Neben dem „Equal Pay Day“ gibt es eine weitere Gemeinschaftsinitiative von Politik und Wirtschaft für mehr Gleichberechtigung – der Girls‘ Day. Ob Industriemechanik, Maler- und Lackierer oder Maschinenbau – diese dem Klischee nach klassischen Männerberufe werden heutzutage zwar öfter von Frauen ergriffen, jedoch ist die berufliche Geschlechterverteilung nach wie vor stark verbreitet. Am 27. April versuchen wieder zahlreiche Unternehmen, Schülerinnen und Abiturientinnen für naturwissenschaftlich-technische Ausbildungsberufe zu begeistern und laden dazu in ihre Betriebe ein. Auf diese Weise erhalten die jungen Frauen einen tieferen Einblick in männerdominierte Berufe.
Girls‘ Day: Das Konzept
Bereits seit 15 Jahren bemühen sich Politik und Wirtschaft mit dem Girls‘ Day, auch als Mädchen-Zukunftstag bekannt, den Anteil von Mädchen und Frauen in Ausbildungsberufen oder Studiengängen zu erhöhen, in denen Männer überrepräsentiert sind. Denn vielen Betrieben und Hochschulen mangelt es gerade in den techniknahen Bereichen an qualifiziertem Nachwuchs. In der offiziellen Begründung des Bundesfamilienministeriums zum Girls‘ Day heißt es: „Um faire Chancen im Erwerbsleben zu eröffnen soll der Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag durch praktische Einblicke vor allem in technische und naturwissenschaftliche Berufsbereiche den Anteil der Mädchen und Frauen in diesen Berufen stärken und fördern. Darüber hinaus bietet der bundesweite Aktionstag Unternehmen die Gelegenheit zur Nachwuchssicherung und eröffnet den Mädchen dadurch zukunftsträchtige Berufsfelder.“ Mädchen, die diese Gelegenheit nutzen wollen, können über das Girls‘-Day-Radar bei der bundesweiten Koordinationsstelle des Aktionstags einen Girls‘-Day-Platz in ihrer Nähe finden und sich zu einer der offenen Veranstaltungen anmelden.
Frauen in männerdominierten Branchen
Von „Männerberufen“ ist die Rede, wenn der Männeranteil bei über 80 % liegt. Dies trifft laut der Girls‘-Day-Berufeliste bspw. auf Betonfertigteilbauer/innen, Agrarservicemeister/innen und Aufbereitungsmechaniker/innen zu – hier liegt der Frauenanteil bei 0 Prozent. Wie bspw. ein Frequenzumrichter funktioniert und in welchen Bereichen dieser eingesetzt werden kann, scheint Mädchen immer noch viel Respekt einzuflößen – aber völlig unbegründet. Denn das Verständnis solcher komplexen Produkte erfordert keine Eigenschaften, die spezifisch männlich sind.
Nach ihrem Abschluss Bäckerin oder Betriebswirtin im Controlling zu werden, ist hingegen seit der Einführung des Aktionstages für viele Schülerinnen attraktiver geworden: 26 Prozent aller weiblichen Absolventen entscheiden sich inzwischen für die Arbeit in der Backstube und Controlling zählt, neben einem Job in der Informationsverarbeitung, mit 36 Prozent zu den beliebtesten „Männerberufen“ bei Frauen. Ein weiterer Grund für das stärkere Interesse dürfte auch die bessere Bezahlung in „Männerberufen“ sein: Entscheidet sich ein Mädchen für einen „Frauenberuf“ wie Erzieherin oder Friseurin, verdient sie bei der gleichen Ausbildungszeit im Schnitt 21 Prozent weniger. Wie Untersuchungen des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigen, hängt dieses Gefälle bei 15 Prozent mit der Branche zusammen und lässt sich klar anhand klassischer Männer- und Frauenberufe ablesen. Dieser Umstand dürfte vielen Mädchen mit naturwissenschaftlich-technischem Interesse Mut machen, einen anderen Berufsweg einzuschlagen, als noch Absolventinnen vor 10 Jahren.