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KIT: Rechenleistung über soziale Netzwerke austauschen

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Zum Teilen von Fotos, Videos oder Nachrichten sind soziale Netzwerke sehr beliebt. In Zukunft sollen sie aber nicht nur den Austausch von Daten, sondern auch von Dienstleistungen möglich machen: Eine interdisziplinäre Forschergruppe des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) arbeitet an einer Anwendung, über die Nutzerinnen und Nutzer Rechnerleistung tauschen können und so unabhängiger von großen Firmen werden. Die „Social Cloud“ überträgt damit die Idee des Cloud-Computing – das Vernetzen von Rechner-Hardware zum Bündeln von Kapazitäten etwa für aufwendige Simulationen – auf die sozialen Netzwerke.

„Die ‚Social Cloud’ definieren wir als eine Plattform zur gemeinsamen Nutzung von Ressourcen und Dienstleistungen auf der Basis bestehender Beziehungen zwischen Nutzern sozialer Netzwerke“, sagt Dr. Simon Caton vom Karlsruhe Service Research Institute (KSRI) am KIT. Mitglieder einer Plattform wie Facebook haben über die „Social Cloud“ die Möglichkeit, ihre Hardware-Ressourcen als virtuellen Teil eines PCs oder Laptops für Mitglieder ihrer Freundesliste auf einer Art Marktplatz zu Verfügung zu stellen und im gleichen Zug auf deren Speicher- und Festplattenkapazitäten zuzugreifen. Ziel dabei ist es, die freien Ressourcen aller im Netzwerk vorhandenen Rechner weltweit zu nutzen, was bislang ungeahnte Leistungspotenziale freisetzen würde. „Wir bauen ein Austauschsystem, in dem Mitglieder sozialer Netzwerke ihre Rechenleistungen anbieten und die anderer annehmen können“, sagt Caton, der die Young Investigator Group leitet, welche die Plattform Social Cloud entwickelt.

Quelle: Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Quelle: Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

„Das Austauschsystem läuft über die Freundeslisten der Nutzerinnen und Nutzer. Innerhalb dieser Listen können über die Social Cloud Plattform, die als App in Facebook integriert ist, Leistungen kostenfrei angeboten und angenommen werden. Dabei funktioniert die Social-Cloud-App als Kommunikationsplattform zwischen den Nutzern“, so Caton. Interessant sei eine solche Cloud vor allem für Menschen, die spontan auf überdurchschnittliche Rechenleistung angewiesen sind, beispielsweise zum Bearbeiten von Video-Dateien, für Simulationen oder Back-ups.

Derzeit wird die Social Cloud entwickelt und getestet. Ein Versuchslauf mit Testpersonen ist noch in diesem Jahr geplant. Dann werden ausgewählte Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem jeweiligen vernetzten Freundeskreis Social Cloud als Applikation für Facebook ausprobieren.

Zuvor beschäftigen sich die Wissenschaftler auch mit den zentralen Themen Vertrauen und Datensicherheit, sowohl aus technischer aber auch aus ökonomischer und soziologischer Sicht. So sollen etablierte Verschlüsselungstechnologien und Verfahren zum Prüfen und Ausführen oder Sperren von Programmen unbekannter Anbieter oder Internetseiten größtmögliche Sicherheit bieten. Die Nutzer können flexibel festlegen, wer aus ihrer Freundesliste auf welche Rechnerleistungen zugreifen darf. Zudem soll jeder Nutzer die Verbindung zu einem Abnehmer seiner Ressourcen einsehen und jederzeit sofort per Tastendruck unterbrechen können. „Jeder Nutzer behält immer die Autorität über den eigenen Rechner und entscheidet, was mit dem Rechner gemacht wird – oder nicht“, so Simon Caton.

Aus ökonomischer Sicht interessiert die Wissenschaftler, welche Marktmechanismen die verfügbaren Ressourcen möglichst effizient verteilen. Der Fokus liegt dabei auf präferenzbasierten Mechanismen, die bei der Zuteilung berücksichtigen, mit wem die Nutzer teilen möchten: also beispielsweise mit Freunden, zu denen das beste Vertrauensverhältnis besteht. Die Soziologen überprüfen die sozialen und kognitiven Prozesse, welche den Austausch von Ressourcen unter Mitgliedern eines sozialen Netzwerkes stärken. „Wir beobachten, dass Vertrauensnetzwerke, in denen Ressourcen geteilt werden, in vielen Fällen nicht identisch mit den jeweiligen Freundesnetzwerken sind“, sagt Caton.

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