Würzburg – Spätestens seit dem Beginn der Finanzkrise werden wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Zusammenhänge verstärkt öffentlich diskutiert. „Fundierte Informationen in den Medien sind daher wichtiger als je zuvor“ – das meinen die Professoren Peter Bofinger und Holger Schramm von der Uni Würzburg. Sie haben darum die Einrichtung einer Stiftungsprofessur „Wirtschaftsjournalismus“ vorangetrieben.
Peter Bofinger gehört zu den fünf Wirtschaftsweisen und hat am Volkswirtschaftlichen Institut einen Lehrstuhl inne; Holger Schramm ist Professor für Medien- und Wirtschaftskommunikation. Pünktlich zum Sommersemester 2015 ist ihre Idee realisiert und die neue Stiftungsprofessur besetzt. Das ist auch weiteren Mitstreitern und vor allem einigen großzügigen Förderern zu verdanken.
Professur für den Journalisten Kim Otto
Der erste Inhaber der Stiftungsprofessur stellte sich am 18. März bei einem Pressegespräch in der Uni am Sanderring vor: Es ist Kim Otto, Jahrgang 1968, geboren in Essen. Als Journalist arbeitet er seit 2001 für das ARD-Magazin „Monitor“. 2007 bekam er den Adolf-Grimme-Preis verliehen – er hatte aufgedeckt, dass in deutschen Bundesministerien externe Personen mitarbeiten, die von Konzernen bezahlt werden. Hierüber schrieb er „Der gekaufte Staat“ und war damit 2008 auf der Spiegel-Beststellerliste in der Kategorie Sachbuch.
Kim Otto hat bisher an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in Köln gelehrt. An der Uni Würzburg wird er künftig wirtschaftsjournalistische Akzente setzen. Damit entstehen ab dem Sommersemester 2015 ein neuer Schwerpunkt im wirtschaftswissenschaftlichen Master-Studium „Economics“ und ein neues Nebenfach im Master-Studium der Medienkommunikation. Das Angebot verbindet eine fundierte volkswirtschaftliche Ausbildung mit medienwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen und einer stark praxisbezogenen Ausbildung im Wirtschaftsjournalismus.
Das neue Studienangebot
20 Studierende werden pro Jahr in den neuen Studienschwerpunkt Wirtschaftsjournalismus aufgenommen – zwölf aus dem Masterstudiengang „Economics“ und acht, die sich für den Master „Medienkommunikation“ eingeschrieben haben. Was sie erwartet: eine Ausbildung über vier Semester hinweg, die in erster Linie crossmedial orientiert ist, wie Kim Otto sagt. Auf dem Programm stehen also sowohl Print als auch Hörfunk, Fernsehen und Internet. Denn: „Wer heute als Wirtschaftsjournalist in der Medienlandschaft bestehen will, muss über eine crossmediale Ausbildung verfügen“, so Otto. Die dafür notwendige Technik stellt die Universität in ihrem Zentrum für Mediendidaktik zur Verfügung.
Ottos Ziel ist es, das theoretische Wissen, das die Studierenden sich in den volkswirtschaftlichen Seminaren aneignen, in praktische journalistische Arbeit umzusetzen. In den zwei Jahren sollen die angehenden Wirtschaftsjournalisten lernen „die aktuellen Wirtschaftsprobleme zu reflektieren und den Menschen nahe zu bringen“. Dafür will er in den kommenden Jahren eine crossmedialen Redaktionsraum für die Studenten aufbauen und mit regionalen Medien kooperieren.
In der zweijährigen Studienzeit erwerben die Wirtschaftsjournalisten das theoretische und praktische Rüstzeug, um sich später einmal erfolgreich journalistisch betätigen zu können.
Bewerbungsschluss ist der 15. Juli 2015 für das Wintersemester 2015/16, die Bewerbung ist voraussichtlich ab Mitte Mai über das Online-Masterbewerbungsportal der Universität Würzburg möglich.
Motivation der Förderer
Finanziert wird die Stiftungsprofessur von der Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp, der IHK Würzburg-Schweinfurt, der Sparkasse Mainfranken und der Universität Würzburg. Unterstützt wird sie auch vom Universitätsbund Würzburg.
„Die Förderung von Qualitätsjournalismus ist ein Schwerpunktziel der Vogel Stiftung“, so Dr. Kurt Eckernkamp. Insbesondere durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise habe sich gezeigt, dass der Bedarf an wirtschaftspolitischem Journalismus, kompetenter Recherche und verantwortlicher Aufbereitung groß sei. „Gerne unterstützen wir eine fundierte Ausbildung des journalistischen Nachwuchses, damit künftig ökonomische Zusammenhänge verständlich, glaubwürdig und medial zeitgemäß dargestellt werden“, erläutert der Stifter.
Das neue Angebot sei ein „zusätzliches Attraktivitätsmerkmal für die Universität Würzburg“ und helfe damit auch der Region Mainfranken, sagt Professor Ralf Jahn, Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt. Es könne junge Menschen dazu animieren, sich für ein Studium in Würzburg zu entscheiden, die nach ihrem Abschluss in den hiesigen Unternehmen einen Arbeitsplatz finden – beispielsweise im Bereich der Unternehmenskommunikation. Vor allem der praktische Ansatz des Studienschwerpunkts sei „ein Gewinn“, so Ralf Jahn. Einen kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit der Wirtschaftsberichterstattung könne die Region Mainfranken nach Ansicht des IHK-Hauptgeschäftsführers gut gebrauchen.
„Verschiedene Ereignisse der vergangenen Jahre haben wirtschaftspolitische Themen in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Diese wirken sich konkret auf die Menschen aus – und erscheinen gleichzeitig immer komplexer und für viele schwer verständlich. Umso wichtiger ist es, ökonomische Abläufe zu erklären. Die Sparkassen sehen es seit jeher als Teil ihres „öffentlichen Auftrages“, die wirtschaftliche Bildung zu fördern. Mit dem Engagement für die Stiftungsprofessur „Wirtschaftsjournalismus“ eröffnet sich für uns eine weitere Möglichkeit, die Zusammenarbeit mit der Universität Würzburg zu intensivieren und die wirtschaftspolitische Bildung auf einem hohen Niveau zu unterstützen“, so Bernd Fröhlich, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mainfranken.