Kolumnisten

Kolumnist Oliver Meinecke

Die Mittelstand-Nachrichten stellen ihren Kolumnisten vor

Der MiNa-Kolumnist Oliver Meinecke ist IT-Projektmanager. Er gilt als einer der führenden Experten rund um die Themen Digitalisierung, IT-Intelligenz, IT-Aktualität, IT-Effizienz, Optimierung der IT-Infrastruktur und Homeoffice. Oliver Meinecke trimmt Strukturen auf maximale Effizienz, indem er Prozesse, Datenbestände und IT-Strukturen radikal vereinfacht und reduziert. Sein Ziel: Unternehmen in ihrer IT-Struktur autark, weniger krisenanfällig und selbstbestimmt machen, sie zu IT-Leadership-Exzellenz führen. Auf mittelstand-nachrichten.de schreibt er über IT-Autarkie, strategische Digitalisierung und unliebsame Wahrheiten im IT-Projektmanagement.

Was beschäftigt Sie derzeit am meisten? Was treibt Sie in Ihrem beruflichen Alltag um?

Viele Fragen rund um die neue digitale Arbeitswelt. Etwa Remote-Work: Wird das Fluch oder Segen, wenn das erstmal überall Standard ist? Wie sieht diese Arbeit in fünf bis zehn Jahren aus? Erstreckt sich die Inanspruchnahme von Dienstleistern für den Standort Deutschland weitestgehend auf den deutschen Markt, so wie bisher, oder ist bereits jetzt eine Tendenz dahingehend zu erkennen, dass weltweit Dienstleistungen in Anspruch genommen werden? Nach welchen Kriterien wird dann ausgewählt? Zählt ausschließlich der günstigste Preis oder wird vernünftig gewichtet? Was macht das alles mit den Themen Verantwortung, Qualität und Sicherheit? Diese Fragen beschäftigen mich persönlich, aber auch meine Mandanten. Wir dürfen nicht glauben, dass da schon alles gut und die globale KI-Technologie schon alles richten wird. Wir müssen gestalten und uns wappnen. Da wird es viele strategische Standortbestimmungen geben müssen und eine klare Definition der eigenen Grenzen.

Wo liegen aktuell die größten Hindernisse des deutschen Mittelstandes?

Die deutsche Wirtschaft ist in vielen Bereichen nicht mehr konkurrenzfähig. „Made in Germany“ zählt nicht mehr viel. Die Frage ist, ob es die deutschen Unternehmen schaffen, sich das zurückzuholen, wieder mitzuspielen im globalen Geschäft. Dazu braucht es mehr Fleiß, mehr Leistung und mehr Technologie. Es fehlt an Perspektiven und an Engagement aller Akteure. Die Politik setzt die Unternehmen mit Bürokratie und Regelungen unter Druck. Und die Unternehmen haben aufgrund dessen, und aufgrund fehlender Standortpotenziale, keine Kraft und keine Lust zu investieren. Gefühlt dreht sich da eine Spirale abwärts – von einigen subventionierten, staatsnahen und gehypten Branchen abgesehen.

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Wo liegen aktuell die größten Chancen des deutschen Mittelstandes?

Deutschland hat seine Chancen, wenn es zu seinen alten Tugenden und Werten zurückfindet: handwerkliche Gründlichkeit, Qualität, Pioniergeist und Fleiß. Das hat Deutschland groß gemacht. Das sind auch keine Werte allein der „Old Economy“, sondern diese Tugenden könnten, ja müssen auch in digitalen, virtuellen Produkten stecken. Deutschland ist als Land der Dichter und Denker groß geworden, die in den Anfängen „einfach gemacht“, etwas ausprobiert, sich etwas getraut haben und damit den Grundstein für den Erfolg gelegt haben. Darauf müssen wir uns besinnen und das Beste daraus in die digitale Zukunft transferieren. Digital heißt nicht schlampig oder „egal“. Im Gegenteil. Fragen von Qualität, handwerklicher und intellektueller Finesse und individuellem Engagement haben hier sogar größere Relevanz. Nur hier können sich Unternehmen in Zukunft noch unterscheiden – im Service, in der individuellen Lösungskompetenz.

Was muss sich dringend ändern in Deutschland, in Europa, in der Welt?

Es gibt eine Tendenz, nicht zu entscheiden und Verantwortung zu delegieren. Das bremst auf allen Ebenen und verhindert echtes unternehmerisches Handeln. So werden Wachstum und Innovation gebremst und Karrieren gefördert, die unter anderen Umständen auf der Umsetzungsebene steckengeblieben wären. Die Zögerer und Verhinderer kommen so nach oben, nicht die Mutigen und Engagierten. Es muss wieder eigenverantwortlich entschieden werden, ohne die Zuhilfenahme von einem Zuviel externer Ressourcen. Externe Dienstleister sind notwendig, um notwendiges Spezialwissen zu beschaffen. Die Verantwortung muss allerdings im Unternehmen bleiben, mutig übernommen und konsequent gelebt werden. Es muss auch zwingend wieder eine „Nein-Kultur“ hervorgebracht werden, dort wo sie Sinn macht. Es darf nicht alles bis zum letzten Punkt durchdiskutiert werden. Hier sind Führungskräfte stärker denn je gefragt, Kosten und Nutzen von Personalressourcen, seien sie extern oder intern, wieder in das richtige Maß zu bringen.

Manches darf auch gerne bleiben, wie es ist. Das zumindest lehrt die Erfahrung. Was sollte sich aus Ihrer Sicht keinesfalls ändern?

Unser Optimismus. Wir können es uns nicht leisten, schlecht über die Zukunft zu denken. Wir haben die Aufgabe, das Beste aus der Gegenwart zu machen, um die Zukunft zu gestalten, ohne allerdings eine rosarote Brille aufzusetzen. Dort, wo aktuell die größten Herausforderungen bestehen, wird eine qualitativ hochwertige Gründlichkeit vonnöten sein, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Diese Gründlichkeit sollten wir auch dringend bewahren.

Was bereitet Ihnen persönlich aktuell die größten Sorgenfalten?

Die vielen schlechte Nachrichten, die sich erfahrungsgemäß über die Medien besser und schneller verbreiten als die positiven und die noch dazu oberflächlich dargestellt und recherchiert sind. Information ist wichtig, aber sie muss tief und detailreich sein, um der ohnehin allgemein verbreiteten Oberflächlichkeit entgegenzuwirken. Diese Oberflächlichkeit, dieser schnelle Überkonsum von unsubstanziellen Nonsens, der macht mir Sorgen.

Was hat Sie bewogen, Unternehmer zu werden beziehungsweise sich selbständig zu machen? Und was von Ihren damaligen Motiven treibt Sie noch heute an?

Selbst über mein Schicksal zu entscheiden und Verantwortung zu übernehmen. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Das sagt auch alles, denke ich.

Was würden Sie heute anders machen als damals? Und: Wie würden Sie die Entscheidung heute treffen, wenn man Sie nochmals fragen würde, ob Sie sich selbständig machen wollen würden?

Ich würde nichts anders machen. Für mich gibt es keine guten oder schlechten Entscheidungen. Alle Erfahrungen, die wir als Menschen machen, machen uns zu dem, was wir heute sind.

Was treibt Sie an, sich jeden Tag Ihren Aufgaben und Herausforderungen zu stellen?

Die zwischenmenschlichen Aspekte unter Kollegen. Die Liebe zu meinen Kindern gepaart mit dem Vorteil, die meine doch recht flexible Arbeitszeitgestaltung mit sich bringt.

Was tragen Sie und Ihr Unternehmen zur Gesellschaft bei? Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Gemeinwohl in Ihrer Tätigkeit?

Ich sorge für meine Mitarbeiter und gehe achtsam mit den mir zur Verfügung stehenden Ressourcen um. Natürlich bin ich nicht perfekt, und deswegen ist auch in dieser Rolle eine ständige Weiterentwicklung geboten.

Autorenprofil:

Oliver Meinecke ist IT-Projektmanager. Er gilt als einer der führenden Experten rund um die Themen Digitalisierung, IT-Intelligenz, IT-Aktualität, IT-Effizienz, Optimierung der IT-Infrastruktur und Homeoffice. Seine Auftraggeber sind mittelständische Unternehmen und Konzerne, die komplexe, dezentrale Projekte mit internationalen und interkulturell besetzten Projektteams steuern und erfolgreich abschließen möchten.

Oliver Meinecke trimmt Strukturen auf maximale Effizienz, indem er Prozesse, Datenbestände und IT-Strukturen radikal vereinfacht und reduziert. Dabei ist er ein herausragender Kommunikator, der IT und Menschen technisch und praktisch verbindet. Sein Ziel: Unternehmen in ihrer IT-Struktur autark, weniger krisenanfällig und selbstbestimmt machen, sie zu IT-Leadership-Exzellenz führen. Sein IT-Wissen gibt Oliver Meinecke regelmäßig in Podcasts, Whitepapern und Fachpublikationen weiter. 

Weitere Informationen unter www.sowacon.de.

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