Fulda – Als sicheren Datentresor beschreibt der Schweizer Anbieter Kolab Systems AG sein E-Mail Angebot MyKolab.com. Diese Aussage rief die Tester der PSW GROUP (www.psw-group.de) auf den Plan, den Anbieter in ihre Testreihe der E-Mail-Dienste aufzunehmen: Sicherheit beim E-Mail-Versand, Usability, Preis-Leistungsverhältnis sowie AGB und Datenschutzerklärung standen auf dem Prüfstand des Full-Service-Providers für Internetlösungen.
„Was die Sicherheitsparameter betrifft, ist alles stimmig. Sie sind vergleichbar mit denen des Wettbewerbers Posteo. Der Nutzer kann einen sicheren E-Mail-Versand mit Rundum-Verschlüsselung erwarten. Insgesamt jedoch zeigt sich MyKolab.com als E-Mail-Postfach sehr teuer und für den vergleichsweise hohen Preis funktionsarm“, fasst Christian Heutger, Geschäftsführer der PSW GROUP, zusammen.
Bereits der Login erfolgt auf einer verschlüsselten Seite, so dass Nutzerdaten zu keiner Zeit im Klartext durch das Web gesendet werden. Der Webmail-Service unter webmail.mykolab.com ist mit einer 128-Bit-Verschlüsselung gesichert. Die Verbindung setzt auf TLS in der Version 1.2 und verwendet ECDHE-RSA für den Schlüsselaustausch. Die PFS-fähige Verschlüsselung stammt vom Zertifizierer Comodo. E-Mails werden transportverschlüsselt versandt (TLSv1:DHE-RSA-AES256-SHA:256). Wer diese selbst verschlüsseln möchte, muss einen Client nutzen: „MyKolab.com empfiehlt für eine wirkungsvolle Ende-zu-Ende-Verschlüsselung Kontact, den hauseigenen Client, oder Thunderbird mit Enigmail. Derzeit möchte das Unternehmen keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbieten, da der jeweilige private Schlüssel auf den Servern von MyKolab.com liegen würde. Als Provider möchte die Kolab Systems AG weder den privaten Schlüssel noch das Passwort oder andere persönliche Informationen und Zugangsdaten ihrer Kunden verwalten“, so Heutger. Dass allerdings keine Passwortprüfung stattfindet, empfindet der IT-Sicherheitsexperte als ärgerlich: „Dass sich Nutzer bei einem „Schweizer Datentresor“, wie die Kolab Systems AG über ihr Angebot spricht, mit „12345678“ oder „Passwort“ anmelden kann, trägt schon eine gewisse Ironie in sich. In seinen AGB hat sich MyKolab.com diesbezüglich allerdings abgesichert: die Passwortsicherheit ist Angelegenheit der Nutzer.“
Apropos AGB: Zwar möchte MyKolab.com in der Registrierung weniger von seinen Nutzern wissen im Vergleich zu den anderen von PSW GROUP getesteten Freemail-Anbietern. Allerdings erfragt der Anbieter mehr Daten als es beispielsweise Wettbewerber Posteo, bei dem der Nutzer gar nichts angeben muss, oder mailbox.org, der in seine AGB auf den Verzicht des Klarnamenzwangs hinweist.
Die Usability zeigt sich dafür wieder angenehm: Klar und aufgeräumt ist das Interface, komplett deutschsprachig und mit ausreichenden, nicht überfordernden Einstellungsmöglichkeiten. Die Individualisierbarkeit geht insgesamt etwas verloren. Alternativ zur Webmail-Ansicht können Anwender sich mit Kontacts den hauseigenen Client herunterladen, den sie individueller gestalten können. Dort gibt es dann auch Kalender und Adressbuch. Die Tester konnte allerdings das Preis-Leistungsverhältnis nicht überzeugen: Das Postfach von MyKolab.com ist ausschließlich zum E-Mail versenden gedacht. Mit 3,73 Euro pro Monat kostet das reine E-Mail-Postfach mit Adressbuch bereits das Vierfache von dem, was Posteo und mailbox.org für einen weitaus größeren Funktionsumfang berechnen. Zusatzfunktionen, wie beispielsweise Groupware-Account mit Cloud-Speicher, erfordern ein höheres Paket, mit dem wesentlich höhere Kosten verbunden sind. „Auch unter Berücksichtigung dessen, dass die Software von Kolab Systems selbst geschrieben wird, infolgedessen auch Programmierer bezahlt werden möchten, und die Server im eigenen Rechenzentrum in der Schweiz betrieben werden, ist MyKolab.com vergleichsweise teuer und für diesen Preis mit sehr wenigen Funktionen ausgestattet“, äußert Christian Heutger.
Manche Tests sagen mehr über die Fähigkeiten der Tester. Dieser Test scheint hier keine Ausnahme.