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Mercedes-Benz bringt autonomen Autos das Sprechen bei

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Stuttgart/Berlin. Mercedes-Benz diskutiert mit Roboter-Experten und einer Sprachwissenschaftlerin darüber, wie sich die Menschen künftig mit autonomen Fahrzeugen verständigen können. In der Stadt der Zukunft wird das Verkehrsgeschehen sehr stark von selbstfahrenden Autos bestimmt. Deshalb befasst sich der Automobilhersteller – über technische und rechtliche Aspekte hinaus – in diesem Kontext intensiv mit gesellschaftlichen Fragestellungen. Die Kommunikation zwischen Mensch und maschineller Intelligenz ist dabei eine zentrale Aufgabenstellung.

Quelle: Daimler AG
Quelle: Daimler AG

Dass Autos mehr und mehr Aufgaben eigenständig übernehmen können und somit Schritt für Schritt zum fahrenden Roboter werden, ist mittlerweile unumstritten. Dadurch wird sich aber nicht nur das Autofahren selbst verändern, sondern das gesamte Verkehrsgeschehen. Deshalb geht Mercedes-Benz bei der Entwicklung des autonomen Autos weit über technische Fragestellungen hinaus. So diskutierten Vertreter des Unternehmens aus dem Bereich der Konzern- und Zukunftsforschung beim zweiten Mercedes-Benz Future Talk mit Experten aus Roboterforschung und Sprachwissenschaften wichtige Fragen: Wie kommunizieren wir künftig mit selbstfahrenden Autos? Kann ein autonomes Fahrzeug einen Fußgänger über die Straße „winken“? Spricht das Auto mich an oder die Person neben mir? Und was heisst in diesem Fall überhaupt „sprechen“? Müssen wir eine Robotergrammatik erlernen oder muss das Auto uns verstehen können? Und wie kann diese Sprache entwickelt werden – intuitiv oder konstruiert?

„Der Verkehr der Zukunft wird immer interaktiver – und dabei meine ich nicht nur die Vernetzung von Fahrzeugen“, so Prof. Dr. Kohler, Leiter Konzernforschung und Nachhaltigkeit sowie Umweltbevollmächtigter der Daimler AG. „Wir sehen es als unsere elementare Aufgabe, autonome Fahrzeuge nicht nur als technologische Errungenschaft auf die Straße zu bringen, sondern als integrativen Bestandteil des Verkehrs der Zukunft zu betrachten. Dabei sind gesellschaftliche Aspekte mindestens genauso wichtig wie die Sensoren im Auto.“

Dass es auf viele Fragen zur Mensch-Maschine-Interaktion noch keine eindeutigen Antworten gibt, bewies die intensive Diskussion aller Teilnehmer des Mercedes-Benz Future Talk „Robotik“. Es wurde deutlich, dass Roboter weit mehr sind als Humanoide mit menschenähnlichem Aussehen oder Figuren aus Science-Fiction-Filmen. Das untermauerte auch Martina Mara, die am Ars Electronica Futurelab zur Psychologie von Mensch-Roboter-Beziehungen forscht: „Der Blechmann, die synthetische Mensch-Maschine, ist zwar das Bild, das wir zum Begriff ‚Roboter‘ vor unserem inneren Auge sehen – bei realen Robotern, jenseits der Kinoleinwand, wird zu starke Ähnlichkeit mit dem Menschen jedoch oft nur wenig akzeptiert.“ Wichtiger sei laut Mara, dass möglichst schnell klar werde wie intelligent ein Roboter sei, welche Kommunikationsformen er beherrsche und er signalisiere was seine nächsten Schritte sein werden.

Alexander Mankowsky, Zukunftsforscher bei der Daimler AG ergänzte: „Wir sehen das selbstfahrende Auto, den autonomen Roboter, eingebettet in ein Gesamtbild zukünftiger Mobilität, wobei der Mensch die Hauptrolle in unserer Zukunftsvision spielt. Es gilt ein kooperatives System zu entwickeln, bei dem eine oder mehrere Kommunikatiossprachen essentiell sind, um die Interaktion zwischen Mensch und maschineller Intelligenz im dichten urbanen Raum zu ermöglichen.“ Er fügte hinzu: „Vielleicht wird es in Zukunft sogar ein Lexikon der Robotersprache geben?“ Die Adaption des Menschen an die Maschine zu fordern, sollte laut Mankowsky bei allen Überlegungen definitiv nicht das Ziel sein. Vielmehr ginge es darum, bei einer immer intensiver werdenden Mensch-Maschine-Kommunikation Vertrauen aufzubauen.

Quelle: Daimler AG
Quelle: Daimler AG

Eine sprachwissenschaftliche Perspektive brachte Prof. Dr. Ellen Fricke in die Diskussion ein. Als Gestenforscherin an der Technischen Universität Chemnitz und Mitbegründerin des Berlin Gesture Centers argumentierte sie: „Wenn man Gesten als eine Möglichkeit betrachtet, mit autonomen Autos erfolgreich zu kommunizieren, dann ist es natürlich wichtig zu untersuchen, welche menschlichen Gesten des Alltagsgebrauchs dafür als Ausgangspunkt besonders geeignet sind. Ebenso zentral ist es zu fragen: Wie formt das selbstfahrende Auto uns? Und wie wirken die Gesten der Mensch-Auto-Interaktion zukünftig auf die Gesten in der zwischenmenschlichen Kommunikation zurück?“ Weiter betonte Fricke, „nicht nur ein Lexikon der Robotergesten wird benötigt, sondern als allererster Schritt eine umfassende digitale Datenbank menschlicher Gesten des Alltagsgebrauchs. Diese kann als Ausgangspunkt für eine Konstruktion von Gesten dienen, die sich an autonome Roboter richten.“

Im Alltag ist die Kommunikation mit autonomen Fahrzeugen heute noch Neuland. Darum hat Mercedes-Benz gemeinsam mit dem Ars Electronica Futurelab ein „Experimentierfeld“ geschaffen, in dem verschiedene Interaktionsformen zwischen Mensch und kinetischen Robotern prototypisch ausprobiert werden konnten. Drei interaktive Quadcopter wurden in einem Test-Setting unter anderem mittels Gestensteuerung oder eines haptischen Kontroll-Objekts herbeigerufen, angehalten oder in eine bestimmte Richtung gelenkt. Dies vermittelte eine erste Idee davon, wie sich die Ko-Existenz von Menschen und autonomen Maschinen im Shared Space der Zukunft anfühlen könnte.
Was noch Zukunftsmusik ist, kann schnell Realität werden – davon ist Mercedes-Benz überzeugt: Um eine funktionierende soziale „Mensch-Maschine-Kooperation“ im Verkehr der Zukunft zu realisieren, ist es laut Mercedes-Benz unerlässlich eine gemeinsame Interaktionssprache zu entwickeln und daran wird der Automobilhersteller weiter arbeiten.

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