Berlin – Zwei Berufstätige und eine Studentin mit Rheuma sind am 22. September bei einer feierlichen Preisverleihung in Berlin mit dem RheumaPreis 2014 geehrt worden. Rosemarie Dziurdz, Dr. Ilga Opterbeck und Lena Freudenmann erhielten diese Auszeichnung für ihre beispielgebende Weise, wie sie auch mit Rheuma ihren Berufsweg weiter verfolgen. Zur Seite stehen ihnen dabei zwei engagierte Arbeitgeber und eine Bildungsstätte – das Studentenwerk Berlin, die Ennepe-Ruhr-Kreisverwaltung und die Universität Tübingen wurden daher ebenfalls geehrt.
RheumaPreis-Schirmherr Mario Czaja, Senator für Gesundheit und Soziales in Berlin, würdigte den Mut und das Engagement der Prämierten: „Die Diagnose einer chronischen Erkrankung ist immer ein tiefer Einschnitt in das bisherige Leben. Die Preisträgerinnen haben es geschafft, die einzelnen Bausteine ihres Lebens zu sortieren und neu zusammenzusetzen. Sie sind ein Vorbild und ich habe große Hochachtung vor dieser Leistung und ihrem Lebensweg.“
Junge Menschen mit Rheuma beim Berufsstart unterstützen
Positive Beispiele beruflicher Einbindung öffentlich zu machen und damit anderen Anregungen zum Nachahmen zu geben – das ist das Ziel der Initiative RheumaPreis. Seit sechs Jahren verleiht die Initiative, bestehend unter anderem aus fünf Patientenvereinigungen, drei Berufsverbänden, einer gesundheitlichen Einrichtung und dem Biopharma-Unternehmen AbbVie, den RheumaPreis. „Der Preis soll darauf aufmerksam machen, dass Menschen mit Rheuma ein Handicap haben können, gleichzeitig aber vollwertige Arbeitskräfte sind“, sagte Ludwig Hammel, Geschäftsführer der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew und RheumaPreis-Partner.
Zwar belegen aktuelle Daten, dass Menschen mit Rheuma heute häufiger und länger berufstätig sind als noch vor zehn Jahren. Damit sich die Situation weiter verbessert, ist es wichtig, dass sich Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Ärzte und Akteure im Gesundheitswesen gemeinsam für dieses Ziel engagieren. Von großer Bedeutung ist dies vor allem für junge Menschen, die ihren Weg erst noch finden müssen. Erstmals waren daher in diesem Jahr auch Auszubildende und Studenten mit Rheuma zur Bewerbung um den RheumaPreis aufgerufen. „Junge Menschen mit Rheuma verdienen unsere besondere Unterstützung, damit ihre ersten Schritte ins Arbeitsleben erfolgreich verlaufen“, sagte Alexander Würfel, Geschäftsführer des Unternehmens AbbVie Deutschland, das Sponsor des Preisgelds ist. Würfel berichtete weiter: „Als Arbeitgeber haben wir die Erfahrung gemacht, dass junge Berufstätige mit chronischen Erkrankungen besonders motiviert und leistungsbereit sind. Es profitieren daher immer beide Seiten von einer erfolgreichen Einbindung in das Arbeitsleben.“
Leistungsbereitschaft, Motivation und Engagement – dies zeichnet auch die drei Preisträgerinnen aus, die die RheumaPreis-Jury unter den zahlreichen Bewerbern, die bemerkenswerte Konzepte für ein Arbeitsleben mit Rheuma vorgestellt hatten, ausgewählt hat:
Lena Freudenmann, Studentin der Molekularen Medizin, Universität Tübingen
Bei RheumaPreis-Trägerin Lena Freudenmann führte die Diagnose „Mischkollagenose“ – eine entzündlich-rheumatische Erkrankung – zur Entwicklung eines konkreten Berufsziels. „Ich wollte wissen wie der Mensch funktioniert, was ihn krank macht und wie Krankheiten behandelt werden können“. Um dies herauszufinden, begann die heute 21-Jährige vor zwei Jahren ein Studium der molekularen Medizin. Körperliche Einschränkungen machen es ihr nicht immer einfach, den anstrengenden Studienalltag zu bewältigen, doch die angehende Medizinerin kann sich auf ihr Umfeld verlassen: Ihre Dozenten stehen ihr beratend zur Seite und die Kommilitonen stellen Notizen zur Verfügung, wenn Schmerzen ihr das Mitschreiben unmöglich machen. Die Studentin würdigt diese Unterstützung mit hervorragender Leistung, hohem fachlichem Interesse und Engagement. „Rheuma ist kein Grund aufzugeben. Man muss erkennen, welche Chancen die Erkrankung mit sich bringt. Manchmal entsteht daraus wie bei mir sogar der Traumberuf“, sagt Lena Freudenmann.
Preisträgerin Rosemarie Dziurdz, Bereichsleiterin Finanzen, Studentenwerk Berlin
„Rheuma haben bedeutet nicht, dass man nicht produktiv sein kann“, weiß Rosemarie Dziurdz. Bereits seit 36 Jahren ist die Berlinerin beim Studentenwerk Berlin aktiv und leitet dort heute den Bereich Finanzen. Bei ihren Vorgesetzten gilt sie als gutes Beispiel dafür, dass man auch mit chronischer Erkrankung engagiert den Beruf ausüben kann. Rosemarie Dziurdz bedeutet ihr Beruf sehr viel, denn: „Mit der Möglichkeit voll im Arbeitsleben zu stehen, bewahre ich mir meine persönliche Freiheit“. Um sie dabei zu unterstützen, hat das Studentenwerk für eine ergonomische Arbeitsplatzausstattung mit höhenverstellbarem Schreibtisch und für eine Anpassung der Arbeitsabläufe gesorgt. In ihrer Abteilung ist die 58-Jährige anerkannt und beliebt – auch weil sie ganz offen mit ihrer Erkrankung umgeht: Ein kleiner Drache in ihrem Büro signalisiert den Kollegen, ob sie einen guten Tag hat oder eher etwas Ruhe braucht.
Preisträgerin Dr. Ilga Opterbeck, Psychologische Beratungsstelle, Ennepe-Ruhr-Kreisverwaltung
Erkrankungen werden oft als Schwäche angesehen, doch Dr. Ilga Opterbeck sagt von sich, dass ihr Rheuma sie stark gemacht hat: Die Psychologin ist dadurch ehrgeiziger und disziplinierter geworden. „Man sollte sich auf das konzentrieren, was man kann und dies mit vollem Einsatz tun. So ist eine Karriere auch mit Rheuma möglich“, sagt die 35-Jährige. Für ihre Arbeit in der psychologischen Beratungsstelle der Ennepe-Ruhr-Kreisverwaltung setzt die Hagenerin deshalb ihr ganzes Können ein und kann dabei auf eigene Erfahrungen zurückgreifen: „Ich weiß wie man mit Schmerzen umgehen kann. Da kann ich mich gut einfühlen.“ Dank flexibler Arbeitszeiten und einer Homeoffice-Regelung, die ihr die Kreisverwaltung ermöglicht, kann sie sich optimal bei der Arbeit einbringen und gleichzeitig auch für ihren zweijährigen Sohn da sein. „Lebe Deinen Traum und besinne Dich auf Deine Stärken“ – nach diesem Motto lebt und arbeitet Ilga Opterbeck.
Quelle: ots