Köln – Der Tachofilter macht den Tachobetrug so einfach und günstig wie noch nie. Der Journalist und Experte für Tachomanipulation, Markus Steinhausen, der den ACV beim Deutschen Sachverständigentag in Leipzig vertrat, sieht die Tachomanipulation derzeit im Wandel. Während teure Manipulationsgeräte und Dienstleistungen zurückgehen, drängen billige Chinaproduktionen und neue Systeme, um Kilometerstände zu schönen, auf den Markt. Die günstigen Methoden erlauben ein häufigeres Manipulieren als früher. Während früher eher einmal ein großer Kilometerbetrag korrigiert wurde, wird heute viel häufiger, zum Beispiel vor Werkstattbesuchen, manipuliert und so der Kilometerbetrug auch auf Rechnungen und im Service- bzw. Inspektionsheft nicht erfasst.
Tachobetrug während der Fahrt
„Die Zukunft von Tachobetrug liegt in Tachofiltern, auch Can Blocker genannt, die eine permanente Manipulation während der Fahrt ermöglichen“, sagt Steinhausen auf dem Deutschen Sachverständigentag.
Nachdem die kleinen Geräte nach Anleitung installiert wurden, ist die Bedienung kinderleicht: „Während des normalen Fahrbetriebs schaltet der Fahrer den Kilometerzähler bei aktiviertem Tempomat per Knopfdruck aus, das heißt, er hält die Wunschgeschwindigkeit und die gefahrene Strecke wird nicht mehr im Wegstreckenzähler aufgenommen, bis der Filter deaktiviert wird“, erklärt Steinhausen. Tachofilter kosten ab 35 Euro und sind derzeit in den USA weit verbreitet, über Onlineshops aber weltweit erhältlich. Damit sind sie die günstigste Möglichkeit der Tachomanipulation überhaupt. Wertsteigerungen von über 10.000 Euro pro Oberklassenfahrzeug können Vielfahrer mit dieser Methode in nur drei Jahren erzielen.
Finanzieller und sicherheitsgefährdender Betrug am Verbraucher
„Die Geschädigten sind in erster Linie die Verbraucher, die sich derzeit kaum gegen Tachobetrug schützen können“, sagt ACV Geschäftsführer Lars Wagener. Selbst wenn die Manipulation nachgewiesen werden kann, ist es fast unmöglich zu beweisen, wer manipuliert hat. „Bei der Tachomanipulation geht es um einen finanziellen Betrug am Verbraucher und um die gefährliche Streckung von Werkstattintervallen“, warnt Wagener. Sicherheitsrelevante im Fahrzeug verbaute Teile werden durch fehlende Werkstattbesuche nicht regelmäßig gewartet und auf ihre Funktionalität geprüft.
Tachofilter sind eine Herausforderung für Datenbänke
Derzeit wird ein Gesetzesentwurf zur Einführung einer bundesweiten Datenbank erarbeitet, wie die EU-Richtlinie 2014/45 vorsieht. „Um dem Verbraucher endlich ein Werkzeug zum Schutz vor Tachobetrug in die Hand zu geben, unterstützt der ACV die Einführung einer Datenbank“, so Wagener.
Datenbänke, in denen regelmäßig Fahrzeugdaten und Kilometerstände erfasst werden, sind in anderen europäischen Ländern bereits Norm. In Belgien zählt Car-Pass Chef Michel Peelman 2014 insgesamt 1.239 neue Fälle von Tachobetrug, vor der Einführung der Datenbank kämpfte der Gebrauchtwagenmarkt mit jährlich rund 60.000 Fällen.
„Wir sehen aber auch, dass die neuen Manipulationstechniken eine Datenbank vor neue Herausforderungen stellen“, gibt Wagener zu bedenken und fordert, mögliche Lösungsansätze dafür im Rahmen des nächsten Runden Tischs zum Thema zu erarbeiten.
Verdacht auf Tachobetrug bei Gebrauchtwagenkauf?
Die einzige Möglichkeit für Verbraucher, sich vor einem Tachobetrug zu schützen, ist heute eine Alterseinschätzung des Motors vor dem Gebrauchtwagenkauf, am besten mit einem Ultraschallmessverfahren. Dabei werden die durch die Alterung zunehmenden Mikrovibrationen des Motors gemessen und so wird die Laufleistung auf zehn Prozent Genauigkeit erfasst. Bei der Methode werden auch die häufigen und permanenten Kilometerbeeinflussungen aufgespürt.
Quelle: ots