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Deutsche Unternehmen sehen Chancen und Risiken im Austritt Großbritanniens aus der EU

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Quelle: Deloitte

München – Nach Ansicht deutscher Unternehmensvertreter profitiert vor allem der Finanzplatz Frankfurt vom Ausscheiden des Vereinigten Königreichs. Auch beziehen die Teilnehmer der Deloitte-Studie „Chancen, Risiken und Szenarien – der Brexit aus Sicht deutscher Unternehmen“ klar Position: keine Freizügigkeit = kein freier Handel auf dem Binnenmarkt. Nur eine Minderheit würde dennoch uneingeschränkt Geschäfte mit der Insel machen. Über ein Drittel erwägt eine Standortverlagerung, jeder Zweite würde seine Investitionen dort reduzieren. Davon könnte in unmittelbarer Folge der Standort Deutschland profitieren. In jedem Fall werden die wirtschaftlichen Beziehungen zum Vereinigten Königreich leiden, nicht zuletzt aufgrund einer höheren Komplexität und der steigenden Kosten. Dafür erhoffen sich viele Unternehmen weniger Konkurrenz in ihren Märkten sowie höhere Auslandsinvestitionen in den Standort Deutschland.

„Der Brexit wirft seinen Schatten voraus. Nahezu alle Unternehmen beschäftigen sich inzwischen damit, fast zwei Drittel sogar intensiv. Das sind deutlich mehr als noch vor Jahresfrist – damals war es gerade mal ein Drittel“, erklärt Dr. Alexander Börsch, Chefökonom und Leiter Research bei Deloitte.

Wo Deutschland profitieren könnte

Der Brexit wird von den Unternehmen in Deutschland mehrheitlich negativ bewertet und mit Risiken verbunden. Aber es gibt auch Chancen. So erwarten knapp 50 Prozent eine Stärkung des Finanzstandorts Deutschland. Insbesondere Frankfurt als Bankenzentrum und Sitz der EZB wird als Gewinner des Brexit gesehen, während München als besonders interessant für die Technologiebranche und Berlin als Magnet für Start-ups eingeschätzt werden. 44 Prozent rechnen mit einer Verlagerung von Kapazitäten ins Inland, 41 Prozent können sich vorstellen, dass Deutschland künftig noch attraktiver für ausländische Direktinvestitionen wird. Jeweils ein Drittel erwartet eine größere Anziehungskraft für ausländische Start-ups, eine Stärkung des Forschungsstandorts sowie eine höhere Attraktivität für internationale Talente.

Negative Erwartungen dominieren

Insgesamt überwiegen bei den Studienteilnehmern jedoch die erwarteten Nachteile des Brexit. Dazu gehören vor allem sinkende Investitionen in Großbritannien. Die Wechselkurs-Volatilität sehen 39 Prozent kritisch, von einem Rückgang des Verbrauchervertrauens in Deutschland geht gut ein Fünftel aus. Insgesamt erwartet die Mehrheit ein Nachlassen der Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern.

Ohne Freizügigkeit keine Binnenmarktbedingungen

Ein essenzieller Punkt für deutsche Unternehmen ist die Personenfreizügigkeit. Wird sie ausgesetzt, kann es keine Binnenmarktteilnahme Großbritanniens geben. Knapp die Hälfte ist der Ansicht, dass ein vollständiger Ausschluss erfolgen sollte, wenn diese Grundfreiheit nicht gewährleistet ist – 25 Prozent würden trotz eingeschränkter Freiheiten Handel unter Binnenmarktbedingungen treiben wollen.

Verhandlungen dauern länger

Ob es so weit kommt und was überhaupt zu erwarten ist, darüber herrscht Unsicherheit. Die Meinungen sind geteilt: So halten 39 Prozent ein mehrjähriges Übergangsabkommen für wahrscheinlich, 32 Prozent einen Freihandelsvertrag und 29 Prozent eine Verlängerung der Verhandlungen. Nahezu drei Viertel rechnen nicht damit, dass der Austritt im avisierten Zeitrahmen abgeschlossen wird. Das Horrorszenario eines unkontrollierten Brexit ist für viele nicht die wahrscheinlichste Option.

Banken fürchten Regulierungen, Handel verminderten Export

Das Bankwesen fühlt sich vor allem von höherer Komplexität und durch neue Regulierungskosten bedroht. Die Chemiebranche befürchtet, wie Handel und Maschinenbau, verminderte Exportchancen. Auf der anderen Seite hoffen insbesondere die Chemieindustrie, das Bankwesen und der Handel auf weniger Konkurrenz in anderen Märkten. Während Technologieunternehmen und die Autoindustrie weniger in Großbritannien investieren wollen, werden Banken und Chemieunternehmen ihre Kapazitäten auf der Insel verlagern.

„Anders als vor Jahresfrist bereitet sich die Mehrzahl der Unternehmen gezielt auf die Austrittsszenarien vor. Dabei setzen die Auto- und die Chemiebranche auf punktuelle Analysen, die Banken auf eine spezielle Task Force. Nur die Handels- und die Technologiebranche bereiten sich selbst jetzt noch kaum oder gar nicht auf das Kommende vor“, ergänzt Börsch.

Quelle: Deloitte

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