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Branchenwechsel in der Coronakrise

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Korn Ferry: Auf diese Weise gelingt der Branchenwechsel auch in der Coronakrise

Die Coronakrise hat alle Branchen und Industrien erfasst. Sie vermittelt eine Ahnung davon, welcher Sektor in den nächsten Jahren vor welchen Herausforderungen stehen wird. Ein guter Zeitpunkt für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, um über einen Branchenwechsel nachzudenken. Wie dieser in fünf Schritten Realität werden kann, erläutert Carsten Schaefer, Experte bei der globalen Organisations- und Personalberatung Korn Ferry.

Von Carsten Schaefer, Korn Ferry

1) Überprüfen Sie, wo Sie einen Vorteil gegenüber Kandidatinnen und Kandidaten aus der Branche haben

Beginnen Sie Ihren Ausflug in eine neue Branche zunächst mit einem intellektuellen Spiel. Stellen Sie sich vor, es wäre nicht von Nach- sondern von Vorteil für Ihren neuen Arbeitgeber, sich für Sie und nicht für jemanden zu entscheiden, der bereits in der gleichen Branche tätig ist. Überprüfen Sie genau: Welche Kompetenzen und Fähigkeiten bringen Sie mit, die Sie von Ihren Wettbewerbern abheben? Ein Beispiel: Haben Sie in der Automobilindustrie im Einkauf gearbeitet, haben Sie vielleicht in einer der besten und am weitest entwickelten Einkaufsabteilungen der Welt gedient. Überprüfen Sie: Wie kann eine internationale Versicherung, wie ein digitales Start-Up oder ein Lebensmittel-Logistiker von Ihren Kenntnissen aus Ihrer bisherigen Industrie am besten profitieren? Machen Sie sich dies vollständig bewusst, indem Sie Ihre Zielindustrie(n) durch Literatur, Medien, Internet und jegliche verfügbare Quelle genau analysieren.

2) Treten Sie direkt mit Expertinnen und Experten in Kontakt, um Wissenslücken zu schließen

Das intensive Einarbeiten wird Ihnen dabei helfen, automatisch umfassendes Wissen um die Strukturen, Prozesse und Herausforderungen Ihrer möglichen Zielindustrie(n) aufzubauen. Nachdem Sie die obig beschriebenen Vorteile erarbeitet haben, sollten Sie sich in der Folge mit den – stets vorhandenen, machen Sie sich nichts vor! –Lücken beschäftigen, die Sie hinsichtlich Know-how, Kompetenzen und Fähigkeiten haben. Überprüfen Sie, wie Sie diese durch Weiterbildung schließen können. Überprüfen Sie dazu nicht nur kommerzielle Weiterbildungsangebote, sondern vor allem Universitäten und Hochschulen. Wenn Sie kein konkretes Angebot finden, kontaktieren Sie direkt Professorinnen und Professoren, von denen Sie denken, etwas lernen zu können. Vielfach helfen Ihnen die Expertinnen und Experten für ihre jeweiligen Branchen gern weiter – auch wenn sie Ihnen nicht immer selbst ein Angebot machen können. Dann landen Sie mit Empfehlung danach aber bei der richtigen Adresse. Diese neu gewonnenen Kontakte sowie die daraus vielleicht folgenden Kurse und Seminare sind zudem der perfekte Startpunkt für ein gezieltes Networking.

3) Verkaufen Sie keine ‚Flucht‘, sondern erzählen Sie eine schlüssige Hin-zu-Story

Sie werden um die Frage nie herumkommen: ‚Warum wollen Sie denn eigentlich Ihre Branche verlassen?‘ Um ehrlich zu sein – das interessiert alle vielleicht brennend, aber eigentlich ist es für Ihr zukünftiges Vorhaben gar nicht relevant. Sprechen Sie darum in Ihren Bewerbungsgesprächen nicht über Ihre ‚Flucht‘, sondern vielmehr darüber, warum Sie künftig beim neuen Arbeitgeber in der neuen Branche arbeiten wollen. Ihre genaue Analyse hilft Ihnen dabei, Ihre Vergangenheit selbst zu wertschätzen und die Punkte herauszuarbeiten, die Sie als besondere Stärken in die neue Industrie mitbringen. Und das Schließen Ihrer Wissenslücken, ordentlich dokumentiert in Lebenslauf und Ihren Unterlagen, zeigt auf, dass Sie schon Vorfeld bereit waren, in Ihre neue Karriere zu investieren. Sagen Sie nicht: ‚Ich möchte die Automobilindustrie verlassen, weil ich hier keine Zukunft sehe‘. Sagen Sie: ‚Die Automobilindustrie hat besondere Herausforderungen, an denen ich intensiv mitarbeiten durfte. Dies habe ich erfolgreich bereits über fünf Jahre getan. Ich bin jedoch neugierig und habe gesehen, dass Ihre Branche ähnliche Themen vor sich hat. Ich würde mich freuen mit meinem Know-how und meiner Persönlichkeit einen Beitrag zu leisten, diese mit Ihnen gemeinsam zu lösen.‘ Denken Sie daran: Das hier ist nur ein grundsätzliches Beispiel, das allgemein ist und Sie nicht 1:1 kopieren können. Investieren Sie viel Zeit in Ihre ganz individuelle Hin-zu-Geschichte.

4) Investieren Sie in Netzwerke – persönlich wie online

Auch wenn Sie offene Stellenausschreibungen finden: die meisten und die besten Jobs werden nach wie vor nicht öffentlich, sondern ‚unter der Hand‘ mitgeteilt und vergeben. Dazu brauchen Sie Netzwerk. Und das haben Sie nicht, wenn Sie Branchen-fremd sind. Darum sollten Sie es sich gezielt aufbauen, wenn Sie den Wechsel wirklich durchziehen wollen. Nutzen Sie dazu alle Möglichkeiten und Formate, die sich Ihnen bieten: Angefangen bei der Weiterbildung über Fachkonferenzen und Messen, Branchen-Gespräche, Online-Plattformen und Social Media bis hin zu Verbänden und Interessengruppen. Geben Sie gern zu, dass Sie fachfremd sind, aber großes Interesse mitbringen und vor allem Know-how und Wissen aufbauen wollen. Fragen Sie. Und überprüfen Sie, ob und wem Sie – auch wenn es beim ersten Lesen dieser Zeilen fern liegen mag – helfen könnten, um aus einem flüchtigen neuen Kontakt einen Freund und Förderer zu machen. Recherchieren Sie dazu gezielt: Nutzen Sie vor allem die vorhandenen Fachmedien um einen Eindruck zu bekommen, wie die Branche sich untereinander vernetzt hat.

5) Seien Sie mutig und kreativ, Sie haben nichts zu verlieren

In der Realität beobachte ich häufig, dass viele Menschen mit dem Gedanken spielen, sich beruflich zu verändern und/oder ihre Branche zu wechseln. Am Ende finden sie doch immer viele Gründe, die dagegensprechen: ‚Das Wissen hole ich nie auf.‘ ‚Die Weiterbildung kann ich nicht finanzieren.‘ ‚Aber warum sollte der-/diejenige überhaupt mit mir reden.‘ In den meisten Fällen sind diese Gründe vorgeschoben, um eine Emotion zu kaschieren: Angst. Die Angst, Ablehnung zu erfahren. Zu scheitern. Glauben Sie mir: Wir alle tragen diese Angst in uns. Es gilt sie zu erkennen, zu akzeptieren und sie gezielt zu überwinden. Denn Sie haben rein gar nichts zu verlieren. Wenn der erste Ansprechpartner Sie ablehnt, versuchen Sie es beim zweiten. Und wenn der… Sie wissen schon. Nehmen Sie ein ‚Nein‘ nicht persönlich, sondern sportlich. Geben Sie nicht gleich beim ersten Mal auf, lassen Sie sich Feedback geben (‚Warum denken Sie, dass es nicht zielführend für Sie wäre, mir fünf Minuten Ihrer Zeit zu schenken?‘), schreiten Sie erhobenen Hauptes weiter, auch wenn es nicht geklappt hat. Sie werden sehen: Bei guter Vorbereitung entscheiden Erfahrung und Ausdauer darüber, wann es mit dem Wechsel klappt. Sagen Sie nicht nur, dass Sie eine ‚neue Herausforderung‘ suchen. Nehmen Sie sie an. Jetzt.

Quelle: Korn Ferry International GmbH

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