Nidda – „Mehr Mut bei Stellenanzeigen“, fordert Pia Tischer. „Und ganz wichtig: die Bewerber besser behandeln.“ Seit über 15 Jahren beschäftigt sich die Bloggerin und Inhaberin des Software-Unternehmens Coveto mit dem Bewerbungsprozess und beleuchtet ihn in ihrem Unternehmensblog sowie im regelmäßig erscheinenden Newsletter von allen Seiten.
„Es sind nicht immer die Bewerber, die die Fehler machen“, meint Pia Tischer. „Nur werden diese Fehler gern an die Öffentlichkeit gezerrt. Das beruht auch darauf, dass unvorteilhafte Bewerbungsfotos und fehlerhafte Anschreiben leichter verständlich und dadurch auch leichter zu beurteilen sind als der komplexe Bewerbungsprozess in Unternehmen.“
Pia Tischer macht häufig die Erfahrung, dass es die Unternehmen sind, die durch ihren Bewerbungsprozess potenzielle neue Mitarbeiter von vornherein abschrecken. Oder sie verlieren Bewerber an besser aufgestellte Unternehmen, bevor sie selber zu einer Entscheidung gelangt sind.
Was wird falsch gemacht beim Bewerbungsverfahren?
Ist das Angebot an qualifizierten Bewerbern knapp, dann kehrt sich das Verhältnis um: Die Unternehmen bewerben sich beim zukünftigen Mitarbeiter. Das ist nur vielen nicht bewusst. Sonst gäbe es nicht so viele 0815-Stellenanzeigen und unmoderne, komplizierte, langwierige Bewerbungsprozesse.
Tatsächlich beginnen viele Bewerbungsverfahren mit einer nichtssagenden Stellenanzeige. Gespickt mit Floskeln sagt der Inhalt oft wenig über die Anforderungen, den Teamspirit oder das Unternehmen als Ganzes aus. Woran soll sich ein Bewerber dann orientieren? Aus seiner Sicht ist die Gefahr groß, dass er seine knappen Ressourcen – Geld und Zeit – hier aufs falsche Pferd setzt.
Darum empfiehlt Pia Tischer, bereits bei der Stellenausschreibung Mut und Persönlichkeit zu zeigen: „Jede Personalabteilung sollte einen kreativen Kopf haben, der inspirierende Stellenangebote entwirft.“ Fehlt diese Person im Team, dann kann man sich mithilfe von externen Profis vom Start weg bessere Chancen verschaffen. „Sehr originelle Stellenanzeigen gehen manchmal sogar viral“, berichtet Pia Tischer.
Einen ungewöhnlichen Weg geht zum Beispiel das Unternehmen Ströher aus dem hessischen Dillenburg. Auf einem Banner an einer Straße, auf der von Montag bis Freitag eine lange Blechlawine nach Frankfurt rollt, las Pia Tischer folgenden Text: „Frankfurt: 104 km – Karriere bei Ströher 0,2 km. Wir agieren weltweit und sind doch vor Ort.“
„Hier ist mit wenigen Worten viel gesagt. Und es bleibt dem Interessenten überlassen, wie er reagiert. Vom Anruf über den spontanen Besuch bis zur schriftlichen Bewerbung ist alles möglich. Voraussetzung ist natürlich, dass das Unternehmen den eingeschlagenen Kurs durchhält und einen kurz entschlossenen Besucher nicht am Empfang abweist.“
Pia Tischer gibt Unternehmern in persönlichen Gesprächen weitere Tipps für ein erfolgreiches Bewerbungsverfahren: „Machen Sie es den Bewerbern so einfach wie möglich. Das heißt auch: Finger weg von umständlichen Online-Bewerbungsformularen. Nutzen Sie One Click, denn damit kann der Bewerber mit einem Klick seine Daten aus XING oder LinkedIn übertragen. Die Stellenbörse auf der eigenen Karriereseite sollte für Smartphones und Tablets optimiert sein. Setzen Sie auf soziale Netzwerke und generell: Verkürzen Sie den Prozess und halten Sie den Kontakt zum Bewerber.“
Quelle: arsmedia Software