Dresscodes am Arbeitsplatz werden außer in eher traditionellen Berufsbereichen wie dem Bankenwesen oder der Versicherungsbranche kaum noch eingefordert. In vielen deutschen Unternehmen mischen sich Business und Casual. Oft sind Manager und Vorgesetzte nicht von anderen Angestellten zu unterscheiden. Doch was ist erlaubt und wo zieht man Grenzen?
So beeinflusst Kleidung die Wahrnehmung
Wer auf der Suche nach einem neuen Outfit ist, kann sich von Mode- und Stilberatungen helfen lassen. Die Zalon Stilberatung zum Beispiel ermöglicht es, sich bequem über das Internet (und per App) vom persönlichen Stilberater ganz individuelle Wunschoutfits und Looks zusammenstellen und zusenden zu lassen. Gut gekleidet zu sein, ist heute also sehr einfach. Doch gut bedeutet nicht immer angemessen – vor allem am Arbeitsplatz.
Kleidung beeinflusst nicht nur uns selbst, sondern auch die Art, wie andere uns wahrnehmen. Das hat auch Auswirkungen auf die Arbeitswelt: Untersuchungen zeigen immer wieder, dass Kleider Leute machen und Menschen andere nach ihrem Aussehen beurteilen. So werden Frauen in einem sexy Kleid meist für weniger kompetent gehalten als Frauen im Business-Look. Tragen Männer einen Anzug, werden sie von anderen als ranghöher wahrgenommen, als sie womöglich sind. Rund 55 Prozent der Aufmerksamkeit, die der Mensch seinem Gegenüber entgegenbringt, entfallen auf das Outfit. Merkmale wie Frisur, Körperhaltung, Gestik, Mimik und Gesagtes sind hingegen zweitrangig.
Wie Menschen andere wahrnehmen, ist immer auch abhängig von den eigenen Erfahrungen und Emotionen. Seminare zur Mitarbeiterführung und Verhaltensreflexion von ComTeam beispielsweise verweisen darauf, dass Menschen sich selbst kennen müssen, um andere urteilsfreier wahrnehmen zu können. Denn meist projiziert man eigene Verhaltensmuster auf andere, schließt von eigenen Ideen, Erfahrungen und Vorlieben auf andere. Menschen denken oft in Vorurteilen, denn das erleichtert die Denkarbeit. Andere anhand ihrer Kleidung zu klassifizieren und ihnen Persönlichkeitsmerkmale zuzuordnen, ist daher ein typisches Vorgehen.
Neueste Studien zeigen sogar, dass Kleidung auch auf uns selbst wirken kann. In gewissem Maß überträgt man die Vorurteile, die man der einigenen Kleidung gegenüber hat, nämlich auch auf sich selbst.
Der Anzug steht für Macht und Privileg?
Bis heute hält sich hartnäckig das Vorteil, dass jemand, der Anzug trägt, mehr Macht hat und privilegierter ist als andere. Doch in vielen Berufsfeldern gelten alte Dresscodes und damit auch die stereotype Wahrnehmung der Träger nicht mehr. Je nach Branche herrschen andere Standards. Je kreativer die Branche, desto informeller und vielseitiger ist der Kleidungsstil der Mitarbeiter. Oft ist anhand des Outfits nicht zu erkennen, wer eine Führungsposition innehat und wer bloß „einfacher Angestellter“ ist.
Vor allem in der Start-up-Szene ist es üblich, dass sich jeder so anzieht, wie er möchte. Das allerdings führt mancherorts dazu, dass weder der eine noch der andere Kleidungsstil als angemessen empfunden wird. Arbeitet man in einem Kreativjob, kann es sein, dass der Kollege im Anzug oder die Mitarbeiterin im Blazer als overdressed wahrgenommen wird. Eine Jeans in Kombination mit Flip-Flops wiederum kann zu leger und nachlässig wirken.
Der Bruch mit vorgegebenen Dresscodes führt zu Freiheiten, aber auch zu Verwirrung. Woher weiß man, ob man dem Beruf und der Firma angemessen gekleidet ist, wenn kein Dressode vorgegeben ist? In vielen Fällen hilft es, sich an den anderen zu orientieren. Erscheinen die meisten in Jeans und T-Shirt, ist es demnach in Ordnung, diese oder ähnliche Kleidung zu tragen. Natürlich sollte grundsätzlich niemand seinen individuellen Zügen entsagen. Doch im Groben sollte der Stil dem der Kollegenschaft entsprechen.
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