Gütersloh (dapd). Die Bertelsmann-Stiftung setzt sich für eine Ausbildungsgarantie für jeden Schulabgänger ein. Wer auf dem regulären Ausbildungsmarkt keine Lehrstelle finde, solle trotzdem einen qualifizierten Berufsabschluss erwerben können, erklärte die Stiftung am Donnerstag in Gütersloh. Das gehe nicht ohne Investitionen der öffentlichen Hand.
So müsse der Staat einer Studie der Stiftung zufolge für jeden, der erst aufgrund der Ausbildungsgarantie eine Ausbildung erhalte, zunächst etwa 11.000 Euro zusätzlich aufwenden, rechnete Bildungsökonom Klaus Klemm vor.
Der Staat gewinne durch höhere Einnahmen wie Lohnsteuern und Beiträge zur Arbeitslosenversicherung ebenso wie durch sinkende Ausgaben für Arbeitslosengeld sowie Sozialleistungen im Gegenzug aber 22.000 Euro pro Kopf. Unter dem Strich koste eine solche Ausbildungsgarantie den Staat 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Der deutschen Wirtschaft stünden aber jährlich bis zu 150.000 Fachkräfte zusätzlich zur Verfügung.
2011 begannen der Stiftung zufolge nahezu 300.000 Jugendliche berufsvorbereitende Übergangsmaßnahmen, weil sie zunächst keine Lehrstelle fanden. „Alles prinzipiell hilfreich, aber für viele Jugendliche bedeuten diese Maßnahmen nichts als verlorene Zeit in der Warteschleife, denn: Ein Berufsabschluss kann im heutigen Übergangsbereich nicht erworben werden“, kritisierte das Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung, Jörg Dräger.
Der Übergangsbereich verursache jährlich Kosten von etwa 4,3 Milliarden Euro. Dennoch blieben jedes Jahr 150.000 Jugendliche dauerhaft ohne Berufsabschluss und hätten als Ungelernte geringe Aussichten auf dem Arbeitsmarkt.
Die Stiftung hat gemeinsam mit neun Bundesländern und der Bundesagentur für Arbeit ein Konzept erarbeitet, wie der Übergangsbereich zwischen Schule und Beruf grundlegend neu gestaltet werden kann.