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Instant Articles – Facebook wird personalisierte Zeitung!

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Wurde Mark Zuckerberg noch zu Anfangs von vielen Verlegern und Google belächelt, so hat sich diese Wahrnehmung mit Sicherheit in den letzten zwei Jahren massiv verändert. Sein Unternehmen Facebook mutiert seitdem immer mehr zur ersten Anlaufstelle für Informationen aus dem persönlichen Umfeld. Waren es zu Anfangs noch die geteilten Informationen der eigenen Freunde, die für eine hohe Themenaffinität sorgten, so entsteht nun genau das, was Zuckerberg noch im November 2014 mit folgenden Worten vorausgesagt hatte:

„Wir personalisieren den News Feed, weil wir dem Nutzer nur die Dinge zeigen wollen, die ihn auch wirklich interessieren. Unser Ziel ist es, die perfekt personalisierte Zeitung für jeden Nutzer in der Welt zu erschaffen…“.

Der betonte „News Feed“ wird nun mit einem neuen Facebook Produkt erweitert, den „Instant Articles“ – zu deutsch bedeutet dies, dass nun die „wesentlichen Inhalte“ bereitgestellt werden.

Instant Articles starten am 12.4.2016 bei Facebook. Gerade für Mobiltelefone sind diese Artikel dann optimiert und bringen ein neues Leseerlebnis.
Instant Articles starten am 12.4.2016 bei Facebook. Gerade für Mobiltelefone sind diese Artikel dann optimiert und bringen ein neues Leseerlebnis.

Für ein nur aggregierendes Medium – Facebook besaß bisher keine eigenen Inhalte – war die Ankündigung im Jahr 2014 eine kühne Richtungsdeutung von Mark Zuckerberg. In den letzten Wochen wurde so langsam klar, was Zuckerberg vor gut 1,5 Jahren im Detail meinte, was er und sein Entwicklerteam in der Pipeline hatten.

Mit Instant Articles sichert sich Facebook exklusive Inhalte für seine Benutzer. Artikel, die bei Instant Articles veröffentlicht werden, dürfen nicht wo anders veröffentlicht werden. Gerade für kleine Verlage ergeben sich nun zahlreiche Möglichkeiten. Facebook bietet für Verlage und Publizisten einen guten Deal an. Entweder der Texteinreicher integriert seine eigenen Werbepartner und darf dann 100% der Einnahmen für sich behalten, oder aber er greift auf das Facebook-Werbenetzwerk zurück und kassiert immer noch lohnenswerte 70% der von Facebook generierten Werbeeinnahmen. Keine Frage, große Verlage können diese Spielwiese mit Sicherheit auch noch zusätzlich mit hochrelevanten und Exklusiven Informationen und Ratgeberartikeln bespielen, müssen aber doch mittelfristig dadurch akzeptieren, dass Facebook mit seinem neuen Instant Articles System zum neuen Medienkonkurrenten wird. Die Facebook Communitymitglieder haben dadurch immer weniger Anlass, die Facebook Software/Plattform zu verlassen. Wurden bisher quasi immer nur „Links“ auf Facebook verbreitet, die dann auf die eigentliche Homepage des Verlagshauses bzw. eines seiner Medien verlinkte, so ist das nun bei Instant Articles ganz anders. Der eingereichte Exklusivinhalt wird auf den Servern von Facebook publiziert und dort technisch nochmals optimiert. Mit dieser Optimierung sollen die Ladezeiten im Gegensatz zur Weiterleitung auf fremde Medienangebote nun um den Faktor 3 beschleunigt werden. Auch gerade für langsame Mobilverbindungen sollen die Instant Articles besonders geeignet sein, wenn man den Äußerungen von Chris Cox (Produktchef von Facebook) Glauben schenken darf.

28 Millionen Deutsche Nutzer als Zielgruppe von Instant Articles

Klar kann man als Verleger nun jammern und alles schlecht reden. Im Kern passiert nun nichts anders, als was Apple seinerzeit mit dem Musikmarkt gemacht hat. Inhalte aufs Smartphone bringen. Am interessantesten wird sein, wie sich der Nachrichtenkonsum nun beim Wettbewerber Google News verändern wird. Die Benutzer werden mittelfristig mit Sicherheit „satt“ sein und die wichtigsten News schon kennen, wenn sie ihre erste Facebook Sitzung hinter sich haben. Gerade weil die Benutzer mit den Instant Articles hauptsächlich Nachrichten für die persönliche Relevanz präsentiert bekommen. Facebook kennt seine Nutzer sehr gut. Gerade durch jahrelanges „liken“ von Themen und das Teilen von Informationen hat jeder Facebook Benutzer einen quasi für das Facebook-System sichtbaren dicken Interessen-Stempel auf der Stirn. Dieses Know-how gekoppelt mit exklusiven Nachrichteninhalten und Fachbeiträgen wird ab den 12. April 2016 mit Sicherheit zu einem neuen Facebook Erlebnis führen. Wenn nun auch kleinen Verlegern eine Gleichberechtigung eingeräumt wird, dann kann die Einführung von den Facebook Instant Articles zu einem schweren Umbruch in der Medienlandschaft führen. Natürlich wird die Einführung von Instant Aricles auch zu weiteren Abbestellungen der regionalen Tageszeitungen führen, wenn nun auch kleine Blogger und Regionalportalbetreiber endlich ein solides Erlösszenario von Facebook an die Hand bekommen. Gerade regionale Nachrichteninhalte haben für Menschen eine sehr hohe Relevanz. Aufgrund der sehr guten Monetarisierungsmöglichkeiten kann es sogar dazu führen, dass viele kleinen Blogger nur überwiegend für Facebook schreiben werden. Die eigene Blogvermarktung ist meistens nicht so erfolgreich, weil der Werbemarkt sechsstellige Zugriffszahlen im Monat verlangt, um überhaupt an lohnenswerte Werbekampagnen zu kommen. Und die regionalen Werbetreibenden halten derzeit noch immer an die altbekannten Druckprodukte fest und interessieren sich kaum für digitale Werbemöglichkeiten auf Blogs und Regionalportale um den eigenen Kirchturm. Auch hier könnte es Dank dieser neuen Nachrichtenquelle Namens Instant Articles zu einem Umdenken kommen. Regionale Nachrichten werden nun noch mehr öffentlich wahrgenommen, weil Facebook mit Sicherheit ein großes Interesse haben wird, relevante Nachrichten in den Benutzer-Timelines anzuzeigen, weil jeder Aufruf ja auch für den 30% Werbeeinnahmenanteil für Facebook sehr wichtig sein wird. Im Augenblick kann noch keiner voraussehen, ob die Facebook Instant Articles ein Erfolg, oder Flopp werden. In 5 Jahren wird man wissen, wie der 12. April 2016 im Nachhinein bewertet werden kann.

Text + Screenshot (Facebook.com) : Internetexperte Sven Oliver Rüsche

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