H-D. Kreft packt das Flüchtlingsproblem an der Wurzel
Essen – Spätestens seit Angela Merkel im August 2015 ihr „Wir schaffen das“ verkündete, reist der Strom der Flüchtlinge und die Zahl der Theorien zur Bekämpfung der Flüchtlingsflut und zu deren Integration nicht ab. Wirklich zielführend – im rein praktischen Sinne – waren die Ansätze bislang alle nicht. Weitgehende Einigkeit herrscht aber darüber, dass die Bildung bzw. Ausbildung der Flüchtlinge eine zentrale Rolle spielen. In seinem bemerkenswerten Beitrag „Geld verdienen mit Bildung – ein Gewinn für die Flüchtlinge und die ganze Gesellschaft“ in dem von Armin Fuhrer und Christian Nawrocki herausgegebenen Buch „Wir schaffen das!“ aus dem Lau-Verlag stellt Hans-Diedrich Kreft, Vorstand der shuccle AG, erstmals einen konkreten, praktischen Ansatz zur Lösung der Flüchtlingsproblematik vor: ein Bildungseinkommen für die Erbringung von Bildungsleistung.
Dem Kreftschen Ansatz liegt die Erkenntnis zu Grunde, dass die Flüchtlingsproblematik nicht durch die eine gezielte Maßnahme zu lösen ist, sondern aufgrund ihrer Komplexität eine vollkommen neue Betrachtungsweise verlangt. Er moniert dabei, dass heute nur derjenige, der eine Arbeitsleistung erbringt, dafür entlohnt wird. Wer aber eine Bildungsleistung erbringt, muss diese entweder selbst finanzieren oder ist auf Almosen der Gesellschaft in Form von Stipendien etc. angewiesen. Aber nur ausgebildete Menschen können generell Güter herstellen. Arbeit und (Aus-)Bildung bedingen sich damit. Kreft legt hier den Finger in die Wunde. Die ganz offensichtliche Uneinsichtigkeit in die Diskrepanz zwischen bezahlter Arbeitsleistung und unentgeldlicher Bildungsleistung versperrt den Politikern jeder Coleur den naheliegenden Blick auf die Lösung des Problems.
Für die Immigranten bedeutet das, dass sie solange arbeitslos bleiben, bis sie über die nötigen sprachlichen und fachlichen Kenntnisse verfügen, um den Wohlstand in unseren Gesellschaften mit zu erwirtschaften und sich einen entsprechenden Lebensstandard selbst zu erarbeiten. Aber solange sie auf Almosen angewiesen sind, ist eine vernünftige (Aus-)Bildung für sie fast unbezahlbar.
Aus einer von der Gesellschaft getragenen Bildungskasse, unter anderem gespeist aus den Milliarden Euro, die jetzt eh in die Flüchtlingskrise gepumpt werden, könnte aber alles, was lernbar ist, finanziert werden. Das Bildungseinkommen schafft nach Kreft einen Lernanreiz und aufgrund des Lernerfolgs werden die Immigranten in den Arbeitsprozess eingegliedert und können sich ihren Lebensunterhalt selbst erarbeiten. Einmal im Arbeitsprozess angekommen, wird das Bildungseinkommen wieder zurückgezahlt. Ein erfrischendes Beispiel für die so oft von Politikern propagierte, aber nicht praktizierte Hilfe zur Selbsthilfe.
Kreft geht aber noch einen Schritt weiter und lässt seinen Blick über den deutschen Tellerrand schweifen. Damit beweist er in der Flüchtlingsdiskussion einmal mehr ungewohnten Weitblick. Um in ausgewählten Ländern den bildungswilligen Menschen individuell für ihre Lernleistung ein kleines Gehalt zu bezahlen, könnten beispielsweise die von der EZB bis 2017 den Banken für die Stützung eines kranken Systems monatlich bereitgestellten 60 Milliarden Euro sinnvoller genutzt werden. Ein Lernzuschuss von 100 € pro Monat in einem Entwicklungsland ist dort um ein vielfaches besser investiert, als 800 Euro für eine Ausbildung in Europa. Denn damit täte man etwas für den Wohlstand und die (Aus-)Bildung der Menschen in den Ländern und stabilisiere gleichzeitig deren politische Systeme.
Mit seinem Ansatz der bezahlten Bildungsleistung gibt Kreft den Politikern eine sinnvolle Alternative zur Lösung der Flüchtlingskrise an die Hand, anstatt Milliarden Euro für Zäune gegen Flüchtlinge oder andere fragwürdige Grenzsicherungen auszugeben, nur um unseren vermeintlichen Wohlstand zu schützen.
Quelle: prtogo