Internet of Things, M2M, Industrie 4.0, Smart X, Cloud: Die Digitalisierung von Produkten und Prozessen ist voll im Gange und sie revolutioniert ganze Branchen und dessen etablierte Geschäftsmodelle. Für die Unternehmen bedeutet dies einen massiven Wandel, sowohl in ihrem Kerngeschäft als auch im Technologiebereich.
Insbesondere mittelständische Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen, den Spagat zwischen Fokussierung und Digitalisierung des Geschäftsmodells erfolgreich zu gestalten. Durch die Fokussierung auf das etablierte Geschäftsmodell und dessen Stammkunden fehlt ihnen häufig der Blick für revolutionäre, digitale Neuerungen. Dies führt dazu, dass neue Wettbewerber das Marktumfeld betreten und die etablierten Unternehmen mit innovativen und digitalen Geschäftsmodellen unter Veränderungsdruck setzen. Wer hätte noch vor einigen Jahren gedacht, dass ein Unternehmen wie airbnb die gesamte Hotelbranche in Aufregung versetzt, indem es privaten Wohnraum an breite Nutzerschichten vermittelt? Dass Unternehmen wie Facebook, Google und eBay ins Bankgeschäft einsteigen und einfache Lösungen zum Geldtransfer anbieten? Oder dass Uber, ein Online-Vermittlungsdienst von Fahrgästen, der sich über einen prozentualen Anteil am Fahrpreis finanziert, erhebliche Kosten im Vergleich zu gewerblichen Personenbeförderungen einspart? Mit Uber werden Kunden meist preisgünstiger befördert, als im klassischen Taxigewerbe.
Disruptive Geschäftsmodelle wie diese werden zunehmen und sie werden das Spielfeld grundlegend ändern, auf dem Unternehmen heute stehen. Kurz gesagt: Nicht nur das Spielfeld ändert sich, sondern auch die Regeln, die Spieler und die Zuschauer.
Aber nicht nur die Neuentwicklung eines digitalen Geschäftsmodells, sondern auch das Hinterfragen klassischer Prozessstufen, das Ausschalten ineffizienter Abläufe und die anschließende Ergänzung etablierter Geschäftsmodelle mit digitalen Komponenten, stellt Unternehmen vor große Herausforderungen.
Digitale Geschäftsmodelle setzen Mittelstand unter Druck
Es geht um die weltweite und digitale Anschlussfähigkeit von Produkten, die sichere Datenübertragung und die Transformation von Daten zu Diensten – oft in Echtzeit. All dies erfordert eine leistungsfähige, skalierbare und flexible IT-Infrastruktur.
Dem Mittelstand stehen hierbei in der Regel drei Hürden im Weg
- Die Komplexität. Oft ist keine eigene Infrastruktur vorhanden und muss teuer aufgebaut werden, zudem fehlt es an eigenem Know-how und der notwendigen Praxiserfahrung.
- Das Budget. Hohe Einmalinvestitionen, ein später Return on Invest sowie ungenügende Flexibilität in den Preis- und Servicemodellen wie z.B. „Pay-as-you-grow“ erschweren die Entscheidung und Einführung.
- Time-to-Market. Muss erstmal das „Rad neu erfunden“ werden, dann kostet dies Zeit und Geld plus eines deutlichen Risikoaufschlages, denn die Gefahr zu scheitern ist groß. In der Zwischenzeit greift der Wettbewerb wichtige Marktanteile ab.
Die Cloud als zentrales Organ der Vernetzung sowie flexible IT-Ressourcen-Quelle ermöglicht dem Mittelstand, diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen und lässt neue Arten von Dienstleistungen entstehen. Ob nun aus Gründen der Anpassung oder der Erschließung neuer Märkte – viele zukünftige Geschäftsmodelle erfordern das Betreten der Cloud-Spielfläche und unterliegen damit auch dem Konkurrenz- und Preisdruck globaler Märkte.
Doch wie ist es mit dem Einsatz von Cloud-Technologie im deutschen Mittelstand bestellt? Der aktuelle Cloud-Monitor des BITKOM gibt hierzu Aufschluss: Nach einer Zeit der Verunsicherung scheint Cloud Computing nun auch in Deutschland angekommen zu sein. Dies belegen die stabilen Nutzerzahlen und die überwiegend positiven Erfahrungen der Unternehmen, welche Cloud-Technologie nutzen.
Dennoch ist immer noch eine Zurückhaltung im deutschen Mittelstand zu erkennen. Die Irritationen der Vergangenheit in Bezug auf Datensicherheit und Vertraulichkeit haben Spuren in der Struktur der Cloud-Nutzung hinterlassen.
Hybride Lösung erleichtert den Weg in die Cloud
Wenn, dann nutzen mittelständische Unternehmen die Konzepte der Private Cloud, während sie um die Public Cloud nach wie vor lieber einen Bogen machen. Zudem ist die Cloud-Anbieterszene immer noch von US-amerikanischen Anbietern wie Amazon, Microsoft oder Salesforce dominiert. Hier wird den US-Behörden jedoch ein großer Spielraum bei der Untersuchung von Datenmaterial eingeräumt. Dass diese Untersuchungen auch wirtschaftlichen Interessen dienen, zeigt die aktuelle NSA-Spähaffäre. Aber auch die Übertragung sensibler Daten über das Internet in die Cloud birgt Risiken. Daten können abgefangen, manipuliert und missbraucht werden.
Der deutsche Mittelstand befindet sich in der Zwickmühle. Zum einen benötigt er eine flexible, skalierbare und bezahlbare IT-Infrastruktur, um die etablierten Geschäftsmodelle zu modernisieren und neue, digitale Geschäftsmodelle schnell in den Markt einzuführen, zum anderem bestehen Sicherheitsbedenken bei der Herausgabe von Unternehmensdaten und der Auswahl des richtigen Providers.
Die Lösung für den Mittelstand liegt in der hybriden Cloud-Nutzung. Ein Mix aus stark standardisierter Public Cloud und individuell konfigurierter Public Private Cloud, bei dem das Unternehmen genau bestimmen kann, welche Ressourcen an welchem Ort bereitgehalten werden. Dies erlaubt, die Vorteile beider Welten zu nutzen, ohne die vollen Risiken in Kauf nehmen zu müssen.
Zugleich können Unternehmen einen weiteren möglichen Nachteil der Cloud ausschalten: Höchste Wirtschaftlichkeit gibt es in der Cloud immer nur um den Preis hoher Standardisierung und Automatisierung. Im Hybrid-Modell können Unternehmen diese standardisierten Cloud-Leistungen auf die Bereiche beschränken in denen sie sinnvoll sind, nicht standardi-sierbare Anforderungen werden in einer Private Cloud erfüllt – teurer, aber dafür genau passend und immer noch flexibel.
Verschlüsselung schafft Sicherheit
Zum anderen sollten sensible Unternehmensdaten in der Cloud verschlüsselt abgelegt werden. Im Idealfall bietet der Provider Cloud-Services mit einer Ende-zu-Ende Verschlüsselung. So werden die zu übertragenden Daten schon vor dem Transport verschlüsselt und erst am Ziel wieder entschlüsselt. Verfügt der Cloud-Provider auch noch über entsprechende Zertifizierungen und erbringt den Nachweis, dass bestimmte ISO-Normen wie z.B. die ISO 27001-Zertifizierung auf Basis IT-Grundschutz eingehalten werden, können in der Cloud oftmals höhere Sicherheitsstandards als im eigenen Unternehmen realisiert werden. Die wenigsten mittelständischen Unternehmen verfügen über die Möglichkeit der redundanten und über mehrere Rechenzentren verteilten Datenhaltung. Auch eine eigene IT-Abteilung, die sich kontinuierlich um neue Sicherheitsherausforderungen kümmert, ist nicht die Regel.
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass die Digitalisierung und in Folge dessen die massive Veränderung des Markumfeldes die Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Sie müssen schneller und flexibler auf neue Marktchancen und Wettbewerber reagieren, hierzu benötigen sie eine leistungsfähige und veränderungsbereite IT-Umgebung. Den gezielten Einsatz von Cloud-Technologie zur Unterstützung der etablierten Geschäftsprozesse und insbesondere auch für die Erschließung neuer, digitaler Geschäftsmodelle sollten mittelständische Unternehmen daher intensiv in Betracht ziehen.
Autor: Jörn Petereit *
* Jörn Petereit ist bei der QSC AG in Köln zuständig für die strategischen Cloud-Projekte