Berlin – Top-Themen der InnoTrans 2014:
Verkehrsminister Dobrindt: „Wohlstandssicherung durch Mobilität 4.0“
Um das Motto der InnoTrans „The Future of Mobility“ mit Leben zu erfüllen, bedarf es nach Auffassung des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt, eines Dreiklangs aus Investitionen, Modernisierung und Digitalisierung. „Mobilität 4.0 ist Synonym für Wohlstandssicherung. Diesen Wert mit Leben zu erfüllen, verlangt uns viel ab“, sagte der Minister auf der Eröffnungsveranstaltung der InnoTrans. Globale Entwicklung sei ohne die Stärkung des Schienensystems nicht denkbar, das sich durch seine Kapazität, Umweltgerechtigkeit, Schnelligkeit und Sicherheit auszeichne. „Wohlstand, Wachstum und Arbeitsplätze sind eng mit Mobilität verbunden“, so der Minister weiter.
EU-Kommissar Kallas: „Private Investitionen bringen mehr Gewinn und Wettbewerbsfähigkeit für Europa.“
Siim Kallas, EU-Kommissar für Verkehr und Vizepräsident der Europäischen Kommission, nimmt 2014 bereits an der dritten InnoTrans-Eröffnung teil. 2010 hatte er seinen persönlichen Traum von einem einheitlichen europäischen Schienenverkehrsmarkt formuliert, der nicht mehr von nationalen politischen Strukturen geprägt sein dürfe. Nun sei nach „harten Verhandlungen und vielen Änderungsvorschlägen“ 2013 das größte Infrastruktur-Investitionsprojekt der EU „Connecting Europe Facility“ verabschiedet worden, für das zwischen 2014 und 2020 insgesamt 26 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. „Dies ist ein neuer Ansatz, Osten und Westen miteinander zu verbinden und dabei nicht Einzelprojekte, sondern ein funktionierendes transeuropäisches Netzwerk zu entwickeln“, so Kallas. Dabei habe der Effizienzgewinn auf der Schiene Auswirkungen auch auf andere Verkehrsträger. Zwar stelle sich die Frage, welche Dringlichkeit Verkehrspolitik vor dem Hintergrund anderer Großaufgaben wie Energiesicherheit und Digitalisierung habe. Lösungen fänden sich aber sicher, die auf Marktmechanismen basierten. Siim Kallas: „Private Investitionen bringen mehr Gewinn und Wettbewerbsfähigkeit für Europa.“
Weltweiter Bahnmarkt wächst voraussichtlich um 2,7 Prozent
Der weltweite Markt für Schienenfahrzeuge und die zugehörige Infrastruktur wächst stabil, so das Ergebnis der World Rail Market Study, die UNIFE-Generaldirektor Philippe Citroën auf der InnoTrans präsentierte. Derzeit registriert der Verband eine jährliche Steigerungsrate von 4,3 Prozent. Damit lag die tatsächliche Entwicklung um 1,5 Prozentpunkte über der vorausgegangenen Prognose. Für die Jahre 2017 bis 2019 ermittelten die Statistiker eine jährliche Steigerungsrate von 2,7 Prozent. Die höchsten Steigerungsraten liegen laut Studie mit vier Prozent im asiatisch-pazifischen Raum, 3,5 Prozent für Nordamerika. Für Lateinamerika sagte der Verband sechs Prozent voraus – dort bestehe allerdings auch der größte Nachholbedarf. Citroën sagte, angesichts anhaltender Verstädterung, dem Zwang zum Energiesparen sowie fortschreitender Deregulierung und Liberalisierung dürften die Raten in der absehbaren Zukunft stabil bleiben. Ort: Halle 4, Stand 302, Kontakt: Leonardo Dongiovanno, Telefon: +32 2 642 23 29
VDB-Geschäftsführer Pörner beklagt Defizite bei der Infrastruktur
Die deutsche Bahnindustrie hat im vergangenen Jahr einen Auftragsrekord im Volumen von 14,9 Milliarden Euro verbuchen können. Neben der starken Nachfrage aus dem Inland liegt der Exportanteil inzwischen bei 51 Prozent, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V., Prof. Dr. Ronald Pörner, bei der Eröffnungspressekonferenz der InnoTrans 2014. Auch für das laufende Jahr rechnet er mit einer weiterhin positiven Entwicklung, die aber nicht das Auftragsniveau von 2013 erreichen wird. Wichtigste Exportpartner sind Nordeuropa, die Türkei, China, die USA und Russland, wo man die aktuelle politische Entwicklung „sehr sorgfältig“ beobachte. „Russland ist ein unwahrscheinlich wichtiger Markt für unsere Firmen“, betonte Pörner. Heftige Kritik übte er an der schleppenden Modernisierung der Infrastrukturen in Deutschland. Seit Jahren würden jährlich 1,2 Milliarden Euro zu wenig in den Ersatz von Gleisen, Oberleitungen und Signaltechnik investiert. Ein knappes Drittel der rund 3.400 Stellwerke hat ein Durchschnittsalter von 80 Jahren. Deshalb fordert der Verband, dass die Mittel für die Erneuerung von Stellwerks- und Signaltechnik ab 2015 auf mindestens 600 Millionen Euro im Jahr erhöht werden. Ort: Halle 2.2, Stand 202, Kontakt: Sascha Nicolai, Telefon: +49 (0)177-3147273, E-Mail: nicolai@bahnindustrie.info
Mehr ICE- und TGV-Züge zwischen Deutschland und Frankreich
Die Deutsche Bahn und die französische SNCF wollen ab Frühjahr 2016 mehr Verbindungen im grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitsverkehr mit TGV- und ICE-Zügen anbieten. Das sieht die Verlängerung des beiderseitigen Kooperationsabkommens vor, die die Chefs der Unternehmen, Rüdiger Grube und Guillaume Pepy, am Dienstag zu Beginn der InnoTrans 2014 im Beisein der Verkehrsminister Alexander Dobrindt und Alain Vidalies unterzeichneten. Dobrindt nannte die Kooperation, die seit 2007 besteht und bis 2020 verlängert wurde, „gelebtes Europa“. Zehn Millionen Fahrgäste nutzten die Züge bisher, laut Grube im August 2014 allein 200.000. Die Zahl der Verbindungen zwischen Frankfurt und Paris soll von vier auf sechs täglich steigen, die von Stuttgart in die Seinemetropole von vier auf fünf. Zwischen Paris und Stuttgart wird die Fahrzeit darüber hinaus um eine halbe auf drei Stunden und zehn Minuten verkürzt. Grube versprach, die Verbesserung des Angebots werde rechtzeitig zur Fußball-Europameisterschaft in Frankreich kommen, damit die Fans komfortabel und schnell zu den Spielen reisen könnten. Vidalies begrüßte das, sprach aber zugleich seine Hoffnung aus, dass die Deutschen den Pokal auf der Rückfahrt nicht mitnehmen. Ort: CityCube, Halle B, Stand 413, Kontakt: Jürgen Kornmann, Telefon: +49 (0)30-2976532000 E-Mail: juergen.kornmann@deutschebahn.com
Produkt- und Branchen-Highlights:
ABB Railway: Verringerung des Gesamtenergieverbrauchs
Mit ENVILINE[TM] ESS (750V Hybrid) stellt ABB auf der InnoTrans eine Weltpremiere vor. Dieses Energiespeichersystem ermöglicht es, die überschüssige Energie bei der Fahrzeugbremsung zu speichern und die gesammelte Energie an eine DC-Traktion zu übertragen, wenn sie benötigt wird, zum Beispiel beim Anfahren eines Fahrzeugs. Wenn erforderlich, kann das ESS mit Superkondensatoren ausgerüstet werden. Sie erlauben eine kurzfristige Speicherung der Energie für Anwendungen, die eine hohe Leistungsdichte oder Batterien benötigen, um so eine höhere Energiedichte zu erreichen. ENVILINE[TM] ERS ist ein System, das die Rückgewinnung der Energie, die beim Bremsen des Fahrzeugs entsteht, ermöglicht. Es besteht aus einem Wechselrichter, der auf IGBT-Modulen basiert. Sie erlauben die Rückführung der überschüssigen Energie des Fahrzeugs an das AC-Netz. Dadurch verringert sich der Gesamtenergieverbrauch. Ort: Halle 9, Stand 204, Kontakt: Cécile Félon, Telefon: +41 (0)58-5862236, E-Mail: info.abbsecheron@ch.abb.com
Herrenknecht mit acht Tunnelbohrern an Crossrail in London beteiligt
Die Firma Herrenknecht ist Technologie- und Marktführer im Bereich der maschinellen Tunnelvortriebstechnik. Als einziges Unternehmen weltweit liefert Herrenknecht Tunnelbohranlagen für alle Baugründe und in allen Durchmessern – von zehn Zentimentern bis 19 Metern. Die Produktpalette umfasst auch maßgeschneiderte Maschinen für Ver- und Entsorgungstunnel. Derzeit sind beispielsweise insgesamt acht Tunnelbohrer des Schwanauer Unternehmens beim Londoner Projekt Crossrail im Einsatz, für das zwei je 21 Kilometer lange Bahntunnel in Ost-West-Richtung gebohrt werden. „Mit unserer Bohrtechnik können wir sozusagen mikrochirurgisch im sensiblen Untergrund der Städte arbeiten, ohne bestehende Infrastruktur zu beeinträchtigen“, sagt Achim Kühn, Marketing- und Kommunikationschef bei Herrenknecht. Bereits 28 Monate nach Beginn der Arbeiten konnten 80 Prozent des Arbeitsvolumens abgeschlossen werden. Ein Modell dieses derzeit größten europäischen Infrastrukturvorhabens kann am Messestand auf der InnoTrans besichtigt werden. Die Inbetriebnahme der insgesamt 118 Kilometer langen Eisenbahnstrecke ist für 2018 geplant. Produkte von Herrenknecht sind in rund 100 Städten weltweit vertreten. Ort: Halle 5.2, Stand 509, Ansprechpartner Achim Kühn, Telefon: +49 (0)7824 302 4500, E-Mail: pr@herrenknecht.de
Bombardier: Innovia Monorail macht auf dem Weg von Kanada nach Saudi-Arabien Zwischenstopp in Berlin
Auf dem Weg vom Herstellerwerk im kanadischen Kingston nach Riad macht die erste Innovia Monorail 300 von Bombardier Transportation Systems für den neuen Finanzdistrikt der saudi-arabischen Hauptstadt auf der InnoTrans 2014 in Berlin Station. Sechs zweiteilige Züge der Einschienenbahn werden dort eine 3,6 Kilometer lange Strecke mit sechs Stationen bedienen. Die computergesteuerte, führerlose Monorail ist bereits im brasilianischen Sao Paulo im Einsatz, wo in diesem Jahr das erste Teilstück der insgesamt 24 Kilometer langen Metro-Linie 15 in Betrieb genommen wurde. Sie wird nach dem Endausbau mit 54 Zügen, die jeweils sieben Waggons umfassen, ausgestattet sein und 17 Stationen bedienen. Das System ist eine deutlich kostengünstigere Alternative zur U-Bahn, kann einen 75 Sekunden-Takt gewährleisten und stündlich bis zu 48.000 Passagiere pro Richtung befördern, so Marco Krönke, Director Product Management von Bombardier. Die Gummibereifung macht die Monorail für den innerstädtischen Betrieb besonders leise und sorgt für optimale Kurven- und Steigleistung. Ort: Freigelände, FB/12, Kontakt: Susanne Schwarz, Telefon: +49 (0)174-9264623, E-Mail: susanne.schwarz@de.transport.bombardier.com
CSR präsentiert Straßenbahn ohne Oberleitung
Zwei ihrer neuesten Innovationen stellt die chinesische CSR Corporation auf der InnoTrans 2014 vor. Eine Niederflur-Straßenbahn, die ohne Oberleitung auskommt, hat in Guangzhou bereits den Probebetrieb aufgenommen und soll im Dezember in den regulären Liniendienst gehen, so Yang Ying, Vize-Chefingenieur und stellvertretender Direktor des Forschungs- und Entwicklungszentrums des Unternehmens. Die CSRCAP-Batterien der Züge werden sekundenschnell an den Haltestellen aufgeladen und liefern genügend Energie um den nächsten Stopp zu erreichen. Das System sorgt für drastisch reduzierte Investitionskosten und Trassenbauzeiten. Ebenfalls in der Erprobung im chinesischen Langstreckennetz ist der Prototyp eines energiesparenden Hochgeschwindigkeitszuges mit Permanentmagnet-Motor. Er ist laut Yang Ying um sechs bis acht Prozent effizienter als Züge mit klassischem Antrieb, wiegt 20 Prozent weniger und ist leichter zu warten. Ort: Halle 2.2, Stand 308, Kontakt: Xu Houguang, Telefon: +86 10628079, E-Mail: xu.houguang@qq.com
Quelle: ots