Mainz – Knapp zwei Monate vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg bleibt die CDU stärkste Partei, verliert aber an Unterstützung. Die Grünen gewinnen leicht hinzu, während die SPD deutliche Einbußen hat. Klar nach oben geht es dagegen für die AfD. Die FDP bewegt sich im Bereich der Fünf-Prozent-Hürde, die Linke darunter.
Wenn schon am nächsten Sonntag gewählt würde, dann ergäben sich die folgenden Projektionswerte für die Parteien: Die CDU käme auf 34 Prozent, gegenüber der letzten Umfrage im November ist das ein Rückgang um 3 Prozentpunkte. Die Grünen erreichten 28 Prozent (plus 1), die SPD 15 Prozent (minus 3), die FDP 6 Prozent (plus 1) und die Linke 3 Prozent (unverändert). Ein deutliches Plus kann die AfD verzeichnen, die jetzt mit 11 Prozent (plus 5) rechnen könnte. Die anderen Parteien zusammen erzielten 3 Prozent (minus 1). Neben einer Koalition aus CDU und Grünen würde es damit auch für eine Koalition aus CDU und SPD reichen sowie für eine Koalition aus Grünen, SPD und FDP. Keine Mehrheit hätten hingegen Grün-Rot oder Schwarz-Gelb.
Diese Projektion zeigt die momentane Stimmungslage und stellt keine Aussage über den Ausgang der Landtagswahl am 13. März 2016 dar. (Ergebnis der Landtagswahl 2011: CDU: 39,0 Prozent, Grüne: 24,2 Prozent, SPD: 23,1 Prozent, FDP: 5,3 Prozent, Linke: 2,8 Prozent, Sonstige: 5,6 Prozent)
Koalitionen: Mehrheitliche Zustimmung nur für Grün-Rot und Schwarz-Grün
Bei der Bewertung verschiedener Koalitionsmodelle, unabhängig von der momentanen Mehrheitsfähigkeit, erhält eine Koalition aus Grünen und SPD die größte Zustimmung. Mit 49 Prozent fände es knapp die Hälfte der Befragten gut, wenn es zu einer Wiederauflage der jetzigen Regierung käme, 31 Prozent fänden das schlecht (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „egal“ oder „weiß nicht“). Eine Koalition aus CDU und Grünen beurteilen 42 Prozent positiv und 34 Prozent negativ. Bei allen anderen Varianten überwiegt jeweils die Ablehnung. So fänden nur 34 Prozent eine Koalition aus CDU und SPD gut, aber 41 Prozent schlecht, ein Bündnis aus CDU und FDP befürworten 29 Prozent, 49 Prozent lehnen es ab. Die geringste Zustimmung erfährt mit 21 Prozent ein Dreierbündnis aus Grünen, SPD und FDP, eine Mehrheit von 54 Prozent fände diese Variante schlecht.
Gewünschter Ministerpräsident: Enormer Vorsprung für Kretschmann
Bei der Frage, wen man am liebsten als Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg hätte, liegt Winfried Kretschmann weiterhin mit sehr großem Vorsprung vor seinen Heraus-forderern. So sprechen sich 59 Prozent für den Amtsinhaber aus, CDU-Herausforderer Guido Wolf kommt lediglich auf 17 Prozent und SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid nur auf 7 Prozent (keiner davon: 6 Prozent; weiß nicht: 11 Prozent). In allen Parteianhängergruppen liegt Kretschmann in dieser Frage vorn, selbst von den CDU-Anhängern wünschen sich etwas mehr Befragte (43 Prozent) Kretschmann als Ministerpräsidenten als ihren eigenen Spitzenkandidaten Wolf (41 Prozent).
Spitzenkandidaten: Große Unterschiede in der Bewertung
Basis für die große Zustimmung zu Kretschmann ist sein hohes Ansehen. Mit einem Durchschnittswert von 2,4 auf der Skala von plus 5 bis minus 5 erreicht er eine sehr positive Beurteilung, während Nils Schmid nur mit 0,8 bewertet wird und Guido Wolf mit sehr schwachen 0,0. Der Ministerpräsident genießt parteiübergreifend große Wertschätzung, von den Grünen-Anhängern erhält er einen Spitzenwert von 3,9, den die Herausforderer in den jeweils eigenen Reihen bei weitem nicht erreichen: So kommt Schmid bei den SPD-Anhängern auf 2,2 und Wolf bei den CDU-Anhängern lediglich auf 1,5. Damit schneidet er deutlich schlechter ab als Kretschmann bei den CDU-Anhängern (2,3).
Themen und Kompetenzen:
Das mit Abstand wichtigste Thema heißt auch im Südwesten Flüchtlinge und Asyl (77 Prozent). Danach folgen Schule und Bildung (16 Prozent), Umwelt und Klima (11 Prozent) sowie Verkehr (9 Prozent). Anders als noch im November trauen die Baden-Württemberger beim Topthema Flüchtlinge jetzt den Grünen am meisten zu: 26 Prozent (November: 22 Prozent) setzen in der Flüchtlingspolitik auf die Grünen, 16 Prozent (November: 24 Prozent) auf die CDU, 15 Prozent auf die SPD (November: 15 Prozent) und 9 Prozent auf die AfD (November: 4 Prozent Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden: andere Parteien mit jeweils unter 3 Prozent, „keine Partei“ und „weiß nicht“). Im Bereich Schule und Bildung (CDU: 28 Prozent, Grüne: 20 Prozent, SPD: 18 Prozent; FDP: 3 Prozent) und auch in puncto Wirtschaft (CDU: 27 Prozent, Grüne: 16 Prozent, SPD: 14 Prozent, FDP: 3 Prozent) wird weiterhin der CDU die größte Kompetenz zugeschrieben.
Die Umfragen zu diesem Politbarometer Extra wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 18. bis 20. Januar 2016 unter 1069 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Baden-Württemberg telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die dortige wahlberechtigte Bevölkerung. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent gut +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent gut +/- zwei Prozentpunkte.
Quelle: ots