Erster Eindruck unter Zeitdruck: Personaler checken Bewerbungen oft in fünf Minuten
Köln – Für den ersten Bewerbungscheck bleibt in den Personalabteilungen wenig Zeit: 40 Prozent der Personaler investieren fünf Minuten oder weniger. Dabei wandert der Blick zuerst auf den Lebenslauf und dann erst auf das Anschreiben. Generell gilt bei der Bewerbung: Übersichtlichkeit und Struktur sind 87 Prozent der Personaler wichtig oder sehr wichtig und lassen ein kreatives Design (16 Prozent) weit hinter sich. 82 Prozent sind der Meinung, das Foto mache die Bewerbung komplett und für neun Prozent kann das Bild sogar ausschlaggebend für die Entscheidung sein. Das sind Ergebnisse der Studie „JobTrends 2017“, die Kienbaum Communications und das Staufenbiel Institut gemeinsam durchgeführt haben. Für die Studie wurden knapp 300 Personalverantwortliche in Deutschland befragt.
Kaum ein Personaler geht beim Bewerbercheck auf Online-Spurensuche
Bei der Auswahl des passenden Kandidaten gehen die wenigsten Personaler auf Netz-Recherche. Nur drei von 100 Personalern checken Bewerber in jedem Fall bei Facebook, das Googeln des Namens gehört bei sechs Prozent zum Standard. In der Regel bleibt der Bewerbercheck ohne Konsequenzen: Nur bei 11,7 Prozent hat die Online-Recherche dazu geführt, dass man sich gegen den Kandidaten entschieden hat. „Eine individuelle Bewerbung verrät vieles über den Menschen dahinter – und macht im Idealfall neugierig auf ein persönliches Kennenlernen. Hinzu kommt, dass die Online-Spurensuche viel Zeit kostet und man sich in einer rechtlichen Grauzone bewegt“, sagt Erik Bethkenhagen, Geschäftsführer von Kienbaum Communications, der Agentur für Arbeitgeberkommunikation.
Der akademische Nachwuchs punktet mit Praxiserfahrung
Die Besetzung einer Stelle für den Direkteinstieg kann laut JobTrends-Studie dauern: Knapp die Hälfte der Unternehmen gibt an, dass acht bis 16 Wochen vergehen, bis der passende Kandidat gefunden ist. Der überzeugt idealerweise mit Praxiserfahrung durch viele Praktika, die wichtiger ist als ein guter Studienabschluss in Regelstudienzeit. „Bei acht von zehn Personalern punktet der akademische Nachwuchs mit praktischer Erfahrung eher als mit guten Noten. Der richtige Kandidat kennt die Arbeit in der Branche oder dem Funktionsbereich idealerweise bereits und passt zur Unternehmenskultur – das zählt mehr als eine gute Abschlussnote“, sagt Julia Troesser, Studienleiterin und Redakteurin beim Staufenbiel Institut.
Berufseinsteiger verdienen zwischen 40.000 und 49.999 Euro
Wird ein Arbeitsvertrag geschlossen, soll die Zusammenarbeit langfristig sein: Bei mehr als zwei Drittel der Arbeitgeber ist weniger als jeder fünfte Arbeitsvertrag befristet. Knapp die Hälfte der Absolventen steigt mit einem Jahresgehalt zwischen 40.000 und 49.999 Euro ein, das gilt über alle Fachrichtungen hinweg. 92 Prozent der HR-Verantwortlichen geben an, dass fünf bis zehn Prozent des Gehalts verhandelbar sind. Weiter zeigt die Studie „JobTrends 2017“, dass die nächste Erhöhung zeitnah möglich ist – bei drei Viertel der Unternehmen nach einem Jahr oder sogar schon nach der Probezeit.
Arbeit kann flexibel gestaltet werden
Flexible Arbeitszeit, betriebliche Altersvorsorge, Arbeit im Home-Office: Das sind die Top-Drei-Benefits, mit denen Unternehmen versuchen, neue Mitarbeiter zu überzeugen und zu binden. Die seltensten Zusatzangebote für Mitarbeiter sind die erlaubte Mitnahme des Hundes zur Arbeit und das Familienbüro. „Ein Glück – nicht nur für Hundebesitzer – dass die Arbeitszeiten zunehmend flexibler gestaltet werden: 73 Prozent der Unternehmen ermöglichen die Arbeit von Zuhause, 71 Prozent setzen auf Vertrauensarbeitszeit“, sagt Julia Troesser vom Staufenbiel Institut.
Das feste Jobangebot nach dem Praktikum bleibt Mangelware
Die befragten Unternehmen stellen im Durchschnitt 59 Praktikanten pro Jahr ein. Wenn der Mindestlohn nicht greift, verdienen mehr als 60 Prozent der Praktikanten zwischen 500 und 1.000 Euro monatlich. Die Chancen auf einen festen Job im Anschluss stehen aber nicht allzu gut: 40 Prozent der Unternehmen bieten weniger als jedem zehnten Praktikanten im Anschluss einen festen Vertrag an. Besonders schlecht sieht es im Handel und in der Konsumgüterbranche aus: Hier bekommt in 70 Prozent der Unternehmen nicht einmal jeder zehnte Praktikant ein Jobangebot.
Quelle: Kienbaum. Inspirierend. Anders.