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Mobilität teurer – Nachfragekrise erwartet

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Beim 15. Branchenforum des Verbandes markenunabhängiger Mobilitäts- und Fuhrparkmanagementgesellschaften e. V. (VMF) war die Industrialisierung des Gebrauchtwagenmarktes das Schwerpunktthema. Der Verband präsentiert, analysiert und diskutiert mit Mitgliedern und Premiumpartnern bei den Branchenforen regelmäßig die wichtigsten Zukunfts­hemen, die den gemeinsamen Markt bewegen und verändern werden. „Im automobilen Ökosystem findet ein gewaltiger Transformationsprozess statt und auch der Gebrauchtwagenmarkt verändert sich rapide“, sagt Frank Hägele, Vorstandsvorsitzender des VMF.

Zu Beginn machte Hägele nochmal deutlich mit welchen Einflussfaktoren die Branche sich 2022 auseinandersetzen musste: „Als viele Unternehmen noch die Wunden der Corona-Jahre behandelten, inklusive Lieferengpässen aufgrund von Chipmangel, sahen wir einen Krieg auf europäischem Boden, der zusätzlich die Lieferketten und auch die Energiepreise massiv beeinflusst hat“. Im August 2022 folgte der „Inflation Reduction Act“ (IRA) in den USA als weitere Herausforderung für deutsche und europäische Produktionsstandorte. Dazu drängten neue Hersteller aus China spürbar auf den Automarkt in Europa, vor allem mit Elektrofahrzeugen. Unter dem Strich ist der Einstieg in die individuelle Mobilität sowohl bei Neu- wie auch Gebrauchtwagen durch den Mix all dieser Faktoren teurer geworden: „Wir sehen bei Pkw höhere Verkaufspreise, weniger Nachlass, höhere Zinsbelastung, höhere Werkstatt- und Reifenpreise“, so Hägele. Und das wird auch 2023 prägen.

Trotz dieser Herausforderungen waren Hägele und VMF-Geschäftsstellenleiter Dieter Brandl in Wiesbaden zufrieden mit den Aktivitäten des VMF und den Ergebnissen des letzten Jahres. „Unsere Mitglieder und inzwischen 21 Premiumpartner sind allesamt Anbieter von Dienstleistungen rund um Mobilität mit entsprechendem Mehrwert für ihre Kunden“, unterstreicht Brandl. Er sieht den Verband gut aufgestellt, wenn es darum geht, gemeinsam innovative Mobilitätslösungen auf den Weg zu bringen und aktiv an der Mobilitätswende mitzuarbeiten. „Wir gehen die strategisch wichtigen Themen systematisch an und klären die Handlungsoptionen“, ergänzt Hägele. Prägende Veränderungen sieht er im Gebrauchtwagenmarkt. Daher hat der VMF den Markt intensiv analysieren lassen. Andreas Serra und Nils Weber von der Promotor XD Beratungsgesellschaft stellten die Ergebnisse der Studie zu Beginn des Branchenforums vor.

Industrialisierung des Gebrauchtwagenmarktes

Die technologischen Neuerungen, die Verpflichtung zur Ressourcenschonung und der Wandel der Konsumentenbedürfnisse werden den Automobilmarkt in den nächsten Jahren bestimmen, wie auch die Krisenjahre, die entsprechende Auswirkungen auf den Gebrauchtwagenmarkt hatten. Insbesondere das eingeschränkte Neuwagen­angebot führte ab Mitte 2021 zu einem rapiden Preisanstieg für Gebrauchtwagen (+25,9 Prozent bis Januar 2023). Junge Gebrauchtwagen wurden als Ersatz für Neuwagen verstärkt nachgefragt. Auch die Listenneupreise sind von Dezember 2015 bis Januar 2023 um im Durchschnitt 42,8 Prozent gestiegen. „Das alles wird vor dem Hintergrund der Inflation, erst später steigenden Einkommen, längeren Nutzungszeiten durch weniger gefahrenen Kilometern, aber auch durch ein vorsichtiges Investitionsverhalten verunsicherter Unternehmen und Verbraucher zu einer geringeren Nachfrage führen“, resümiert Andreas Serra, Geschäftsführer von Promotor. „The party is over“, so Serra. Er erwartet 2023 eine Nachfrage-Krise auf dem Neu- und Gebrauchtwagenmarkt, die sich bis ins Jahr 2024 hineinzieht. Erst danach wird eine nachhaltige Erholung einsetzen. Der Autohandel, der vor allem 2022 gute Geschäfte gemacht und profitiert hat, wird sich einem Nachfrageeinbruch gegenübersehen. In der Folge wird das längere Standzeiten, steigende Kosten und Zinsbelastungen sowie sinkende Restwerte nach sich ziehen. Dazu kommt die neue Vertriebsausrichtung der Hersteller hin zum Agenturmodell, was zu einer herstellergesteuerten Preispolitik führen wird.

Das alles wird Kostenstrukturen, Wettbewerbsvorteile und Produktportfolios verändern und es kann Werte für die beteiligten Unternehmen zerstören oder schaffen. Die Gebrauchtwagenwertschöpfungskette wird in wenigen Jahren nicht mehr ausschließlich von An- und Verkauf sowie Werkstattdienstleistungen vor Ort bestimmt. Besonders Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen während der Nutzung von Pkw anbieten können, werden langfristig erfolgreicher sein, meint Serra.

Neudefinition von “Order-to-Cash”-Prozessen

Beim Handel mit Gebrauchtwagen, aber auch insgesamt werden vermehrt digitale Plattformen und Technologien eingesetzt werden, um die Arbeit zu erleichtern und Prozesse zu beschleunigen. Zwei Unternehmen stellen ihre innovativen Produkte zu diesem Thema auf dem Branchenforum vor. Lasse Diener, Co-Founder von NX Technologies, digitalisiert mit seinem Unternehmen seit 2018 die Zahlungs- und Forderungsprozesse im automotiven Umfeld. Und das sehr erfolgreich, denn die Backoffice-Prozesse waren bisher noch sehr manuell und papierlastig. „Dort ging zwei Drittel der Marge verloren“, so Diener. In nur fünf Jahren ist das Unternehmen auf 120 Mitarbeiter angewachsen, die helfen, signifi­kante Zeit im Backoffice einzusparen. Das funktioniert unter anderem mit einer neuen Technologie für die Zahlungszuordnung, die sofort auf die Rechnung referiert. „Da spielt es keine Rolle mehr, wenn der Kunde bei der Überweisung den Verwendungszweck falsch ausfüllt“, sagt Diener.

Plattform-Revolution – Werkstattbuchung digital und transparent

Die Digitalisierung wird auch für Werkstätten und Autohäuser eine Revolution bringen. Umfragen bestätigen, dass mindestens 70 Prozent aller Autofahrer ihre Werkstatttermine gerne online buchen würden. Ein passendes Angebot finden aktuell aber keine fünf Prozent, so Repareo-CEO Philipp Haac. „Online-Buchung wird sich im Werkstatt-Bereich wie in anderen Märkten zum Standard entwickeln, oder wann haben Sie zuletzt bei einer Airline angerufen, um einen Flug zu buchen?“, stellt Haac eine rhetorische Frage. Aus seiner Sicht wird es auch in diesem Markt eine Plattform-Revolution geben. „Funktionierende Plattformen bringen Mehrwert für alle Beteiligten. Nutzer können schnell und unkompliziert – und das sieben Tage lang, 24 Stunden – freie Termine finden und einbuchen. Fuhrparkverantwortliche und Mobilitätsanbieter können ihre Fahrzeuge ins Partnernetzwerk einsteuern mit automatisierten Freigabeprozessen und Autohäuser bekommen Kunden zugeführt ohne administrativen Aufwand“.

Vom Fachkräftemangel und weiteren Regulierungen in der Mobilität

Zum Ende der Veranstaltung stand nochmal der Erfahrungsaustausch auf der Tagesordnung. Einige Teilnehmer gaben einen Einblick in die eigene Situation und die Themen, die derzeit bewegen. Eric Wirtz von PS Team machte deutlich, wie massiv der Fachkräftemangel das Geschäft beeinflusst. „Wir können nicht alle Aufträge annehmen. Unsere langjährigen Speditions­partner fragen inzwischen bei uns nach, ob wir Aufträge übernehmen könnten. Es ist eine verkehrte Welt“, sagt Wirtz. Rechtsanwalt Roman Kasten von der Kanzlei Voigt wies unter anderem auf eine weitere Änderung im Gebrauchtwagenmarkt hin – die Stärkung der Rechte der Verbraucher durch die Warenkauf-Richtlinie (WKRL). „Hier wird es einen Rechtsrahmen für Verträge geben, der weitgehend einheitlich in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union umgesetzt werden muss und dazu führen soll, dass die Verbraucherrechte weiter gestärkt werden“, so Kasten.

Quelle: Verband markenunabhängiger Mobilitäts- und Fuhrparkmanagementgesellschaften e. V. / Eckpunkte Kommunikation GmbH

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