Mainz – Drei Viertel (75 Prozent) der Deutschen gehen davon aus, dass trotz der EEG-Reform die Strompreise in Zukunft sehr stark oder stark ansteigen werden, nur 23 Prozent erwarten eine nicht so starke oder gar keine Erhöhung der Strompreise (weiß nicht: 2 Prozent). Die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, die auch Kürzungen bei der Förderung von Ökostrom beinhaltet, wird nach Ansicht von 44 Prozent der Befragten die Energiewende sehr stark oder stark drosseln. Für 48 Prozent wird die Reform hingegen nicht so große oder gar keine Bremseffekte auf die Energiewende haben (weiß nicht: 8 Prozent).
Zufriedenheit mit Arbeit der Bundesregierung Auch wenn mit 61 Prozent eine Mehrheit der Meinung ist, die Große Koalition komme bei der Lösung der anstehenden Probleme zurzeit eher nicht voran – nur für ein Drittel (33 Prozent) ist dies der Fall (weiß nicht: 6 Prozent) – bewerten die meisten die Arbeit der Bundesregierung alles in allem positiv. Auf einer Skala von +5 bis – 5 erhält die schwarz-rote Koalition mit durchschnittlich 1,3 ihren bisherigen Bestwert und wird damit auch wesentlich besser beurteilt als ihre Vorgängerregierungen zum jeweils vergleichbaren Zeitpunkt. So lag die Koalition aus CDU/CSU und FDP im Juni 2010 in dieser Einstufung mit minus 1,4 weit im Negativbereich und auch die damalige Koalition aus CDU/CSU und SPD kam im Juni 2006 gerade mal auf 0,0.
Projektion: SPD verliert – AfD legt zu
Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die CDU/CSU wie zuletzt auf 39 Prozent und die SPD würde einen Punkt abgeben auf 25 Prozent (minus 1). Die Linke bliebe konstant bei 9 Prozent, die Grünen könnten weiterhin mit 11 Prozent rechnen und die FDP unverändert mit 3 Prozent. Die AfD erreichte 6 Prozent (plus 1) und könnte damit nach der Europawahl zum zweiten Mal in Folge zulegen. Die anderen Parteien zusammen erzielten erneut 7 Prozent.
Top Ten: Wenig Bewegung
Ganz ähnlich wie zu Monatsbeginn werden die nach Ansicht der Befragten wichtigsten zehn Politiker eingestuft. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die auf der Skala von +5 bis -5 mit einem verbesserten Durchschnittswert von 2,4 (Juni I: 2,2) benotet wird, liegt weiterhin mit großem Abstand an der Spitze der Top-Ten-Liste. Auf Platz zwei folgt Frank-Walter Steinmeier mit unveränderten 1,9 (Juni I: 1,9) und Platz drei hält Wolfgang Schäuble, der mit 1,9 (Juni I: 1,8) etwas zulegt.
Hannelore Kraft kann sich mit 1,6 (Juni I: 1,5) ebenfalls leicht verbessern, während Sigmar Gabriel mit 1,1 (Juni I: 1,2) und Peer Steinbrück mit 0,9 (Juni I: 1,0) jetzt geringfügig schlechter bewertet werden. Ursula von der Leyen kommt auf 0,8 (Juni I: 0,8) und Andrea Nahles auf 0,5 (Juni I: 0,6). Horst Seehofer rückt mit einer unveränderten Note von 0,3 (Juni I: 0,3) einen Platz auf, Schlusslicht ist damit Gregor Gysi, ebenfalls mit 0,3 (Juni I: 0,3) und Unterschieden nur im Hundertstelbereich.
Viel Desinteresse an Juncker als EU-Kommissionspräsident Auf dem EU-Gipfel wollen sich die europäischen Staats- und Regierungschefs auf einen neuen EU-Kommissionspräsidenten einigen. Wenn Jean-Claude Juncker, den sowohl die Fraktion der europäischen Christdemokraten als auch der Sozialdemokraten dafür favorisieren, Nachfolger von José Manuel Barroso wird, fänden dies 33 Prozent gut und nur 9 Prozent schlecht. Mit 46 Prozent wäre es aber fast der Hälfte egal (weiß nicht: 12 Prozent). Großbritanniens Regierung hat sich klar gegen Juncker ausgesprochen und steht damit abseits. Die meisten Deutschen betonen aber die Bedeutung der EU-Mitgliedschaft des Landes: 58 Prozent halten es für sehr wichtig oder wichtig, dass Großbritannien Mitglied der EU bleibt, nur 36 Prozent für nicht so wichtig oder überhaupt nicht wichtig (weiß nicht: 6 Prozent). Der Forderung nach einer Aufweichung des Euro-Stabilitätspakts wird mehrheitlich eine Absage erteilt. So sind 65 Prozent der Meinung, die EU solle streng auf der Einhaltung der Höchstgrenze für die Verschuldung in den Mitgliedsländern bestehen, lediglich 12 Prozent sind für eine Lockerung (weiß nicht: 23 Prozent). Insgesamt sind nur 36 Prozent der Befragten damit zufrieden, wie in der EU Politik gemacht wird, bei den meisten (58 Prozent) überwiegt jedoch die Unzufriedenheit (weiß nicht: 6 Prozent). Diese Einschätzung wird in allen Parteianhängergruppen geteilt.
Fußball-WM: Zuversicht etwas gestiegen – aber Skepsis dominiert Nach 22 Prozent (Juni I) zu Beginn der Weltmeisterschaft erwarten jetzt 36 Prozent, dass Deutschland Fußball-Weltmeister wird, 57 Prozent glauben das nicht (weiß nicht: 7 Prozent). Vielmehr rechnen 5 Prozent mit einem Scheitern im Achtelfinale, 16 Prozent im Viertelfinale, 27 Prozent im Halbfinale und für 9 Prozent kommt das Aus im Finale (weiß nicht: 6 Prozent). Dabei gibt es für die Deutschen keinen klaren Favoriten unter den verbleibenden Mannschaften: 18 Prozent setzen auf Brasilien, 14 Prozent auf die Niederlande und 13 Prozent der Nennungen entfallen auf andere Länder, wobei keines auf mehr als 2 Prozent kommt. Weitere 19 Prozent können sich nicht auf einen WM-Sieger festlegen.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 23. bis 25. Juni 2014 bei 1315 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 41 Prozent, SPD: 28 Prozent, Linke: 8 Prozent; Grüne: 11 Prozent, FDP: 3 Prozent, AfD: 6 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 18. Juli 2014.
Quelle: ots