Im Gehäuse eines Tintenstrahldruckers geht es kaum anders zu, als in so manchem Gemeinschaftsraum eines (Mädchen-)Internats: Trägt man nicht die neusten, den schlanken Körper betonenden Klamotten und noch dazu einen nicht minder schicken Modenamen, sitzt man allein am Rand. Man kann beim Lesen regelrecht hören, wie Blauchen von Cyan (die blaue Tintenpatrone) keift: „Fritzfratz! Welch ein Name für eine Dame“ und das Gelächter der gelben Tintenpatrone Gela Gelbs dazu erklingt.
„Eine Frau von Welt, die was auf sich hält, muss schön sein und nett und keineswegs fett. Da sind sich die beiden sowie Rösli von Magenta, ihrerseits rote Tintenpatrone, einig. Ja, so geht es eingangs zu, im Gehäuse des Tintenstrahldruckers aus dem neusten Bilderbuch von Martha Kogler und Christina Stöger.
Man hört und sieht es also gleich: Fritzfratz, die kohlrabenschwarze Tintenpatrone ist keine bunte Dame. Das nach ihr benannte Bilderbuch will Kindern ab vier Jahren zeigen, dass Fritzfratz damit aber keineswegs anders ist. Sondern einfach nur sie selbst. Und das ist toll. Doch um dies zu lernen, in der Position der vermeintlich „Anderen“ als auch in der „Gluckengruppe sind einige wichtige Erkenntnisschritte vonnöten. Davor stehen leider allzu oft großer Kummer und Sorgen. Herunterschlucken von selbigen verursacht Drücken im Inneren. Auch, wenn man eine Druckerpatrone ist. Und dann geht erst einmal gar nichts mehr …
Für die Illustratorin Christine Stöger war es gar keine so leichte Aufgabe, Druckerpatronen lebendig werden zu lassen. Doch dann hat die Kreativität sie so nachhaltig gepackt, dass ihr beim Erstellen der Collagen regelrecht das Gefühl für Zeit verloren ging. Das Ergebnis sieht so schön aus, wie sich der Schaffungsprozess anhört: Gezeichnete und kolorierte Patronendamen auf Papiercollagen ergeben eine erfrischende Abwechslung in der Bilderbuchbibliothek. Optisch.
Textlich schritt die Autorin Martha Kogler gleichfalls einfallsreich zur Tintenpatronen-Tat. Ideenzünder war eine ganz alltägliche Auseinandersetzung mit einem nicht funktionierenden Drucker und die Erkundung seiner inneren Probleme. Die Macken und Mucken beim Drucken. „Ganz unromantisch wie Martha Kogler kommentiert. „Aber sehr emotional Als Vorlesepatin der öffentlichen Bibliothek Enns in Österreich ist es ihr ein Anliegen, anspruchsvolle Worte und Themen in Kinderbüchern unterzubringen: „Ich habe erfahren, dass die meisten Kinder dieser von mir betreuten Altersgruppe, das sind meist junge Leute ab drei bis etwa acht Jahre, sehr wohl imstande sind, auch kompliziertere Zusammenhänge in Texten gut zu verstehen Als Buch über Verhaltensweisen ist Fritzfratz also auch etwas zum Nachdenken und so Kogler – mit seinem erzählten Ausgangspunkt „leider, sehr aktuell. Immer wieder.
Martha Kogler und Christine Stöger
Fritzfratz: Die dunkel-kohlrabenschwarze Tintenpatrone
978-3-86196-060-7
Hardcover, 32 Seiten
13,90 Euro