Eine deutsche Sängerin kommt in Griechenland auf brutale und bisher ungeklärte Weise ums Leben. Ihre Mutter gründet daraufhin den ANUAS e. V., die erste Hilfsorganisation für Angehörige von Mord-, Tötungs- Suizid- und Vermisstenfällen. Den Tathergang darf sie allerdings nur als Fiktion an die Öffentlichkeit bringen. Das Ergebnis ist der Roman: „Was bleibt, ist Sus Liebe“ von Marion Waade und Reinhold Kusche, erschienen 2012 im Spielberg Verlag.
Solange kein Urteil gesprochen ist, darf man offiziell niemanden einer Tat beschuldigen. Das ist auch gut so. Zumindest, wenn sich die Behörden der Aufklärung nicht in den Weg stellen wie im Fall von Susan Waade. Nicht nur ihrer Familie ist längst klar, dass die talentierte Sängerin 2007 in Griechenland brutal ermordet wurde, auch Zeugen sowie ein Anwalt bestätigen das Verbrechen.
Dennoch behindern deutsche sowie griechische Dienststellen die Ermittlungen. Wie die Familie mit der Tragödie zurechtkommt interessiert niemanden. Im Gegenteil: Sie wird ungeachtet der Traumatisierung von einer Stelle zur anderen geschickt und dazu noch pathologisiert. Niemand fühlt sich für den Fall zuständig. Auf der Suche nach Gerechtigkeit und Unterstützung macht Marion Waade, die Mutter des Opfers, gleich zwei ernüchternde Entdeckungen: Erstens existiert bundesweit keine Organisation, Institution oder dergleichen für ihren Fall und zweitens gibt es zahlreiche Schicksalsgenossen, die ebenfalls in ihrer Verzweiflung sich selbst überlassen sind.
Der ANUAS e. V.
2009 gründet Waade den ANUAS e. V., die erste und einzige Hilfsorganisation von und für Angehörige von Mord-, Tötungs- Suizid- und Vermisstenfällen in Deutschland. Dort wird nicht „nur“ Betroffenen geholfen, der Verein geht auch an die Öffentlichkeit und stellt Forderungen an die Politik. Das Ziel ist, ein Netzwerk aufzubauen, das Menschen in solch einer Notsituation auffängt. Hierfür sind unter anderem eine bessere Kooperation der Polizei mit Hilfsorganisationen notwendig sowie Therapeuten, die auf solche Fälle spezialisiert werden.
„Was bleibt, ist Sus Liebe“ – ein Roman nach wahrer Begebenheit
Drei Jahre später verfasst Waade zusammen mit dem spirituellen Autor Reinhold Kusche den Roman „Was bleibt, ist Sus Liebe“, erschienen im Spielberg Verlag. Wer den genauen Tathergang erfahren möchte, sollte sich das Werk zulegen. Zudem fließt der gesamte Erlös in den Verein. Bei dem Buch handelt es sich wohlgemerkt um einen Roman, nicht um eine Dokumentation: Die Schuldigen sind schließlich noch auf freiem Fuß und schieben sich gegenseitig das Alibi zu. Deshalb heißt Susan Waade auch „Su Wächter“. Dennoch könnte es nicht authentischer sein. Gleich zum Einstieg werden die Leser zum Tatort geführt, wo sich ihnen ein erschüttender Anblick offenbart. Danach schwelgt Margaret Wächter in Erinnerungen und erzählt die Lebensgeschichte ihrer Tochter Su. Man bekommt einen Einblick in das Leben einer ganz normalen glücklichen Familie, die auch ihre Probleme hat. So kommt es zum Beispiel zu Zerwürfnissen mit Su, da sie unbeirrt ihren eigenen Weg geht. Schließlich führt er sie nach Griechenland, wo sie als Sängerin richtig Fuß fassen kann. Doch vor ihrem großen Durchbruch, geschieht das Unfassbare. Und mit diesem Verbrechen schließt sich wieder der Kreis. Ab da wird die einst ganz normale Familie zur „anderen Familie“. Bis heute kämpft sie um ihr Recht, im Roman wie im wahren Leben. Und sie ist nicht allein. Unzähligen anderen Menschen geht es ähnlich, viele zerbrechen daran. Und genau das ist der Grund, weshalb Marion Waade die Geschichte veröffentlicht hat und Vorlesungen hält. Sie will auf die Situation der Angehörigen aufmerksam machen.
auch als E-Book erhältlich.
Autor: Jennifer Gregorian