Fünfachsiger Arocs im Arbeitsbühneneinsatz in der Mercedes-Benz Arena
Stuttgart/Molsheim/Rutesheim – Die Vielseitigkeit und Baukastenfähigkeit der Actros- und Arocs-Baureihen für Aufbautenhersteller zeigt exemplarisch der neu vorgestellte fünfachsige Mercedes-Benz Arocs der Firma LANZ. Die Lkw-Manufaktur von Mercedes-Benz, das Custom Tailored Truck Center im elsässischen Molsheim, hat das Fahrzeug mit den Spezialanbauteilen und der fünften lenkbaren Nachlauf-achse versehen. In Zusammenarbeit mit den Aufbauhersteller-Spezialisten von Mercedes-Benz hat der Kranhersteller Palfinger dazu einen kombinierten
Ladekran-/Arbeitsbühnenaufbau für den Arbeitsbühnenspezialisten LANZ aus dem württembergischen Rutesheim realisiert.
Die Superlative erklären sich bei der Auflösung der Nomenklatur des Arocs 5051 10×6/6 NLA mit Palfinger–Ladekran PK 20000 2L-SH. Die Mercedes-Benz Lkw-Baureihe für den Bau- und Spezialeinsatz Arocs 5051 hat ein Gesamtgewicht von fast 50 t, mit 48 t Gesamtgewicht mit einer Dauer-Einzel-Sonder-genehmigung für Baden-Württemberg. Damit entfallen die sonst üblichen Straßensondernutzungskosten. Der Euro VI Reihen-Sechszylindermotor verfügt über einen Hubraum von 12,8 l Hubraum und über eine Leistung von 375 kW (510 PS). Der Achsenumbau zum Fünfachser 10×6/6 wurde bei CTT vorgenommen. Es wurde eine luftgefederte 9-Tonnen-Nachlaufachse an die Basis des Arocs Grounder 8×6/4 mit stahlgefederten Hinterachsen und permanent angetriebener erster Vorderachse zugefügt. Dank der lenkbaren fünften Achse beträgt der Wendekreis nur 22,60 m bei einem Radstand von 4550 mm. Das Mercedes PowerShift-Getriebe ist ein automatisiertes Schaltgetriebe. Der Arocs ist mit der Turbo-Retarder-Kupplung ausgestattet. Das StreamSpace Fahrerhaus ist 2,30 m breit – bei einer Gesamtfahrzeugbreite von 2,55 m. Zur Vorbereitung als Kranfahrgestell wurde der Rahmen mit einer Frontabstützung von 2×60 kN verstärkt. Passend zum Einsatzzweck wurde die Abgasrückführung für Kranaufbauten angebaut. Der Kran ist auch mit einer Seilwinde mit 18 t Zugkraft ausgerüstet.
Fakten zur Technik des Palfinger–Ladekranes: Mit dem neuen Ladekran PK 200002 L-SH kombiniert Palfinger einen Knickarmkran mit einem Ladekran in Langarmbauweise. Acht, für besondere Stabilität und Leichtbau polygonal geformte, hydraulische Ausschübe sowie das Fly-Jib (gebräuchlicher Fachausdruck für die Ausleger-Verlängerung) sorgen für eine hydraulische Hubhöhe von mehr als 49 m, mit Arbeitsbühne sogar 51 m. Der Kran stützt sich im Arbeitseinsatz über vier seitliche Ausleger sowie über zusätzliche Stützzylinder an Front und Heck des Arocs-Trägerfahrzeugs standsicher ab. Die Abstützbreiten sind einseitig 7,60 m und beidseitig elf Meter.
Der erste Praxiseinsatz des Spezialfahrzeuges fand im Mercedes-Benz Fußball-stadion des VfB-Stuttgart statt. Die Arocs-Palfinger-Kombination konnte sich trotz des durch den Fußballrasen und die Tribünenplätze beengten Arbeitsraumes sicher abstützen und die hohen und weiten Schwenkbereiche ausnutzen. Die maximale seitliche Reichweite beträgt 46 m und kann immer noch eine halbe Tonne Nutzlast an den Haken nehmen. Das intelligente Standsicherheits-Überwachungssystem HPSC garantiert dabei ein Maximum an Komfort und Sicherheit. Die intuitiv bedienbare Funkfernsteuerung ermöglicht präzise und fehlerfreie Arbeit.
Beim Aufbaukonzept ist durch die Zusammenarbeit der Mercedes-Benz Aufbauberatung und Palfinger alles aus einem Guss. Der Pritschenaufbau ist standardisiert und bietet Platz für den Arbeitskorb, die Anschläge und alles für den Betrieb notwendige Zubehör. Mit einer Gesamtaufbauhöhe von vier Meter bei gefaltetem Kran und einem besonders niedrigen Eigengewicht lässt sich der PK 200002 L-SH auf den fünfachsigen Arocs als Komplettlösung ab Werk problemlos aufbauen. Die stark reduzierten Wartungsarbeiten und die besonders kurze Rüstzeit tragen im täglichen Einsatz direkt zur konkurrenzlosen Wirtschaftlichkeit des neuen Arocs 5051 10×6/6 NLA mit Palfinger-Langarmkran bei.
Nicht nur das Mercedes-Benz Arocs-Chassis und der Palfinger-Kran sind einzigartig. Eine weitere technische Besonderheit besteht darin, dass es der erste Ladekran seiner Bauart ist, der auch nur elektrisch betrieben werden kann. Nach Abschaltung des Dieselmotors werden die E-Motoren an das externe Stromnetz angeschlossen. So lassen sich Arbeiten in geschlossenen Räumen, wie z.B. Montagehallen, Krankenhäusern, an Katastrophenorten sowie allen immissions-geschützten Zonen zeit- und kostensparend sowie unter höchsten Sicherheitsanforderungen und umweltfreundlich durchführen. Umschaltbar von Diesel- auf Elektrobetrieb für Arbeiten im Innenbereich steht eine Leistung von 1 x 64 Ampere/400 V – optimal 2 x 64 Ampere – zur Verfügung. Weitere 20 m Kabelverlängerung gehören zur Basisausrüstung.
Allein die grundlegenden Vorteile, die ein Ladekran gegenüber einem Autokran hat, sind schon immens: Neben kürzeren Anfahr- und Rüstzeiten sind durch seine Flexibilität nicht nur seine Einsatzmöglichkeiten, sondern auch seine Schnelligkeit und die präzisere Arbeitsweise klare Vorteile eines Ladekrans. Damit lassen sich bei Ladekraneinsätzen schon deutlich Zeit und Kosten sparen. Der auf der Pritsche mitgeführte Arbeitskorb verwandelt den Ladekran in Minutenschnelle zu einer vollwertigen 50 m Arbeitsbühne.
Genau das war auch einer der ersten Einsätze des schweren Arocs 5051-Fünfachsers der Firma LANZ. Der Auftrag war, in der Mercedes-Benz Arena des Bundes-ligisten VfB Stuttgart die riesigen LED–Anzeigetafeln zu reinigen, zu inspizieren und zu warten. Die Monitore hängen über den Tribünen in schwindelerregender Höhe (entsprechend den maximal erreichbaren Werten des Kranes von 50 m Höhe und 48 m seitlichem Ausliegen). Dort gibt es keine Treppen und Zugänge. Entweder müssten diese Arbeiten mit geringer Effizienz von technischen Höhe-kletterern oder eben der Arocs-Palfinger-Arbeitsbühnenkombination erledigt werden. Der Arocs war so effizient, dass er schon weit vor der geplanten Zeit mit der Reinigung und Wartung der Anzeigetafeln fertig war.
Genauso imposant wie der Mercedes-Benz Arocs-Fünfachser ist auch die Mercedes-Benz Arena, die Heimat des Bundesligisten VfB Stuttgart: In beiden Kurven der Arena hängen zwei identische LED-Anzeigetafeln mit den Maßen 17,12 m auf 7,22 m, je 603 136 Leuchtdioden und einem Gewicht von je 11 t.
Die Bildschirmfläche beträgt je Anzeigetafel 115 qm.
Das Fassungsvermögen der Arena beträgt 60 449 Zuschauer. Die Maße des äußeren Dachrings betragen in Längsrichtung 273 mr, in Querrichtung 224 m, die Höhe ist 38,5 m über der EnBW Tribüne und 47,10 m über der Haupttribüne. Für die Dachkonstruktion wurden insgesamt ca. 2700 t Stahl und rund 420 t hochfeste Stahlseile und Gussteile verwendet. Die Dachfläche beträgt rund 34 200 qm.
Quelle: Daimler AG