Mannheim – „Wir suchen dich!” Der Trend bei der Bewerberansprache in Stellenanzeigen ging in den vergangenen Jahren immer mehr in Richtung „du”. Viele Unternehmen wollten sich als lockere, familiäre Einrichtung mit flachen Hierarchien präsentieren, stellten Bewerber damit aber unbewusst vor eine Herausforderung: Wie reagiert man auf so eine Stellenanzeige? Darf man den Personaler im Anschreiben auch duzen? Bleibt es beim Vorstellungsgespräch beim „Du”? Jetzt heißt es für Bewerber aufatmen: Es geht zurück zum „Sie”. Das hat das Weiterbildungsportal kursfinder.de herausgefunden, das dazu 250 Stellenanzeigen ausgewertet hat.
„Sie passen zu uns, wenn…” – In über 80 Prozent der ausgewerteten Stellenanzeigen werden die Bewerber gesiezt. Das Duzen ist somit nicht mehr allzu verbreitet. Nur in jeder fünften Ausschreibung werden potentielle Bewerber noch mit „du” angesprochen. Das ist ganz im Interesse der Bewerber. Denn auch wenn im Arbeitsleben fast drei Viertel der Angestellten mit ihren Kollegen per du sind, so schreckt das „Du” in Job-Annoncen 35 Prozent der Bewerber eher ab, so dass sich viele gar nicht erst auf eine solche Stelle bewerben. Das ergab eine Umfrage von CareerBuilder, einem Anbieter von Recruiting-Tools. Nur auf rund ein Viertel wirkt sich das Duzen in der Ausschreibung positiv aus und suggeriert eine gute Firmenkultur. Den restlichen 38 Prozent ist die Anredeform egal.
Bei Junior-Stellen greifen Unternehmen häufiger zum „Du”
Bei der Bewerberansprache gibt es einen kleinen Unterschied zwischen Junior- und Senior-Stellen: Von den von kursfinder.de untersuchten Stellen sind rund ein Drittel klar als Junior-Stellen auszumachen, die anderen zwei Drittel entfallen auf Senior-Stellen. In 30 Prozent der Junior-Stellen bedienen sich die Unternehmen bei der Bewerberansprache am „Du”. Bei den Senior-Stellen sind es lediglich 13 Prozent. Wobei zu erwähnen ist, dass auch Praktikums-, Trainee- und Ausbildungsstellen in den Junior-Stellen inbegriffen sind, bei denen ein Duzen gang und gäbe ist.
Wer glaubt, dass es jobspezifische Unterschiede bei der Bewerberansprache gibt, der täuscht: Unter den ausgewerteten Stellen mit „Du”-Ansprache ist von Handwerks- über IT- und Vertriebsstellen bis hin zu Ingenieursstellen alles zu finden. Es sind also weder ausschließlich die hippen Marketingabteilungen noch die jungen Start-ups, die bereits in den Job-Anzeigen eine lockere Unternehmenskultur vermitteln wollen. Dass das klassische „Sie” nun aber zurückkommt, macht es für alle Beteiligten einfacher. Es führt weder bei Jobeinsteigern noch bei Bewerbern mit Berufs- und Führungserfahrung zu Irritationen. Stattdessen vereinfacht es das Bewerbungen schreiben: Denn selbst, wenn die meisten Arbeitnehmer eine Duz-Kultur im Unternehmen befürworten, so hat es mit dem „Du” dann doch Zeit bis zum persönlichen Kennenlernen.
Quelle: kursfinder GmbH