Der MiNa-Kolumnist Gerald Wood ist Unternehmensberater, Potenzialentwickler, Buchautor und Experte für die neue Arbeitswelt. Er forscht zum Thema #NextGenWork und verbindet in seinen Projekten die Themen KI und menschliche Potenziale. Auf mittelstand-nachrichten.de informiert er über die Arbeitswelt der Zukunft, neue KI-Tools, emotionale Bindung von Mitarbeitern und die deutsch-amerikanischen Beziehungen.
Was beschäftigt Sie derzeit am meisten? Was treibt Sie in Ihrem beruflichen Alltag um?
Eines meiner Top-5-Talente in meinem Stärkenprofil ist „Wissbegier“. Deswegen beschäftige ich mich momentan mit all den neuen Dingen und Möglichkeiten, die mit künstlicher Intelligenz zu tun haben, mit den Zusammenhängen, die jetzt neu zwischen Technik und Menschen entstehen. Die neue Arbeitswelt mit KI wird das große Thema. „New Work“ als Begriff verharmlost das eher. Ich bevorzuge den Begriff NextGenWork. Ich glaube, dass uns dieses Thema über die kommenden Jahrzehnte noch sehr beschäftigen wird, auch, weil viele die Entwicklung kolossal unterschätzen. Da wird einiges auf uns zukommen. Wir werden nicht weniger als eine Revolution des Arbeitens erleben.
Wo liegen aktuell die größten Hindernisse des deutschen Mittelstandes?
Es fehlt uns am richtigen Mindset. Das sage ich in all meinen Vorträgen und Interviews. In Sachen KI sind wir leider schon längst abgehängt, weil wir die Chancen der Digitalisierung 4.0 verschlafen haben. Es flossen zwar viele Fördermittel, aber was ist aus denen geworden? Aber wir haben immer noch bestimmte Branchen, die mit deutscher Ingenieurskunst zu tun haben, zum Beispiel im Maschinen- und Anlagenbau oder in der Automobilindustrie, wo wir noch Marktführer sind und bleiben können. Aber unser Mindset muss anders werden! Im internationalen Vergleich sprechen wir von „Hidden Champions“ überall dort, wo wir gut sind. Warum sprechen wir nicht schlicht und ergreifend von „Champions“ – und verstecken uns erst gar nicht. Wenn wir gut oder besonders gut in einer Sache sind, sollten wir das auch sagen können. „Hidden“ sein funktioniert nicht mehr.
Wo liegen aktuell die größten Chancen des deutschen Mittelstandes?
Aus meiner Sicht eindeutig in den Bereichen Maschinenbau, Automobilindustrie und Metallbearbeitung. Wir sind gut darin, sehr genau zu produzieren und darin, Dinge zu konzipieren und zu entwickeln. Wir sind ein Land der industriellen Fertigung und des Ingenieurwesens. Aber wir müssen auch hier aufpassen, dass wir nicht abhängt werden – sei es, dass China und andere Staaten in Fernost uns kopieren, oder weil wir technologisch auch hier den Anschuss verlieren. Andere Länder haben inzwischen auch gute Maschinen. Die Spaltmaße eines BYD unterscheiden sich kaum von denen eines Mercedes. Aber hier ist noch ein Vorsprung vorhanden.
Ferner sehe ich gerade in Deutschland die Themen Cyber-Security, Biotec und im kleinen Rahmen KI als chancenreich an. Hier könnten wir aus der Not eine Tugend machen. Denn: Leider zeichnen wir uns mehr darin aus, wie wir Innovation und Entwicklung durch Bürokratie weiter einengen können, zum Beispiel beim Datenschutz oder der KI-Regulierung. Hier könnten vielleicht punkten, in dem wir besonders sichere KI-Anwendungen entwickeln.
Was muss sich dringend ändern in Deutschland, in Europa, in der Welt?
Wir müssen lernen, dass die künstliche Intelligenz, wie wir sie heute kennen, nicht das Ende der Fahnenstange sein wird. Wir stehen da erst ganz am Anfang. Es wird schon sehr bald keinen Job mehr geben, der nichts mit KI zu tun haben wird. Deswegen brauchen wir Bildung, Bildung und noch mehr Bildung. Vor allem Bildung, die die neuen Technologien mit einbezieht, und Kinder, die wieder Spaß am Lernen haben, am Entdecken, am Ausprobieren. Ich halte es mit Barack Obama, der in seiner Präsidentschaft sagte: „Spiele nicht nur mit den Apps, sondern ENTWICKELE sie!“ Ich frage mich, wie alt Sam Altman, der CEO von OpenAI damals war, als er diesen Satz gehört hat. Diese Mentalität muss wieder einkehren.
Manches darf auch gerne bleiben, wie es ist. Das zumindest lehrt die Erfahrung. Was sollte sich aus Ihrer Sicht keinesfalls ändern?
Deutsche sind nach wie vor sehr verbindlich in ihrer Art. Sie arbeiten hart und sie sind nach wie vor erfinderisch. Das sollte so bleiben, aber gerne kombiniert mit etwas mehr Lockerheit und positiver Zukunftsorientierung.
Was bereitet Ihnen persönlich aktuell die größten Sorgenfalten?
Russland. Und China. Vor allem unsere wirtschaftlichen Abhängigkeiten von China.
Was hat Sie bewogen, Unternehmer zu werden beziehungsweise sich selbständig zu machen? Und was von Ihren damaligen Motiven treibt Sie noch heute an?
Ich war damals voller Träume, mit meinen Kompetenzen die deutsche Wirtschaft darin unterstützen zu können, ihr eigenes Human-Potenzial zu entfalten. Ich wollte jedes Unternehmen dabei begleiten, das eigene Potenzial sowie auch das der Mitarbeiter so sehr freizusetzen, dass die hiesigen Unternehmen mühelos mit den anderen Unternehmen auf der Welt konkurrieren könnten. Ich wollte ihnen beim Wachsen helfen, Arbeitnehmer und Unternehmer gedeihen lassen mit ihren Aufgaben und Pflichten. Sie sollten Freude darin finden, jeden Tag ein Stück besser und glücklicher zu werden, Erfolg zu haben. Das sind noch immer meine Ziele, aber ich sehe auch der Realität ins Auge: viel Mutlosigkeit, viel Resignation und viel Bürokratie. In diesem Dilemma müssen wir alle das Beste herausholen.
Was würden Sie heute anders machen als damals? Und: Wie würden Sie die Entscheidung heute treffen, wenn man Sie nochmals fragen würde, ob Sie sich selbständig machen wollen würden?
Vielleicht hätte ich damals für mein Unternehmen Fördermittel beantragen sollen oder eine staatliche Stelle bitten, mich mit einer Kampagne zu unterstützen. Auf jeden Fall hätte ich früher und mehr in Marketing investieren sollen. Aber damals fehlten mir dazu die Mittel. So versuchen wir von einem Unternehmen zum nächsten voranzukommen, aber das dauert sehr, sehr lange. Und ich bin ein ungeduldiger Mensch. Aber: Ich würde die Entscheidung immer wieder treffen, mich selbstständig zu machen. Denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und es gibt sehr viel zu tun.
Was treibt Sie an, sich jeden Tag Ihren Aufgaben und Herausforderungen zu stellen?
„Leistungsorientierung“ gehört ebenso zu den Top-5 meines Stärkenprofils. Die treibt mich täglich an, auch wenn das nicht immer gesund ist. Aber ich war noch nie ein Typ, der aufgibt oder nachlässt. Ich glaube an den Sinn unseres Unternehmens und an unsere Vision. Ich mache weiter!
Was tragen Sie und Ihr Unternehmen zur Gesellschaft bei? Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Gemeinwohl in Ihrer Tätigkeit?
Wir helfen Menschen und Unternehmen ihre vollen Potenziale entfalten zu können. Je besser es jeder einzelnen Person im Wirtschaftsleben geht, desto besser geht es uns als Gesellschaft. Je erfolgreicher jedes einzelne Unternehmen ist, desto besser läuft unsere Wirtschaft. Darin sehe ich meine Rolle – im Einklang mit der Natur und im Einklang mit den Menschen.
Autorenprofil:
Gerald Wood ist Gründer und CEO der Unternehmens- und Personalberatung Authentic Consult GmbH. Bevor er zusammen mit seiner Partnerin sein eigenes Unternehmen gegründet hat, war er Geschäftsführer von Gallup im DACH-Raum. Er hat die renommierte und viel zitierte Gallup-Studie (Gallup Engagement Index) in Deutschland eingeführt und etabliert. Zuvor war er Top-Manager im Metro-Konzern und Pressesprecher des Brandenburgischen Landtages. Seine vielfältigen beruflichen Erfahrungen aus verschiedenen Branchen, aber auch viele harte private Schicksalsschläge haben Gerald Wood motiviert, sich mit Menschen und Unternehmen zu beschäftigen.
Er gilt als der Top-Experte für die neue Arbeitswelt, in der Künstliche Intelligenz und andere Technologien immer mehr das tägliche Handeln von Menschen beeinflussen, und in der Unternehmen vor der Herausforderung stehen, sowohl ihre IT und ihre Prozesse als auch die wertvollen menschlichen Potenziale ihrer Mitarbeiter in einer digitalen Realität mit den ESG-Zielen in Einklang zu bringen. Das ist das Ziel von Gerald Wood und der Authentic Consult GmbH.
Die Authentic Consult GmbH (AC) ist eine führende internationale Strategie- und exklusive Unternehmensberatung. AC misst auf Basis der wissenschaftlichen Gallup-Grundlagen und Gallup-Methoden die emotionale Bindung von Mitarbeitern und Kunden an Unternehmen und Marken. Mit den so gewonnenen Erkenntnissen entwickelt Authentic Consult Strategien, wie die emotionale Bindung nachhaltig gesteigert werden kann. Im Ergebnis führt dies zu begeisterten und engagierteren Mitarbeitern, mehr markentreuen Kunden, Lösungen für den Fach- und Arbeitskräftemangel sowie Programmen zur Steigerung der Performance. Die Ergebnisse bilden zudem die Basis bei der Entwicklung und Umsetzung moderner service- und performanceorientierter KI- und Digitalisierungsstrategien.
Authentic Consult hat neben seinen deutschen Hauptstandorten in Potsdam und Münster auch Büros in Genf, Lissabon und Charleston (USA) und strebt eine weitere Internationalisierung an. AC-Mandanten sind multinationale Konzerne, große Mittelständler, bekannte Marken aus Dienstleistung und Handel sowie Energieversorger und IT-Anbieter.
Weitere Informationen unter https://authentic-consult.de.