Der MiNa-Kolumnist Mathias Hess ist Sachbuchautor, Podcaster, Vortragsredner, IT- und Digitalisierungsprofi, Interim Manager und Unternehmer. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ist er in der digitalen Welt unterwegs – in nationalen mittelständischen Unternehmen und in internationalen Großkonzernen, als CIO und IT-Leiter sowie in verantwortlichen Management-Positionen bei IT-Service-Providern. Nun hat er ein eigenes Unternehmen gegründet. Die mh2-experts GmbH bietet Komplettlösungen für Unternehmen bei der Bewältigung der Herausforderungen rund um das Lieferkettengesetz. Auf mittelstand-nachrichten.de schreibt Mathias Hess über die Themen IT, Software, Digitalisierung und New Business.
Was beschäftigt Sie derzeit am meisten? Was treibt Sie in Ihrem beruflichen Alltag um?
Die Zunahme der Komplexität. Zu den alten Anforderungen, die es gefühlt schon immer gab, gesellen sich neue hinzu, die gleichermaßen zu integrieren sind. Das ergibt häufig einen Mix aus Anforderungen und Erwartungen, die mit vertretbarem Aufwand nicht umzusetzen sind. Alle wollen KI und die neueste Software, die besten digitalen Prozesse und natürlich alles regelkonform, aber es soll wenig kosten, intuitiv bedienbar sein und ohne große Veränderungen vonstatten gehen. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es aber in der IT selten. Das beschäftigt mich grundsätzlich, aber auch in der täglichen Praxis. Vieles würde einfacher, wenn die Unternehmen den immensen Mehrwert einer wirklichen Standardisierung erkennen würden. Jeder meint, bei ihm ist alles ganz anders. Und dann soll etwas Eigenes her, aber unter den vorhin genannten Parametern. Ich werbe täglich für mehr Standardisierung. Standardisierung würde vieles effektiver, einfacher und kostengünstiger machen. Dann gelingt auch die Digitalisierung besser.
Wo liegen aktuell die größten Hindernisse des deutschen Mittelstandes?
Das Festhalten an bestehenden Prozessen und der vergebliche Versuch, das Geschäft so zu steuern, wie es vielleicht vor 20 oder 30 Jahren noch möglich war. Bestes Beispiel dafür ist die jährliche Planung. Was hier an Zeit investiert wird, krampfhaft zu versuchen die Zukunft im Detail vorherzusagen, hat teilweise absurde Ausmaße angenommen. Ich glaube mit 20 Prozent des Aufwandes kann man 80 Prozent der Genauigkeit erreichen – und das ist in einer ohnehin absolut volatilen Welt völlig ausreichend.
Wo liegen aktuell die größten Chancen des deutschen Mittelstandes?
Ich glaube wir müssen bei den Prozessen, die uns keinen Wettbewerbsvorteil bieten, wie zu Beispiel beim Einkauf, der HR und auch im Bereich Finance, radikal standardisieren und gleichzeitig unsere Investitionen auf die Themen lenken, die uns wirklich vom Wettbewerb unterscheiden. Wettbewerbsvorteile liegen in der Regel auf der Produktseite, im Service, in der Qualität. Das intern Kaufmännische bietet hingegen kaum Unterscheidungspotenzial. Je digitaler die Unternehmen werden, desto weniger lässt sich hier punkten.
Was muss sich dringend ändern in Deutschland, in Europa, in der Welt?
Aus meiner Sicht müssen wir viel mehr auf bestehende Lösungen zurückgreifen als ständig das Rad neu zu erfinden. Das betrifft nicht nur Deutschland, wobei wir hier schon ganz oben mit dabei sind, immer wieder neue Lösungen zu entwickeln für Dinge, die am Ende des Tages keinen Mehrwert bringen. Dinge, wie die eben bereits genannten Prozesse.
Manches darf auch gerne bleiben, wie es ist. Das zumindest lehrt die Erfahrung. Was sollte sich aus Ihrer Sicht keinesfalls ändern?
Ich erlebe immer noch bei der Mehrzahl der Mitarbeiter ein enormes Engagement und Verantwortungsbewusstsein – insbesondere im Mittelstand. Das sollten wir uns auf jeden Fall bewahren.
Was bereitet Ihnen persönlich aktuell die größten Sorgenfalten?
Generell halte ich nicht viel davon, sich über irgendetwas, was in der Zukunft vielleicht eintritt, Sorgen zu machen, auf das man in den meisten Fällen ohnehin keinen oder nur sehr geringen Einfluss hat.
Was hat Sie bewogen, Unternehmer zu werden beziehungsweise sich selbständig zu machen? Und was von Ihren damaligen Motiven treibt Sie noch heute an?
Ich habe in vielen unterschiedlichen Unternehmen gearbeitet, in deutschen und japanischen Großkonzernen, bei Mittelständlern mit amerikanischer Muttergesellschaft oder gesteuert von Finanzinvestoren und auch bei inhabergeführten großen Mittelständlern. Meiner Erfahrung nach treffen alle Klischees, die man dieser Art von Unternehmen zuordnet, absolut zu. Langsame Großkonzerne, auf Quartalsergebnisse fokussierte amerikanische Unternehmen oder auch Investoren geführte Unternehmen, für die nur der Profit zählt. Reinhard Sprenger, der bekannte Bestsellerautor, sagte mir mal, die einzige Art würdevoll zu arbeiten sei die Selbstständigkeit. Dem ist nicht viel hinzuzufügen.
Was würden Sie heute anders machen als damals? Und: Wie würden Sie die Entscheidung heute treffen, wenn man Sie nochmals fragen würde, ob Sie sich selbständig machen wollen würden?
Ich würde viel früher den Schritt in die Selbstständigkeit wagen oder erst gar nicht den Weg in die abhängige Beschäftigung gehen.
Was treibt Sie an, sich jeden Tag Ihren Aufgaben und Herausforderungen zu stellen?
Dinge besser zu machen, ständig über die Optimierung von Prozessen nachzudenken, diese dann umzusetzen, die Ergebnisse zu sehen und von diesen zu profitieren.
Was tragen Sie und Ihr Unternehmen zur Gesellschaft bei? Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Gemeinwohl in Ihrer Tätigkeit?
Bei aller Kritik am Lieferkettengesetz wird dieses meiner Ansicht nach dazu beitragen, diese Welt etwas besser zu machen. Mit unserer Software und der Möglichkeit des Outsourcings der operativen Tätigkeiten helfen wir Unternehmen dabei, die Anforderungen des Lieferkettengesetzes höchst effizient zu erfüllen. Damit stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden – was ja dann auch der Gesellschaft zugutekommt. Als neu gegründetes Unternehmen muss man ehrlicherweise sagen, dass Themen wie Nachhaltigkeit und Gemeinwohl aktuell noch nicht ganz oben auf unserer Agenda stehen. Aber selbstverständlich werden wir uns mittelfristig mit diesen beiden Themen intensiv auseinandersetzen.
Autorenprofil:
Mathias Hess ist Gründer und Managing Director der mh2-experts GmbH. Das Unternehmen bietet das komplette Business Process Outsourcing aller operativen Aufgaben rund um das Lieferkettengesetz an. mh2-experts verfügt über ein eigenes Service-Center in Deutschland und versteht sich als Komplettdienstleister rund um das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), der den betroffenen Unternehmen sämtliche Aufgaben abnimmt, die mit dem LkSG zu tun haben. Die kompetenten und insbesondere zum Thema Lieferkettengesetz zertifizierten Mitarbeiter der mh2-experts GmbH übernehmen dabei die Verantwortung für sämtliche operative Aufgaben. Leistungen der mh2-experts sind unter anderem die Risikoanalyse und Risikobewertung, die Initiierung daraus resultierender Maßnahmen und deren Nachverfolgung sowie der Betrieb der LkSG-Beschwerdestelle. Zudem erstellen die mh2-experts sämtliche notwendigen Dokumentationen, Berichte und Reports. Ebenso kann auf Wunsch die Funktion des Menschenrechtsbeauftragten durch die mh2-experts übernommen werden.
Mathias Hess ist seit mehr als einem Vierteljahrhundert in der digitalen Welt unterwegs – in nationalen mittelständischen Unternehmen und in internationalen Großkonzernen, als CIO und IT-Leiter sowie in verantwortlichen Management-Positionen bei IT-Service-Providern. Er kennt alles, was das moderne IT-Umfeld bei den Themen Digitalisierung und KI als Chancen, aber auch an Risiken zu bieten hat. Er verfügt über umfangreiche Erfahrungen im Projektmanagement, sowohl mit der Einführung neuer Anwendungen und Prozesse (ITIL) als auch in der Umsetzung von Outsourcing-Projekten und komplexen Offshore-Leistungen. Im Rahmen seiner Tätigkeit trägt er oft auch Verantwortung für das Change-Management, dem entscheidenden Erfolgsfaktor in vielen Projekten.
Mathias Hess gilt als einer der führenden Experten sowohl, wenn es darum geht, den regulatorischen Anforderungen des LkSG durch effektive und effiziente IT-gestützte Lösungen zu genügen, als auch, wenn es um die Implementierung neuer Software im Rahmen komplexer Digitalisierungsprojekte geht. Er ist Sachbuchautor, Podcaster, Vortragsredner und Wissensvermittler rund um die Themen IT, Software, Digitalisierung und New Business.
Weitere Informationen unter www.mh2-experts.com.