Innsbruck, Österreich – Den zarten Klang einer Harfe, das Schmettern der Trompete oder die tiefen Töne eines Kontrabasses – für Menschen mit Hörbeeinträchtigung sind Klänge oft nur schwer oder gar nicht wahrnehmbar. Ein Leben ohne Musik bedeutet für viele auch einen Verlust von Lebensqualität. Mit modernen Hörimplantaten kann Betroffenen heute jedoch dabei geholfen werden, ihre Hörbeeinträchtigung zu bekämpfen und Musik wieder zu genießen.
Musik als Teil des Lebens
Für die Lehrerin Laurence ist Musik fester Bestandteil ihres Alltags. Wie viele Menschen hört sie nicht nur gerne Musik, sondern spielt auch selbst ein Instrument. Ihre große Leidenschaft gilt der Blasmusik: „Ich bin ein sehr musikalischer Mensch und spiele Trompete. Ich war immer an Musik interessiert, aber mir war klar, dass das was ich hörte, begrenzt war. Jetzt gefällt mir auch Musik, die mich früher immer überfordert hat. Ich konnte beispielsweise einer Symphonie nie etwas abgewinnen, da die Werke musikalisch zu komplex waren und ich sie nicht genießen konnte.“
Seit ihrer Implantation besucht sie regelmäßig zahlreiche Konzerte. Jahrelang war es für sie unvorstellbar, zu musizieren und Musik in ihrer ganzen Klangbreite wahrzunehmen. „Etwas Unvorstellbares ist für mich zur Wirklichkeit geworden. Musik war mein Traum, meine größte Liebe. Dank des Implantats kann ich meine Leidenschaft ausleben.“ Laurence trägt auf dem rechten und linken Ohr jeweils ein Mittelohrimplantat. Sie engagiert sich aktiv als Botschafterin für die Initiative beat the silence. Damit möchte Laurence insbesondere musikinteressierten Menschen die Angst vor einem Hörimplantat nehmen und zeigen, wie sehr sie selbst wieder ihre Musik genießen kann.
Musiktraining nach der Implantation
Ein frühes Training nach der Implantation hilft Betroffenen, ihre Hörfähigkeit in kleinen Schritten zu verbessern. Dafür bieten sich vor allem Hörtrainings auf CD an. Mit diesen können die Neuimplantierten ihre Musikwahrnehmung üben. Hierbei ist es wichtig, das Erkennen von Melodien und Rhythmen zu erlernen, sowie auch ein Gefühl für die einzelnen Töne zu entwickeln. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Unterscheidung verschiedener Musikinstrumente. Für die Erfolge des Musiktrainings kann das spielen eines Instrumentes und die eigene Musikalität von Vorteil sein. Neben den Training-CDs können Betroffene auch speziell für Sie durchgeführte Konzerte besuchen und in diesem Rahmen das Hören von Instrumenten trainieren. So richtet sich beispielsweise die Musikveranstaltung „Open Ear Concert“ speziell an Menschen mit Implantaten.
Auch eine frühkindliche Musikerziehung kann bei Kindern mit Hörimplantat zu einer verbesserten Musikwahrnehmung führen. „Die ersten dreieinhalb Lebensjahre bilden die wichtigste Phase für die Entwicklung des kindlichen Gehörs. In dieser Phase wird auf Grund der akustischen Wahrnehmung die gesprochene Sprache kontinuierlich korrigiert. Danach stellt sich das Feedbacksystem um und die Korrekturen finden auch ohne akustische Reize statt. Die Fähigkeit des Gehirns, gesprochene Sprache zu entwickeln und zu verstehen, ist bis zum Alter von etwa sieben Jahren weitestgehend abgeschlossen. Je früher also auch das Musiktraining für die Kinder beginnt, desto größer ist ihre Chance, Musik gut wahrnehmen zu können, “ so Markus Landwehr, Audiologe und Therapeutischer Leiter am CI-Rehabilitationszentrum Heidelberg.
Quelle: ots