Genf – Eineinhalb bis zwei Prozent: Mehr bietet derzeit kaum eine Bank für Sparbriefe und Festgeldanlagen. Noch geiziger zeigt sich der deutsche Staat, der es sich sogar leisten kann, Käufer von Bundesanleihen über viele Jahre hinweg mit Renditeversprechen von weniger als einem Prozent abzuspeisen. „Aufgrund der anhaltend mageren Verzinsung klassischer Sparformen schauen sich immer mehr Anleger nach höher rentierlichen Alternativen um. Das ist unbedingt sinnvoll, solange dabei unregulierte Märkte gemieden und das benötigte Know-how nicht unterschätzt werden“, erklärt Thomas Freiberg, Portfoliomanager beim Schweizer Vermögensverwalter Genève Invest.
Bei ihrer Suche werden Privatanleger nicht selten in Bereichen fündig, die von institutionellen Investoren weitestgehend gemieden werden. Dazu zählen unter anderem außerbörsliche Anleihe- oder Genussscheinplatzierungen, wie sie beispielsweise bei der norddeutschen Prokon über viele Jahre hinweg stattgefunden haben. „Mit kurzfristig eingeworbenen Mitteln wurden dabei langlaufende Projekte finanziert. Das kann auf Dauer nicht gut gehen“, so der Anlage-Experte. Und so kam es, dass Anfang des Jahres der Windkraftfinanzierer dann auch einen Insolvenzantrag stellen musste und knapp 75.000 Investoren nun um rund 1,4 Mrd. Euro an Genussrechtskapital, das sie dem „Umweltkonzern“ zur Verfügung gestellt haben, bangen.
„Prokon ist kein Einzelfall. Immer wieder versuchen Gesellschaften, die an der Börse oft aus gutem Grund auf nur wenig Interesse stoßen, ihre Emissionen direkt bei Privatanlegern zu platzieren“, weiß Thomas Freiberg. In aufwendigen Werbekampagnen, in denen von einem angeblich geringem Risiko sowie „überdurchschnittlich attraktiven Renditen“ die Rede ist, werden sie umgarnt. Wichtige Faktoren, anhand derer sich die Qualität derartiger Papiere beurteilen lässt, sind in den Unterlagen entsprechender Kapitalsammler dagegen lange nicht so prominent und klar dargestellt.
Insofern sind von Pleiten wie bei Prokon in aller Regel auch fast ausschließlich Privatanleger betroffen. Professionell agierende Vermögensverwalter tätigen ihre Investments deshalb in aller Regel über die Börse. Hier treffen sie auf eine hohe Anzahl fremdkapitalsuchender Unternehmen, die meist umfangreiche und fundierte Finanzinformationen zur Verfügung stellen. Das nötige Know-how vorausgesetzt, ermöglichen es diese Unterlagen, sich ein gutes Bild von der Bonität des jeweiligen Schuldners zu machen. Bei großen internationalen Emissionen ist aufgrund der hohen Liquidität der Papiere zudem der jederzeitige Ein- und Ausstieg zu fairen Preisen möglich.
Quelle: Genève Invest (Europe) S.à.r.l.