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Künstliche Intelligenz – Wo bleibt der Mensch?

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Stuttgart/Berlin – Wie beeinflusst die Künstliche Intelligenz (KI) die Mobilität von morgen? Wie nutzen wir deren Ansätze bereits heute? Wie intelligent wird das Auto der Zukunft? Und vor allem: Wo bleibt der Mensch dabei? Diese zentralen Fragen diskutierten Mercedes-Benz Experten beim vierten Future Talk in Berlin im Dialog mit Wissenschaftlern, Ingenieuren und Journalisten. In den vergangenen Jahren beschäftigte sich der Mercedes-Benz Future Talk mit den Themen Utopie, Robotik und Virtualität. Dieses Mal lag der Fokus auf der Integration von Künstlicher Intelligenz im Bereich der Mobilität und dem Zusammenspiel von Mensch und Maschine.

Bereits in den 1960er Jahren erwarteten Forscher den großen Durchbruch in der Entwicklung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz, doch die menschliche Welt erwies sich noch als zu komplex für digitale Computer. Aufgrund des Siegeszugs des Internets, der dadurch verfügbar gewordenen Masse an Daten und der immens gestiegenen Rechenleistung heutiger Computer hält Künstliche Intelligenz inzwischen jedoch Einzug in die Lebenswelt der Menschen und bietet auch für die Zukunft des Automobils große Chancen und Potentiale.

„Künstliche Intelligenz ist für Mercedes-Benz in vielen Bereichen ein zentrales Zukunftsthema. Sei es in der Entwicklung, der Produktion oder bei der Nutzung von Fahrzeugen und darüber hinaus im Bereich von Mobilitätsservices“, erläutert Anke Kleinschmit, Leiterin der Daimler Konzernforschung. „Künstliche Intelligenz ist längst keine Science Fiction mehr, die Fortschritte beim autonomen Fahren beweisen das in eindrucksvoller Weise. Ebenso wird bereits die Entwicklungsphase und Produktion durch KI unterstützt, indem globales Wissen und Knowhow intuitiv zugänglich gemacht wird – jeweils zugeschnitten auf die individuellen Bedürfnisse, Erfahrungen und Kenntnisse des Mitarbeiters.“

Quelle: Daimler AG
Quelle: Daimler AG

Chancen und Grenzen der KI

Eine Grundvoraussetzung für den nachhaltigen Erfolg Künstlicher Intelligenz in allen Anwendungsfällen bildet neben der technischen Entwicklung und Datensicherheit die Akzeptanz in der Gesellschaft und von Seiten der Verbraucher. „Künstliche Intelligenz wird nur dann dauerhaft erfolgreich sein, wenn es uns gelingt, zwischen Mensch und Maschine Vertrauen aufzubauen“, verdeutlicht Daimler Zukunftsforscher Alexander Mankowsky. „Wir müssen definieren, wie die Aufgabenteilung zwischen menschlicher und Künstlicher Intelligenz aussehen soll.“ Eine notwendige Voraussetzung sei auch, bewusst zu machen, was Künstliche Intelligenz leisten kann und was nicht. Denn letztendlich braucht sie immer die Beteiligung des Menschen und fußt auf menschlicher Entwicklung. Sie kann aber helfen, Entscheidungen zu überprüfen und zu treffen, um in kürzerer Zeit zu optimalen Ergebnissen zu kommen. Mercedes-Benz stellt daher bei allen Aktivitäten immer den Menschen in den Mittelpunkt.

Kognitive Fahrzeuge: Das Auto als Schaltzentrale für individualisierte KI

Ein bedeutendes Ziel der Mercedes-Benz Aktivitäten rund um die Künstliche Intelligenz bildet die Entwicklung kognitiver Fahrzeuge. Diese können nicht nur auf bestimmte Situationen reagieren, sondern verfügen über genügend Wissen über ihre Umwelt, um auf dieser Grundlage selbständig zu handeln. Sie wären in der Lage, gepaart mit entsprechenden Services, zur Grundlage für ein Mobilitätssystem der Zukunft zu werden. Beispielsweise könnten sie eigenständig die aktuelle Verkehrslage aller Mobilitätsträger analysieren und im Einklang mit dem persönlichen Tagesablauf sowie der Verfassung des Kunden einen individuellen Mobilitätsplan erstellen. Darüber hinaus könnten Haushaltsroboter und Lieferdrohnen an das System angebunden werden, die Schaltzentrale dafür wäre das kognitive Auto.

Anders als Smartphones und Wearables würde das Auto den Menschen umgeben und zu einem digitalen Erlebnisraum werden. Es könnte das Verhalten des Fahrers analysieren, seine Bedürfnisse deuten und sich daran anpassen. Es wäre in der Lage zu erkennen, was er sich in bestimmten Situationen wünscht und was er braucht. Beispiele dafür sind das Einspielen der passenden Musik zur jeweiligen Stimmungslage, das Regulieren der angenehmsten Temperatur oder die Entwicklung von Services rund um die Themen Gesundheit und Sicherheit. Das kognitive Fahrzeug würde einen selbstbestimmten Zugang zu einer individualisierten Künstlichen Intelligenz ermöglichen, die den Menschen unterstützt, ihn unterhält und ihn sogar intellektuell herausfordern könnte.

Bild- und Mustererkennung als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum autonomen Fahren

Um diesen Weg erfolgreich zu beschreiten, müssen Fahrzeuge befähigt werden, sich Wissen über ihre Umwelt anzueignen und es zu analysieren. Dieses maschinelle Lernen spielt bereits heute für das autonome Fahren eine wichtige Rolle. Mercedes-Benz arbeitet zum Beispiel intensiv daran, die automatische Bild- und Mustererkennung für Fahrassistenzsysteme und autonom fahrende Fahrzeuge weiter zu optimieren. Ein entscheidendes Thema bildet das Zusammenspiel von Kameras, Sensoren und den verbundenen Recheneinheiten. Das System zerlegt die Bilder der Straßenszenen in abstrakte Segmente mit farbiger Kennzeichnung. So erkennt es u. a. Gebäude, Fahrzeuge, Menschen, Bäume sowie Gehwege und lokalisiert zuverlässig Ampeln sowie kleinere Hindernisse auf der Straße. Auf dieser Basis analysiert das autonome Fahrzeug die Verkehrssituation, trifft Voraussagen über das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer und entscheidet über das eigene Verhalten. „Bei Tageslicht laufen viele Systeme für Bild- und Mustererkennung auf dem Markt zuverlässig“, sagt Dr. Uwe Franke, zuständig für Bildverstehen und Sensorfusion in der Mercedes-Benz Entwicklung. „Unser System liefert mittlerweile allerdings auch bei Nacht Ergebnisse auf höchstem Niveau, das ist eine sehr wichtige Entwicklung. Im nächsten Schritt geht es darum, die Gestik und die Mimik von Menschen zu erkennen und zu deuten.“

Erst das Erkennen von Gestik und Mimik sowie das Verstehen des maschinellen Verhaltens durch den Menschen macht eine funktionierende Interaktion zwischen Mensch und autonomen Fahrzeugen möglich. Auf dieser Basis lässt sich Vertrauen zwischen Menschen und Maschinen schaffen. Fahrzeuge müssen deutlich machen können, dass sie Passanten wahrnehmen und auf sie achten. Passanten müssen Hinweise darauf erhalten, wohin sich ein autonomes Fahrzeug bewegt, wie es sich in den nächsten Momenten verhalten wird und wie sie sich selbst verhalten sollen.

Mit KI Ideen und Potenziale schneller finden und nutzen

Mercedes-Benz setzt Künstliche Intelligenz nicht nur in Bezug auf seine Fahrzeuge ein. Unter anderem testet das Unternehmen selbstlernende Systeme in der Beobachtung von technologischen Trends, in der Interpretation von Entwicklungs- und Testdaten sowie für die industrielle Instandhaltung seiner Produktions- und Fertigungsstätten. Künstliche Intelligenz kann entscheidend zur Diagnose technischer Probleme beitragen. Bislang mussten beispielsweise Instandhalter der Produktion entweder eine Unmenge an Dokumenten durchsuchen oder sich auf ihre persönlichen Erfahrungswerte berufen, um Hinweise auf Fehler an den Maschinen zu erhalten. Anders beim neu getesteten System: Es verarbeitet die Dokumentationen anhand von Natural Language Processing und dient als semantische Suchmaschine. Gegenüber einer Stichwort-basierten Suchmaschine stellt sie die Bedeutung der Anfrage in den Mittelpunkt. Dadurch werden Anfragen in Form von diversen Fehlerbeschreibungen möglich, zum Beispiel „Öl läuft aus“ oder „Leitungen sind undicht“. Dadurch lassen sich Instandhaltungsprozesse beschleunigen und effizienter gestalten.

Mercedes-Benz arbeitet künftig mit führendem Institut für KI zusammen

Im Bereich der Künstlichen Intelligenz arbeitet Mercedes-Benz mit vielen renommierten Forschungseinrichtungen zusammen. Schon seit Jahren baut Daimler sein Netzwerk zu Universitäten mit innovativen Instrumenten wie Forschungscampus, Tech Centern, Shared Professorships und Industry Fellowships sowie Startup-Inkubatoren und -Acceleratoren aus. In Zukunft wird das Unternehmen darüber hinaus neues Mitglied im „MIT CSAIL Alliance Program“. Das Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory (CSAIL) des Massachusetts Institute of Technology (MIT) ist mit 50 Forschungsgruppen und rund 1000 Mitgliedern das größte Research Lab des MIT und eine der weltweit bedeutendsten Einrichtungen auf dem Gebiet der IT und KI.

„Mercedes-Benz treibt seine Forschung und Entwicklung konsequent in unterschiedlichen Richtungen voran, um bei der Entwicklung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz auch weiterhin eine Vorreiterrolle in der Automobilbranche einzunehmen. Die neue Kooperation mit dem MIT ist eine perfekte Ergänzung. Die Partnerschaft ermöglicht es uns, noch direkter von den Forschungsergebnissen der Weltspitze zu profitieren und uns mit den besten Köpfen zu vernetzen“, betont Anke Kleinschmit. „Unser Ziel ist es, die Zukunft der Mobilität weiterhin entscheidend zu gestalten und zu prägen. Mit neuen Mobilitätskonzepten sowie mit kognitiven Autos und Services, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen und seinen Alltag erleichtern und verbessern.“

Mercedes-Benz Future Talk – Gemeinsam die Zukunft gestalten

Von Seiten der Daimler AG beteiligten sich neben Anke Kleinschmit, Leiterin der Daimler Konzernforschung, Zukunftsforscher Alexander Mankowsky, Dr. Uwe Franke, zuständig für Bildverstehen und Sensorfusion, sowie Patrick Klingler aus dem IT Innovation Management an der diesjährigen Gesprächsrunde. Zu den externen Experten gehörten Dr. Miguel Nicolelis, Duke Center für Neuroengineering und Prof. Dr. Jürgen Schmidhuber, IDISIA Swiss Research Institute for Artificial Intelligence.

Future Talk-Teilnehmer Prof. Dr. Jürgen Schmidhuber sieht für die Zukunft zahlreiche Einsatzmöglichkeiten der Künstlichen Intelligenz. „Es wird nicht mehr Jahrhunderte dauern, bis wir wahre Künstliche Intelligenz entwickelt haben, sondern höchstens noch Jahrzehnte. Künstliche Intelligenzen werden fast alles erlernen, was Menschen können – und noch viel mehr. Ihre Möglichkeiten für die Gestaltung der Zukunft sind eigentlich nur durch unsere Fantasie beschränkt.“

Auch Dr. Miguel Nicolelis ist überzeugt: „Die heutige künstliche Intelligenz kann zu einer Art von maschineller Intelligenz führen. Diese maschinelle Intelligenz kann sehr hilfreich sein – wenn sie unter menschlicher Kontrolle bleibt, nicht andersherum.“

Mit dem Future Talk hat Mercedes-Benz bereits 2013 erfolgreich ein Dialogformat etabliert. Im Austausch mit Avantgarden unterschiedlicher Disziplinen teilt die Marke ihre Visionen und demonstriert als Erfinder des Automobils ihre Kompetenz zur Gestaltung einer wünschenswerten, mobilen Zukunft. Die bisherigen Schwerpunktthemen stehen stellvertretend für die Vielfalt dieses Meta-Themas. Der diesjährige Future Talk führt die Diskussion der letzten Jahre zu den Themen „Utopien“ (2013), „Robotik“ (2014) und „Virtualität“ (2015) zielgerichtet weiter.

Quelle: Daimler AG

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