Im April schlugen die Wellen wegen der Abschaffung der Homeoffice-Pflicht hoch. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befürchteten massive Einschränkungen ihrer Flexibilität. Inzwischen hat sich nicht ganz überraschend gezeigt, dass das Homeoffice auch nach dem 20. März fester Bestandteil unserer Arbeitswelt bleibt. Seitdem rücken Themen wie flexible Arbeitsmodelle. oder die Arbeitszeitverkürzung wieder stärker in den Fokus. Insbesondere Väter setzen sich immer aktiver damit auseinander, weniger zu arbeiten, um mehr Familien-Zeit zu haben. Viele stellen sich die Fragen, ob sie auch verkürzt arbeiten können und ob sich dies dann negativ auf ihre Karriere auswirkt. Zentral ist bei immer mehr arbeitenden Vätern die Fragestellung: Was für ein Vater möchte ich sein?
Ein Punkt, der bei der Umsetzung gern unterschätzt wird ist, wie stark sich Arbeitnehmer in neue Konzepte mit einbringen. Projekte zur Arbeitszeitverkürzung/-flexibilisierung scheitern auch, weil sie seitens der Arbeitgeber ausgerollt werden, ohne die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die Vorbereitung und Umsetzung ausreichend einzubeziehen..
Das Arbeitsverhältnis proaktiv mitgestalten
Immer mehr Väter wollen aktiv den Alltag ihres Kindes mitgestalten. Es reicht ihnen nicht mehr, der Gute-Nacht-Papa zu sein. Inzwischen bieten viele Unternehmen mehr Möglichkeiten für Väter an. Doch teilweise wissen Arbeitnehmer gar nicht, wie fortschrittlich ihr Arbeitgeber wirklich ist. Sinnvoll ist es, auf Managementebene aktiv Angebote für Arbeitnehmende zu unterbreiten. Es reicht jedoch nicht, den Mitarbeitenden fertige Konzepte zu präsentieren. Hier sind die Wünsche der Väter gefragt. Väter sollten sich aktiv daran beteiligen, neue Arbeitsmodelle mitzugestalten. So können nachhaltige Ideen entstehen, wie beispielsweise Ressourcen im Unternehmen eingespart werden können. Väter sollten also aktiv beim Arbeitgeber nachfragen, welche Möglichkeiten bereits bestehen und proaktiv Vorschläge unterbreiten, wie Arbeitsmodelle flexibler werden können.
Bedürfnisse und Möglichkeiten definieren
Eine nötige Voraussetzung für das Mitgestalten der eigenen Arbeitszeit ist zunächst Ideen zu entwickeln, wie mehr Familienzeit geschaffen werden kann. Eine Lösung könnte sein, dass Väter bei ihrer eigentlichen Wochenarbeitszeit bleiben, aber mehr Flexibilität für sich schaffen, in dem sie nachmittags früher das Büro oder Homeoffice verlassen und dafür abends nochmal arbeiten. So kann der Nachmittag dafür genutzt werden, das Kind aus der Kita oder Schule abzuholen und gemeinsam ein Eis essen zu gehen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, in Elternzeit zu gehen oder auch sich eine unbezahlte Auszeit zu nehmen, um mit der Familie zu reisen. Bei nicht schulpflichtigen Kindern kann außerdem auch eine Workation eine Möglichkeit sein, um neue Impulse zu bekommen und die Zeit mit dem Nachwuchs losgelöst vom Alltagstrott noch mehr genießen zu können.
Neue Arbeitgebende – neue Chance?
Oft haben Arbeitssuchende nicht den Mut gleich zu Beginn eines neuen Arbeitsverhältnisses den Wunsch nach mehr Flexibilität zu äußern. Die Suche nach einem neuen Job kann aber auch eine neue Chance bedeuten. Auch hier gilt es konkrete Vorstellungen über die eigenen Wünsche und Rahmenbedingungen zu haben. Schon in der Bewerbungsphase können sich Väter danach erkundigen, welche flexiblen Arbeitsmodelle das Unternehmen anbietet. Vielleicht wird auch ein Gespräch mit anderen Vätern im Unternehmen ermöglicht. Väter sollten schon im Interview klar kommunizieren, wie viele Stunden sie arbeiten möchten und wie viel Flexibilität sie beispielsweise auch in Hinblick auf Homeoffice benötigen. Bei uns gilt beispielsweise die 35-Stunden-Vollzeit-Woche. Wir sind aber grundsätzlich offen dafür, dass jemand mehr oder weniger arbeiten möchte. Auch eine spätere Anpassung auf mehr oder weniger Stunden ist möglich. Deshalb fragen wir aktiv danach, was für die Arbeitnehmer wichtig ist und wie sie ihren Job mitgestalten möchten. So finden wir gemeinsam Lösungen für Arbeitszeiten, die sich an Kita Abläufen oder den Schichtdiensten der Partnerin orientieren. Auch Urlaub oder Elternzeit während der Probezeit gehören zu unserer Normalität.
Fazit: Den Weg in Richtung New Work wagen
Am Ende sollten sich Väter trauen ihre veränderten Bedürfnisse rechtzeitig zu kommunizieren und gemeinsam mit ihrem Arbeitgebenden überlegen, wie diese Bedürfnisse mit dem Arbeitsverhältnis vereinbart werden können. Dabei gilt es gemeinsam mit dem Arbeitgebenden Konzepte und Möglichkeiten auszuarbeiten. So profitieren Arbeitnehmer von einer besseren Work-Life-Balance und Arbeitgebende von zufriedeneren Mitarbeitenden.
Autorin: Anke Behrendt (Personal- und Feel-Good-Managerin bei ADVOSERVICE) – redaktionell überarbeitet
Quelle: Mashup Communications GmbH / ADVOSERVICE