Zivi und Bund? Mehrheit der Deutschen für Wiedereinführung eines Dienstes
Hamburg – Zwei Drittel der Deutschen sind für die Wiedereinführung eines Pflichtdienstes – allerdings nicht, um damit Personallücken im Sozialwesen und bei den Streitkräften zu schließen. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Studie zur Zukunft der Pflege und der Bundeswehr. Für eine menschenwürdige Altenbetreuung sind die Bundesbürger bereit, eine kräftige Beitragserhöhung zur Pflegeversicherung in Kauf zu nehmen, für ein einsatzfähiges Militär würde hingegen nur eine Minderheit höhere Steuern zahlen.
Das Hamburger Marktforschungsinstitut SPLENDID RESEARCH hat im Januar 2018 im Rahmen einer repräsentativen Umfrage 1.022 Deutsche zwischen 18 und 69 Jahren online zum Umgang mit dem Personalmangel in der Pflege und bei der Bundeswehr befragt. Zentraler Untersuchungspunkt war dabei, ob die Bundesbürger eine Wiedereinführung von Wehrpflicht und Zivildienst unterstützen würden und wie ihre eigenen Erfahrungen mit diesen Diensten waren. Getestet wurde aber auch, ob die Bevölkerung bereit wäre, Verbesserungen bei Altenbetreuung und Militär durch höhere Beiträge und Steuern zu finanzieren.
Sieben Jahre nach Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht sprechen sich 66 Prozent der Deutschen für die Wiedereinführung eines Pflichtjahres aus. Zur konkreten Ausgestaltung gibt es unterschiedliche Ansichten: 21 Prozent würden nur den Zivildienst, sieben Prozent ausschließlich den Wehrdienst und 39 Prozent beide Dienste anbieten. Einig ist sich eine überwältigende Mehrheit von 85 Prozent der Befürworter allerdings darüber, dass sowohl Männer als auch Frauen verpflichtet werden sollten. Das sich so viele Befürworter für die Wiedereinführung finden, liegt vermutlich auch an dem hohen Zufriedenheitsgrad der Dienstleistenden in der Vergangenheit: 77 Prozent waren mit ihrem Zivildienst zufrieden, beim Wehrdienst waren es immerhin noch 60 Prozent.
Die Wiedereinführung der beiden Dienste sollte nach Meinung der Mehrheit der Bundesbürger nicht dazu verwendet werden, um den Personalmangel in der Pflege oder bei der Bundeswehr zu bekämpfen. Stattdessen sprechen sich vier von fünf Deutschen dafür aus, Pflegefachkräften mehr Gehalt zu zahlen. Außerdem befürwortet werden die finanzielle Unterstützung von Pflegekräften in der Ausbildung und die weitergehende steuerliche Entlastung von Menschen, die ihre Angehörigen selbst pflegen. Zur Linderung des Personalmangels bei der Bundeswehr schlagen knapp 48 Prozent der Bundesbürger vor, dort die Arbeitsbedingungen insgesamt zu verbessern. An zweiter Stelle folgt eine Gehaltserhöhung für freiwillig Wehrdienstleistende, die 46 Prozent als angemessen betrachten. Nur zwei von fünf Deutschen sind dafür, die Bezüge der Berufs- und Zeitsoldaten zu erhöhen.
Die Bevölkerung ist durchaus bereit, die mit einer guten Versorgung aller pflegebedürftigen Menschen verbundenen Kosten zu tragen: eine überwältigende Mehrheit von 74 Prozent wäre bereit, 10 Euro mehr pro Monat für die Pflegeversicherung zu zahlen und immerhin noch 48 Prozent wären mit 40 Euro zusätzlich einverstanden. Anders sieht es bei den Streitkräften aus: lediglich ein Viertel der Deutschen wäre bereit, eine Steuererhöhung von 10 Euro im Monat für eine funktionsfähige Bundeswehr zu akzeptieren.
Quelle: SPLENDID RESEARCH GmbH