Bonn – Nach der soeben abgeschlossenen Fruchtbehangschätzung rechnet der Verband der Deutschen Fruchtsaft-Industrie e. V. (VdF) in diesem Jahr in Deutschland mit rund 800.000 Tonnen Streuobstäpfeln. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies über 60 Prozent mehr, bestätigt VdF-Geschäftsführer Klaus Heitlinger in Bonn. Damit ist die sogenannte Alternanz, also die sich abwechselnden guten und schwachen Erntejahre, wieder hergestellt. Diese Alternanz war in Erntejahren 2010 bis 2012 mit vergleichbaren guten Ernteergebnissen nicht so deutlich zu spüren.
Per Sehrohr wird die Apfelernte geschätzt
Auf den Streuobstwiesen sah man in den vergangene Wochen Gruppen von Erwachsenen, die im Kreis stehend und mit „Fernrohren“ bewaffnet intensiv auf die Apfelbäume starrten. Was auf den ersten Blick nach Vogelkundlern aussah, war tatsächlich die jährlich wiederkehrende Arbeit der Ernteschätzer.
Nach der sogenannten „Bavendorfschen Fruchtbehangschätzung“ und einem speziellen, vom Verband der Deutschen Fruchtsaft-Industrie e. V. (VdF) in Auftrag gegebenem Sehrohr wird Jahr für Jahr im Juli ermittelt, wie viel Früchte der einzelne Baum auf einer bestimmten Fläche trägt. Nach einem speziellen Berechnungsverfahren ist es dem VdF dann möglich, per Hochrechnung eine annähernd präzise Aussage über den Ernteerfolg in ganz Deutschland zu geben, der in diesem Jahr bei 800.000 Tonnen liegen wird. Mit dieser Menge kann der Apfelsaftkonsum der Deutschen gedeckt werden.
Gemessen und bewertet wird der Apfelbehang ausschließlich auf Streuobstwiesen. Apfelbaumplantagen sind ausgenommen. Jeder Schätzer betrachtet zwischen 50 und 100 Hochstamm-Obstbäume. Der Sehrohrblickverlauf wird auf fünf Zählflächen je Baum gerichtet. Dieser Verlauf ist mit einem großen M zu beschreiben (siehe Grafik). Um vergleichbare Werte zu erhalten, ist auch der Abstand vom Ernteschätzer zum Baum festgelegt, ebenso die fünf zu bewertenden Flächen mit einem Durchschnitt von jeweils 68 cm.
Fruchtiger Naturschutz
In Deutschland werden rund 250.000 Hektar Fläche als Streuobstwiesen bewirtschaftet. Neben ihrer wirtschaftlichen Bedeutung bieten sie auch über 5.000 Tier- und Pflanzenarten wertvollen Lebensraum und Nährboden.
Auch die Fruchtsafthersteller fördern den Streuobstanbau, tragen zur Erhaltung durch Vertragsanbau bei, nutzen die Vielfalt der Obstarten und ihre besonderen Geschmacksvarianten. Spezielle Angebote wie der Streuobstwiesenapfelsaft oder sortenreine Apfel-, Quitten- oder Birnensäfte erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Fast jeder zweite Liter des deutschen Apfelsaftes enthält Streuobst. Liebhaber schätzen die ausgeprägte charakteristische Aromenvielfalt dieses meist naturtrüben Apfelsaftes, der aus unterschiedlichen, häufig alten Sorten gepresst wird. Immer mehr Anklang finden auch die Sortenreinen wie beispielsweise Rubinette oder Boskoop, die sich durch ihren ganz typischen Geschmack und ihre Konsistenz auszeichnen. Ganz gleich welcher Apfelsaft bevorzugt wird – der Verbraucher kann sich auch in diesem Jahr auf eine reichhaltige Auswahl wohlschmeckender Apfelsäfte freuen.
Quelle: ots