dazu werden wir uns auch weiterhin mit geeigneten Zukäufen verstärken. Insbesondere die Geschäftsbereiche IT und Aerospace führen dazu im In- und Ausland intensive Gespräche.“
Prüfungen technischer Anlagen und Standards durch unabhängige Dritte beibehalten
Guido Rettig warb eindringlich für die Beibehaltung unabhängiger Prüfungen für technische Anlagen. „Die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Kraftwerken, Industrieanlagen,Tankstellen, aber auch von Aufzügen ist für uns fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden und hat zum wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands in der Welt beigetragen. Dies darf nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.“ Rettig sprach sich für die Beibehaltung der wesentlichen Regelungen der sogenannten Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) aus, die zurzeit von der Bundesregierung novelliert wird.
So wurden bei Prüfungen allein im Jahr 2012 an insgesamt 3.000 Aufzügen gefährliche Mängel festgestellt, die zu einer sofortigen Stilllegung der Anlage führen. Jeder zehnte wies „sicherheitserhebliche“ Mängel auf. Bei Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen wurden bei unabhängigen Prüfungen 30 Prozent Mängel festgestellt. „Unabhängige Prüfungen bieten auch in Zukunft die Gewähr für die Sicherheit und Zuverlässigkeit technischer Anlagen“, appellierte Rettig.
Verbesserung des Ergebnisses im Blick
„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben weiter allen Grund, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken“, sagte Rettig abschließend. Ziel des Vorstands sei es, die Ergebnisse in den kommenden Jahren weiter zu verbessern. Rettig: „Unsere Kunden erwarten, dass wir unsere Dienstleistungen in allen Teilen der Welt in gewohnter Qualität anbieten. Deshalb entwickeln wir die internationale Wettbewerbsfähigkeit in unseren traditionellen Kernkompetenzen kontinuierlich weiter. Gleichzeitig setzen wir auf Innovationen. Dazu gehören die Digitalisierung von Prüfmitteln, die Weiterentwicklung und Flexibilisierung von Inspektionskonzepten, die aktive Beteiligung an der Marktentwicklung der Elektromobilität, die Optimierung von Verbundwerkstoffen zum Beispiel in der Luftfahrtindustrie und die großen Chancen von Industrie 4.0. Hier wollen wir unseren Kunden in der Branche die besten Lösungen anbieten.“
Quelle: ots