Berlin / München – Das Bayerische Wirtschaftsministerium und die Deutsche Energie-Agentur (dena) haben ein Pilotprojekt gestartet, das untersucht, wie die Stromnachfrage in Unternehmen flexibler gestaltet werden kann. Das Projekt wird die Potenziale in verschiedenen Branchen ermitteln und will gemeinsam mit rund zwei Dutzend Unternehmen in der Praxis erproben, wie diese ihren Stromverbrauch an die Lage im Energiesystem anpassen, ihre Energiekosten senken und zusätzliche Einnahmen durch den Verkauf ihrer Potenziale zur Lastverschiebung erwirtschaften können.
„Unternehmen können mit der Flexibilisierung ihres Stromverbrauchs nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten“, sagte Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner bei der Vorstellung des Projekts in München. „Sie können diese Flexibilität auch als Dienstleistung vermarkten und so neue Geschäftsfelder für sich erschließen. Die Voraussetzung dafür ist, dass sie wissen, wie sie ihre Anlagen flexibel betreiben können. Mit unserem Pilotprojekt unterstützen wir bayerische Unternehmen dabei.“
Mit dem Ausbau der Stromerzeugung aus Sonnen- und Windenergie wird es immer wichtiger, auch die Nachfrage flexibel steuern zu können. Aigner betonte: „Intelligentes Lastmanagement kann wertvolle Beiträge zur Bereitstellung von Ausgleichs- und Regelenergie im Stromsystem leisten und die Integration der stark schwankenden Erzeugung aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen unterstützen. Vor allem gewerblichen und industriellen Verbrauchern bieten sich hier große Möglichkeiten.“ Je nach hohem oder niedrigem Stromangebot aus Wind- und Photovoltaikanlagen können Industrieunternehmen ihre Nachfrage verlagern. Diese gezielten Laständerungen werden entsprechend verschiedener Preismodelle vergütet, das heißt für Unternehmen eröffnet sich hier ein neues Geschäftsfeld. Erste spezialisierte Dienstleistungsunternehmen stehen bereit, Unternehmen bei der Vermarktung ihrer Potenziale zur Lastverschiebung zu unterstützen.
Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, verwies darauf, dass die Unternehmen die Flexibilisierungspotenziale ihres Stromverbrauchs bisher kaum vermarkten. Lastmanagement werde allenfalls als Mittel zur Reduktion der eigenen Nachfragespitze eingesetzt: „In praktisch allen Branchen gibt es Potenziale. Auch mehrere kleinere flexible Lasten können gemeinsam vermarktet werden. In den Unternehmen, insbesondere in kleinen und mittleren, ist das kaum bekannt. Deshalb ist es gut, wenn Bayern hier vorangeht. Von den Erfahrungen werden Unternehmen bundesweit profitieren.“
Für ein überbetriebliches Lastmanagement eignen sich elektrische Prozesse, bei denen der Zeitpunkt der Stromaufnahme variiert werden kann, zum Beispiel die Bereitstellung von Wärme in Öfen oder Kälte in Kühlhäusern, der Einsatz von Schreddern, Pumpen oder Mühlen, die Elektrolyse von Metallen oder die Klimatisierung von Räumen.
Aufbauend auf den Ergebnissen der analysierten Praxisbeispiele wird die dena im Rahmen des Projekts Hilfsmittel entwickeln, die anderen Unternehmen den Einstieg in das Lastmanagement erleichtern sollen, wie beispielsweise einen Leitfaden, Checklisten oder Vertragsvorlagen für die Einbindung von Dienstleistern. Darüber hinaus wird die dena eine Strategie entwickeln, wie der Markt für Lastmanagement mittelfristig weiter ausgebaut werden kann.
Quelle: ots