Zunehmender Krankenstand vor WM setzt Mittelstand unter Druck
Fußballkrimis bis zwei Uhr morgens, Public Viewing an jeder Ecke – die diesjährige WM in Brasilien stellt wieder eine harte Probe für das Durchhaltevermögen deutscher Fußballfans dar. Aber auch für zahlreiche mittelständische Arbeitgeber: Denn vor sportlichen Großereignissen mit nächtlichen Live-Übertragungen schnellt der Krankenstand in deutschen Unternehmen regelmäßig in die Höhe. Dabei werden viele Chefs den Verdacht nicht los, dass die betreffenden Mitarbeiter hauptsächlich am „Fußballfieber“ leiden. Wenn sie trotzdem nicht handeln, machen die Symptome bald Schule – und das kann ein Unternehmen Umsatz und Kunden kosten, weiß Jochen Meismann, Geschäftsführer der Detektei A Plus, aus Erfahrung. Er empfiehlt Arbeitgebern deshalb, im Interesse der ehrlichen Mitarbeiter „Blaumachern“ die rote Karte zu zeigen.
Auch Chefs sind nur Menschen und wissen selbst, wie schwer es ist, vor der Halbzeit ins Bett zu gehen, wenn die Spannung am Siedepunkt ist. Sie wissen aber auch: Vor einem solchen Sportereignis liegen mehr Urlaubsanträge als sonst auf dem Tisch – und nicht allen können sie entsprechen. Viele kalkulieren ihre Ressourcen aus Rücksicht auf die Motivation ihrer fußballbegeisterten Mitarbeiter an den „heißen“ Tagen ohnehin knapper als sonst. Umso dringender wird jede eingeteilte Hand gebraucht. Häufen sich dann die Krankmeldungen, ist das im Unternehmen weit mehr als ein organisatorisches Problem: „Bei Fußball-Events dieser Größenordnung erleben wir leider regelmäßig das Gleiche: Der Krankenstand schießt in die Höhe, und das bei vollen Auftragsbüchern“, berichtet Jochen Meismann, Geschäftsführer der Detektei A Plus. Den Schaden haben die ehrlichen Mitarbeiter, die den zusätzlichen Druck aushalten müssen – und nicht selten das Unternehmen, das teure Ersatzkräfte braucht oder seine Liefertermine nicht einhalten kann.
„Blaumachern“ die rote Karte zeigen
Was vielen landläufig als menschliche Schwäche und Kavaliersdelikt gilt, ist in Wahrheit ein handfester Straftatbestand: „Lohnfortzahlungsbetrug ist Betrug am Arbeitgeber, wie auch an den eigenen Kollegen. Er schädigt das Unternehmen und ist ein vollwertiger Grund für eine fristlose Kündigung“, erklärt Meismann. Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt hat sogar entschieden: Wer Urlaub beantragt und die Möglichkeit der Krankmeldung als „Argument“ ins Spiel bringt, kann den Heimweg noch am selben Tag mit seinen Entlassungspapieren antreten (Az. 2 AZR 123/02). Der Arbeitgeber braucht sich auf diese Weise nicht unter Druck setzen lassen. Nach Meismanns Erfahrung gehen die meisten Arbeitnehmer aber geschickter vor. Dann liegt die Beweislast für den Betrug beim Chef.
Gerichtsverwertbare Beweise
Das Problem: Wer den angeblich erkrankten Mitarbeiter nicht gerade zufällig beim Public Viewing trifft, kann seinen Verdacht in der Regel nicht belegen. Von Überprüfungen auf eigene Faust rät der Chefermittler der Detektei A Plus zudem dringend ab: „Die Sicherung gerichtsfester Beweise und eine professionelle Observation sind nichts für Laien. Bemerkt der Verdächtige, dass er beobachtet wird, gelingt es nie, ihn zu überführen – und das Unternehmen verspielt dabei noch seinen guten Ruf als Arbeitgeber.“ Wer einen Detektiv einschaltet, hat hingegen gute Aussichten auf Erfolg. Zudem ist er mit einem seriösen Partner auch rechtlich auf der sicheren Seite: Denn der Arbeitgeber darf im Falle eines begründeten Verdachts externe Fachleute einschalten. Das spart einem Unternehmen nicht nur weitere Ausfälle und Kosten, sondern auch das Risiko eines langwierigen und kostspieligen Prozesses vor dem Arbeitsgericht.
Ehrlichkeit zahlt sich aus
Bestätigt sich der Verdacht und die Beweise liegen auf dem Tisch, sollten Unternehmer konsequent durchgreifen. „Wer deutlich macht, dass Blaumachen nicht geduldet wird, kann bei der nächsten WM in der Regel mit einer vollzähligen Mannschaft rechnen.“ Deutlich machen sollten die Chefs dabei aber auch: Wirklich kranke Arbeitnehmer haben nichts zu befürchten. „Erweist sich ein Verdacht durch den gezielten Einsatz von seriösen Ermittlern als unbegründet, hat der Unternehmer dennoch gewonnen“, betont Meismann: „Nämlich die Wiederherstellung des Vertrauens zu seinem Mitarbeiter, das ansonsten womöglich auf lange Sicht beschädigt gewesen wäre.“