Berlin – Die Politik der Regulierung und Kostendämpfung setzt pharmazeutischen Unternehmen in Deutschland unvermindert zu. Das verdeutlichen auch die Pharma Daten 2015, die der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) heute veröffentlicht hat.
Auch im Jahr 2014 leistet die Branche wieder erhebliche Zwangsabschläge von rund 1,6 Milliarden Euro an die gesetzliche Krankenversicherung und darüber hinaus noch 300 Millionen Euro an die private Krankenversicherung. Seit 2011 schlagen die gesamten abgeführten Zwangsrabatte in allen Marktsegmenten damit bereits mit rund 11 Milliarden Euro zu Buche. „Das ist übrigens nicht unser einziger Beitrag zur Stabilisierung des GKV-Systems“ sagt BPI-Hauptgeschäftsführer Henning Fahrenkamp. „Daneben gab es allein im Jahr 2014 Einsparungen von rund 3,2 Milliarden Euro durch verhandelte Rabattverträge. Gerade für standortgebundene mittelständische Unternehmen, die etwa 95 Prozent der Branche ausmachen, ist dies alles kein Pappenstiel. Und zusätzlich machen ihnen Festbeträge, niedrige Erstattungsbeträge nach der frühen Nutzenbewertung und das Preismoratorium zu schaffen. Von den steigenden Kosten zu Erfüllung staatlicher Auflagen, zum Beispiel im Bereich der Arzneimitteldistribution, will ich gar nicht erst sprechen. Zugleich ist die Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung mit Überschüssen von aktuell rund 15 Milliarden Euro nach wie vor komfortabel. Die Politik sollte sich insbesondere im Bereich generischer Arzneimittel überlegen, wie lange sie die vielzitierte Zitrone noch ausquetschen, die Pharmaindustrie belasten und damit schwächen will. Zumal man uns ja immer wieder versichert, dass der Wirtschaftsstandort und die Arzneimittelversorgung nachhaltig gestärkt werden sollen.“
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland seien angesichts guter Konjunktur und hoher Steuereinnahmen nach wie vor günstig, um die Arzneimittelpolitik zukunftsweisend auszugestalten, so Fahrenkamp.
Dazu sei man schon seit einiger Zeit mit der Bundesregierung im Gespräch: „Der laufende Pharmadialog lässt uns hoffen, dass den gemeinsam gesteckten Zielen, die Arzneimittelforschung, -entwicklung und -produktion am Standort Deutschland zu erhalten und zu stärken, auch Taten folgen werden“, so der BPI-Hauptgeschäftsführer. „Wir haben als Pharmaindustrie nach wie vor eine sehr hohe Innovationskraft und sind ein wichtiges wirtschaftliches Zugpferd. Das wollen wir auch bleiben, vor allem zum Wohle der Patientinnen und Patienten in unserem Land, die auch dauerhaft eine exzellente Arzneimittelversorgung haben sollten.“
Eine gute Gesundheitsversorgung hat ihren Preis, gerade wenn es um neu eingeführte Innovationen geht. Von der immer wieder gerne zitierten Kostenexplosion im Gesundheitswesen kann aber nach wie vor keine Rede sein, wie amtliche Daten zeigen. Demnach liegt der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) seit Jahrzehnten stabil bei etwa 11 Prozent. In absoluten Zahlen steigen die Ausgaben natürlich von Jahr zu Jahr kontinuierlich an. Im Arzneimittelbereich lagen die GKV-Ausgaben in 2014 bei rund 33 Milliarden Euro und machten 16 Prozent der Gesamtausgaben aus, im Jahr 2013 waren es rund 30 Milliarden Euro. „Dieser moderate Anstieg ist nachvollziehbar, denn er basiert ganz wesentlich auf neuen, zum Teil sogar bahnbrechenden Therapieoptionen für Patientinnen und Patienten“, erklärt Fahrenkamp. „Wer die Entwicklung langfristig betrachte, sieht, dass durch solche zunächst kostenintensiven Präparate am Ende sogar Folgekosten, etwa durch vermiedene Transplantationen, eingespart werden können.“
Die Pharma Daten 2015 zeigen ein weiteres Mal, dass die Pharmaindustrie am Standort Deutschland zu den forschungsintensivsten Branchen gehört.
Allein im Jahr 2013 wurde rund 13 Prozent des Branchenumsatzes in Forschung und Entwicklung investiert, höher liegt aktuell hier nur noch die IT-Branche. Die Industriezweige Luft- und Raumfahrt sowie Automobilbau liegen weit abgeschlagen dahinter. „Vergessen wir nicht, dass gerade Arzneimittelinnovationen in einem langwierigen, von Höhen und Tiefen geprägten Prozess entstehen“, erklärt Henning Fahrenkamp. „Große Sprünge sind eher selten, häufig sind es Schrittinnovationen auf Basis bewährter Wirkstoffe, die die Entwicklung vorantreiben. Und hier liegt die Domäne gerade mittelständischer deutscher Hersteller, die hochqualifizierte Mitarbeiter in ihren Reihen haben. Ihnen sollte man gute Rahmenbedingungen bieten, anstatt ihnen durch Überregulierung Steine in den Weg zu legen.“
Quelle: ots