Berlin – Ob Blutdruck oder Stoffwechsel – jeder dritte Mensch in Deutschland nimmt regelmäßig mindestens drei Medikamente pro Jahr, die ihm seine Ärzte verschreiben. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von YouGov, an der über 2.000 Menschen teilgenommen haben. Bei den ab 55-Jährigen trifft dies sogar auf knapp jeden zweiten zu. Dabei müssten die Arzneien oft mehrmals täglich genommen werden: „Gerade ältere Menschen haben teilweise ein Dutzend Tabletten, die der Körper zu unterschiedlichen Tageszeiten braucht, oft auch in wechselnder Dosierung“, sagt Konstantin Primbas. Er ist Gründer und Inhaber von Aponeo, einer Versandapotheke aus Berlin. „Bei Niereninsuffizienz zum Beispiel müssen Patienten sogar knapp 30 Tabletten pro Tag nehmen.“
Fehler bei der Einnahme
Die richtigen Medikamente, zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Dosierung – wenn Patienten oder Angehörige eine Vielzahl an Arzneien händisch aus den verschiedenen Großpackungen drücken und dann für unterschiedliche Einnahmezeiten sortieren, kann irgendwann ein Fehler passieren: „Bei Diabetes oder Rheuma liegt die Fehlerquote bei bis zu 50 Prozent. Bei Osteoporose-Patienten sogar bei bis zu 70 Prozent“, sagt Primbas. Die Gesundheitswirtschaft hat das Problem offensichtlich erkannt – in Deutschland gibt es erste Angebote von Apotheken, die patientengenau dosierte Portionen der entsprechenden Kapseln und Pillen ausliefern – für jeden Tagesabschnitt individuell abgezählt und gebündelt in durchsichtigen Beuteln, die automatisiert befüllt und verschweißt werden. Der Patient reißt morgens einen Beutel ab, öffnet ihn und nimmt alle Medikamente, die sich darin befinden. Mittags reißt er den nächsten Beutel ab etc. Die Patientensicherheit soll so erhöht werden: „Wenn der Sortierprozess automatisiert ist, wird jeder Beutel doppelt geprüft und das Ergebnis fotografisch dokumentiert. Der Gesetzgeber legt den Sicherheitsstandard hier extrem hoch“, so Hartmut Deiwick. Er ist Geschäftsführer des Apotheken-Dienstleisters PharmaHera. In anderen Ländern wie den Vereinigten Staaten von Amerika sei die patientenindividuell sortierte und für jeden Tagesabschnitt einzeln verpackte Medikamentenlieferung vergleichsweise etabliert. „Bei uns ist das noch ein junger Trend“, so Deiwick. Aktuell gebe es hierzulande nur knapp eine Hand voll führender Versandapotheken, die einen entsprechenden Service anbieten.
Beispiel Aponeo: Alle zwei Wochen eine neue Rolle
Eine davon ist seit 1. Oktober auch Aponeo. „Die Einzelverpackungen für jeden Tagesabschnitt kommen bei uns in Form einer gerollten Kette. Auf jedem Beutel ist der Einnahmezeitpunkt noch einmal aufgedruckt“, sagt Martin Kreissl-Kohrs, leitender Apotheker bei Aponeo. Alle zwei Wochen werde eine neue Rolle geliefert. „Die Medikamente kosten dabei genauso viel wie in jeder lokalen Apotheke. Gegebenenfalls fällt die gesetzliche Zuzahlung an wie sonst auch“, so Kreissl-Kohrs. Die Servicegebühr für Verpackung, Lieferung etc. liegt bei zwei Euro pro Rolle. Welche Medikamente in welcher Dosierung geliefert werden, wird im Vorfeld über den so genannten Medikationsplan abgeglichen. Zudem stimmen sich die Apotheker mit den jeweiligen Ärzten, Patienten oder Angehörigen ab – auch in der Folgezeit. Ändert sich die Zusammensetzung oder Dosierung der Medikamente, wird die Lieferung entsprechend angepasst. Weitere Informationen www.aponeo-medikation.de
Quelle: Aponeo