Wohnungsgesellschaften in der Kritik: Wie belvona und Co ihre Mieter ausnutzen
Mietendeckel und Mietpreisbremsen sind aufgrund explodierender Preise bereits seit Jahren im Gespräch, die Wohnverhältnisse in Immobilien großer Wohnungsgesellschaften machen eine Negativschlagzeile nach der anderen. Ob Vonovia, Deutsche Wohnen oder belvona: Die Kritik lautet meist, dass Gewinnmaximierung auf Kosten der Mieterinnen und Mieter betrieben werde. Wie sich das konkret auf die Lebensverhältnisse der Mieterinnen und Mieter auswirkt, lässt sich nicht nur in Großstädten wie Berlin beobachten, sondern auch in ländlichen Gegenden. Ein Beispiel bilden die belvona-Wohnungen in Bergneustadt in Nordrhein-Westfalen.
belvona in Bergneustadt: Regelmäßiger Heizungsausfall
Seit mehreren Jahren berichten Mieterinnen und Mieter von Heizungsausfällen in den belvona-Wohnungen im Stadtteil Hackenberg der Kleinstadt Bergneustadt. So auch in der vergangenen Woche: Am Freitag (16.12.2022) fiel die Heizungsanlage erneut aus, wie regionale Medien wie die Oberberg-Nachrichten.de berichteten. Das bedeutete konkret, dass in elf Häusern mit je acht Wohnungen, also in insgesamt 88 Wohnungen, die Zimmer kurz vor den Feiertagen kalt blieben. In diesen Wohnungen leben auch Senioren, Rentner und Familien mit Kleinkindern. Seit etwa zwei Jahren verwaltet die belvona die Häuser, zuvor gehörten sie der Altro Mondo GmbH, bei der bereits ähnliche Beschwerden laut wurden.
Die belvona selbst berichtet, dass sie nicht der Eigentümer der Heizungsanlage sei. Der Eigentümer, ein Wärmecontractor, sei für die Wartung und Instandsetzung zuständig. Die Reparatur war für Mittwoch angekündigt, also am sechsten Tag ohne funktionierende Heizung. Am Donnerstag, dem 22.12.2022, wurde dann tatsächlich ein Ersatzteil eingebaut, aufgrund dessen die Heizung wieder funktionieren sollte; Dies schlug jedoch fehl. Stattdessen wurden weitere Defekte entdeckt. Unterdessen griff die Stadtverwaltung ein, beschaffte den Mieterinnen und Mietern Heizlüfter, für die die belvona aufkommen soll. In Kooperation mit dem regionalen Energieversorger AggerEnergie konnte die Stadt die Heizungsanlage wieder in Betrieb nehmen, Probleme bestehen noch mit der Warmwasserversorgung.
Die Mieterinnen und Mieter in Bergneustadt können ihre Feiertage also hoffentlich in warmen Wohnungen verbringen. Dieses Glück haben belvona-Mieter nicht in allen Städten und Kommunen. Weitere Erfahrungsberichte finden sich beispielsweise in den Sozialen Medien.
belvona-Mieter schließen sich überregional zusammen
In der Facebook-Gruppe “belvona / Ex Altro Mondo schöner wohnen?” haben sich einige Mieterinnen und Mieter zusammengeschlossen. Hier werden bestehende Medienberichte ebenso geteilt wie weitere Möglichkeiten an die Öffentlichkeit zu gehen und auch eigene Erfahrungen, die mit der belvona gemacht wurden. Die Erfahrungsberichte lesen sich teils schockierend: In Radevormwald war die Heizung vier Monate lang vollständig defekt, nun ist sie “repariert”, heizt bis auf 16 Grad, dafür funktioniert allerdings der Aufzug nicht mehr, Senioren mit Gehbehinderung sitzen in ihren Wohnungen fest. Aus Dorsten und auch Werl kommen Mahnungen; Im Juni hatte die belvona die Wohnungen übernommen, dies wurde aber erst Ende Juli kommuniziert, weshalb die Mieten an die alte Verwaltung überwiesen wurden und die Mieter nun Abmahnungen empfangen. Es häufen sich verzweifelte Gesuche nach Telefonnummern der belvona, die nirgends zu erreichen sei. Viele fragen auch nach einem guten Anwalt.
Unter den Erfahrungsberichten finden sich viele Ratschläge und Zusprüche, sich gegenseitig zu unterstützen, wie etwa Einkäufe für die Nachbarn zu erledigen, die ihre Wohnung nicht verlassen können. Ab und an wird auch eine Stimme laut, die eine Sammelklage in Erwägung zieht. Medienberichte von Demonstrationen in Lemgo werden ebenso geteilt wie die Berichte über Räumungen zweier Häuser wegen Unbewohnbarkeit in Herne.
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Mieter auf Wohnraum angewiesen
“Warum ziehen die Mieter nicht einfach um?”, kann man sich nun fragen. Wer seine Miete pünktlich bezahlt, sollte immerhin auch mit warmem Wasser, Strom, funktionierenden Heizungen, schimmel-freien Wohnungen und funktionierenden Heizungen rechnen – oder in eine Wohnung umziehen, in der dies alles vorhanden ist. In vielen Fällen handelt es sich bei den belvona-Wohnungen jedoch um Sozialwohnungen. Selbst in dem Fall, dass eine andere passende Wohnung gefunden wird, ist ein Umzug meist zu kostenintensiv. Die Entscheidung, das eigene Heim zu verlassen, ist zudem nie eine leichte.
Immobilienkonzerne wie die belvona, die selbst mit “bezahlbarem Luxus” und “gepflegten Wohnanlagen” wirbt, dürften sich über die Lage ihrer Mieterinnen und Mieter bewusst sein. Verschiedene Regionalmanager sind für die sich gleichenden Probleme in den unterschiedlichen Regionen verantwortlich, was die Vermutung nahelegt, dass es sich nicht um das Versagen einer Einzelperson handelt. Vielmehr wirkt das Vorgehen der belvona wie das eines skrupellosen Konzerns, der die Lage seiner Mieterinnen und Mieter ausnutzt, um die eigenen Profite zu maximieren. “Der Markt regelt das” in diesem Fall vielleicht eher nicht.
Autorin: Amei Schüttler