In der anhaltenden Impfdebatte verteilt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Prof. Marcel Fratzscher, Lob und Tadel. Der Makroökonom verteidigt in der Donnerstag (04.02.2021) veröffentlichten Folge von „Glanzstück“, dem Podcast des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV), zwar den Ansatz einer europäischen Impfstrategie. Für die bisher zu geringen Kapazitäten sei allerdings die Politik verantwortlich.
Einen Impfstoff innerhalb von neun oder zehn Monaten zu entwickeln, sei „sensationell“, würdigt der DIW-Präsident die raschen Forschungserfolge. „Auch den europäischen Ansatz halte ich für klug, zu sagen: Wir machen das gemeinsam. Wir wollen nicht in einen Wettbewerb kommen mit den Nachbarn.“ Jedoch, so Prof. Fratzscher, habe die Bundesregierung einen großen Fehler begangen: „Man hat nicht verstanden im letzten Sommer, dass man massiv in den Aufbau von Kapazitäten, also von Herstellungsfabriken, investieren muss, um Impfstoff schnell zu produzieren, und dass die Pharmakonzerne das selber nicht machen können oder wollen.“ Sein Fazit: „Impfstrategie gut, Note 2 – Kapazitäten, glatte 6!“
Ein zügiger Impferfolg und das schnelle Ende der zweiten Welle seien Bedingung für Wachstum, so der Makroökonom. „Wir leben in einer Unsicherheit, die es wahrscheinlich in den letzten siebzig Jahren nicht gegeben hat.“ Eine verlässliche Wirtschaftsprognose für 2021 sei nur schwer zu treffen.
Mit Blick auf die Bundestagswahl und eine neue Bundesregierung ab Herbst 2021 wünscht sich der DIW-Präsident massive Investitionen in digitale Infrastruktur, Bildung und Innovationen. „Das ist die beste Politik, um Schulden abzubauen. Denn wenn wir mehr Wachstum haben, haben wir auch mehr Steuereinnahmen und der Staat kann die Schulden abbauen.“ Weitere Prioritäten seien ein großer Umbau der Sozialsysteme und EU-Reformen, um Europa im internationalen Wettbewerb zu stärken.
Quelle: Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks