Mainz – Das Abitur in der Tasche – das ganze Berufsleben vor sich. Doch welchen Weg soll man einschlagen? Nicht jeden zieht es von der Schule an die Universität, zumal die Zahl interessanter Ausbildungsberufe groß ist. Berufe mit Kontakt zu anderen Menschen rangieren besonders bei Frauen weit oben auf der Beliebtheitsskala, wer dann auch noch gern mit High-Tech arbeitet und den Naturwissenschaften nicht abgeneigt ist, ist prädestiniert für die Ausbildung in der Hörakustik.
Abitur ist nicht zwingend Voraussetzung, inzwischen aber hat es jeder zweite Hörakustik-Lehrling. Drei Jahre dauert die duale Ausbildung, die zum Großteil im Ausbildungsbetrieb vor Ort stattfindet. Mit einer Ausbildungsquote von über 20 Prozent gehört das Hörgeräteakustiker-Handwerk zu den Top-Ausbildern.
Der Berufsalltag des Hörakustikers ist sehr abwechslungsreich und beinhaltet u.a. Kundenberatung, Technik, Service und Handwerksleistungen. Doch der Beruf hat auch eine soziale Komponente. Menschen mit Hörproblemen fühlen sich häufig von der Außenwelt abgeschnitten und Aufgabe eines Hörakustikers ist, diesen Menschen ihre Lebensqualität wieder zu bringen. Dafür ist viel Einfühlungsvermögen gefragt. „Es ist überaus wichtig, einen vertrauensvollen Kontakt zum Patienten aufzubauen“, betont Marianne Frickel, Präsidentin der Bundesinnung für Hörgeräteakustiker (biha). „Deshalb gehört zu der Ausbildung auch viel Psychologie.“ Denn der Akustiker muss das Hörumfeld und die individuellen Hörbedürfnisse seiner Patienten genau erfasse und bei der jeweiligen Anpassung berücksichtigen.
Mit einem Hörtest bestimmt der Hörakustiker das individuelle Hörprofil, danach hilft der Experte bei der Auswahl geeigneter Hörsysteme. Er benötigt dafür medizinisches Fachwissen, das er während seiner Lehrzeit erlernt. Schließlich fertigt der Hörakustiker Abdrücke vom Ohr und vom Gehörgang sowie Maßohrstücke an. Bei diesem Gesundheitshandwerk ist – ähnlich wie beim Zahnarzt – äußerste Präzision gefragt. Es folgt die Anpassung, in der die Hörsysteme auf die Schwerhörigkeit und die Ansprüche des Patienten exakt angepasst werden. Die Anpassung verläuft in mehreren Schritten, denn wer lange wenig hört, verlernt das Hörverstehen und empfindet viele Geräusche anfangs erst einmal als störend. ist Es bedarf ein wenig Geduld. Aber es lohnt sich.
Jeder Patient erhält eine detaillierte Einführung in Bedienung und Pflege seines Hörsystems durch den Hörakustikbetrieb. Nur wenn der Patient sein Hörsystem richtig verwenden und bedienen kann, kann sich der Hörerfolg einstellen.
Die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker garantiert in der Regel einen Arbeitsplatz, denn die Branche hat Zukunft. Und wer Lust hat nach den drei Jahren weiter zu lernen, findet ein breites Fortbildungsangebot: von Lehrgängen zum Tinnitus-Spezialisten oder Spezialisten für Kinder mit Hörproblemen (Pädakustiker) bis zum weiterführenden Studium oder dem Meisterabschluss.